Das agronomische Potenzial von fragmentiertem Zweigholz (FZH), das bei der Zerkleinerung von Zweigen mit einem Durchmesser von weniger als 8 cm entsteht, wird zurzeit von Agroscope für den Ackerbau untersucht. Jedoch müssen die Best Practices für die Nutzung von FZH noch ausgearbeitet werden, denn dessen Einfluss auf die Bodeneigenschaften, den Nährstoffkreislauf und den Anbau von Ackerkulturen wurde noch nicht ausreichend quantifiziert.

Agroscope hat 2015 einen Versuch in Changins begonnen, bei welchem 150 m3 pro ha FZH eingearbeitet wurden, um die Auswirkungen auf die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Bodens und den Anbau von Ackerkulturen zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass das FZH höhere Aufnahmen von Stickstoff und Phosphor durch die Kulturen erlaubten. Im Boden wurden fünf Jahre nach dem Versuch ungefähr 8 % des durch das FZH gelieferten Kohlenstoffs in Form von in der Mineralfraktion gebundenem stabilem organischem Material nachgewiesen. Infolge der Verbesserung der Boden-Porosität und der Bodendichte ist die leicht nutzbare Wasserreserve ebenfalls gestiegen. Dies bedeutet eine grössere Toleranz des Systems gegenüber Wasserstress.

Diese vielversprechenden Ergebnisse ermutigen, diese Studien weiterzuführen, um die langfristigen Effekte von FZH auf die die Bodenfruchtbarkeit und die Ertragsstabilität der Ackerkulturen zu untersuchen.

Autoren: Mario Fontana, Luca Bragazza, Thomas Guillaume, Said Elfouki, Sokrat Sinaj, Agroscope

StandPunkt von Christophe Carlen, Leiter des strategischen Forschungsbereich Produktionssysteme Pflanzen bei Agroscope

Hecken und Ackerbau

Dank positiver Erfahrungen mit fragmentiertem Zweigholz (FZH) im Versuch in Changins und im Ausland wird das Anbausystem weiterentwickelt. Dabei werden Hecken im Abstand von 24 m auf Ackerflächen angebaut. Sie werden etwa alle drei Jahre geschnitten und gehäckselt, was die Produktion und Verteilung von FZH auf demselben Acker erlaubt. Die Kombination von Hecken und Ackerbau geht in Richtung eines Agroforstsystems.

Das Projekt beginnt 2022. Es wird mit einem systemischen Ansatz verschiedene Aspekte klären, etwa den Einfluss von Hecken und dem Eintrag von FZH in den Boden auf das Wachstum und die Erträge der Ackerkulturen, die Auswirkungen auf Bodenmikroorganismen und die Verfügbarkeit der Nährstoffe. Weiter werden die Veränderungen der organischen Substanz und Bodenfruchtbarkeit, sowie der Entwicklung der Unkräuter und der Biodiversität verfolgt. Das Anbausystem eignet sich vor allem für viehschwache oder -lose Ackerbaubetriebe oder für Böden mit einem tiefen Gehalt an organischer Substanz.
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