Seit einigen Jahren werden im Handel bei der Annahme von Verarbeitungskartoffeln zunehmend ungenügende Backtests beobachtet. Beim Frittieren der Kartoffeln treten Verbräunungen der Gefässbündel auf. Betroffene Posten können nicht oder nur eingeschränkt zu Pommes frites oder Chips verarbeitet werden. Diese Qualitätsmängel haben sehr grosse negative wirtschaftliche Auswirkungen.
In Zusammenarbeit mit der gesamten Kartoffelbranche erforschen die BFH-HAFL und Agroscope die Ursachen der beobachteten Qualitätsmängel und suchen nach praktikablen Lösungen. Das Projekt (2024–2027) wird vom Bundesamt für Landwirtschaft und der Kartoffelbranche finanziert.
Die ersten Ergebnisse eines Monitorings von Ernteproben aus der ganzen Schweiz deuten darauf hin, dass das Bakterium Arsenophonus phytopathogenicus die Hauptursache für die ungenügenden Backtests ist. Stolbur wurde hingegen nur sehr selten in den Kartoffelproben gefunden. Damit unterscheidet sich die Situation deutlich von deutschen Anbaugebieten, in denen Arsenophonus und Stolbur häufig gemeinsam auftreten und die Schäden verstärken. Die Bakterien werden durch Zikaden übertragen.
Arsenophonus verursacht bei Zuckerrüben das «Syndrome des basses richesses» (SBR). Das erklärt, wieso sich die Qualitätsmängel bei Kartoffeln bisher auf die Westschweiz beschränken, wo diese Rübenkrankheit seit mehreren Jahren für Probleme sorgt. 2024 wurden auch in den Regionen Aargau und Zürich einige Zikaden und Zuckerrüben entdeckt, welche die Krankheit trugen. Deshalb braucht es dringend wirksame Massnahmen, um die weitere Verbreitung zu verhindern.
Hoffnungsschimmer dank ersten Forschungsresultaten: Kommentar von Christoph Kohli, Swisspatat [IMG 2]
Seit einigen Jahren machen im Seeland und weiter westwärts Richtung Orbe- und Broyeebene unzureichende Backteste bei Chips- und Frites-Kartoffeln den Produzenten zu schaffen. In diesen Hauptanbaugebieten werden schätzungsweise 80'000 t oder über die Hälfte der Kartoffeln für die Frites- und Chips-Industrie angebaut.
Mit der Ausbreitung von SBR auf Zuckerrüben wuchsen auch die Probleme bei den Kartoffeln. Dank dieses Forschungsprojekts, welches durch die Finanzierung durch das BLW und finanziellen Beiträgen aus der Kartoffelbranche zustande kam, gibt es nun Hoffnungsschimmer:
- Die Kartoffelsorten reagieren unterschiedlich empfindlich. Es gilt nun, dies bereits in einem frühen Stadium der Sortenprüfung zu berücksichtigen.
- Fruchtfolgemassnahmen und allenfalls direkte Massnahmen wie gebeiztes Saatgut sind unbedingt zu prüfen.
Gemeinsam muss es gelingen, eine weitere Ausbreitung möglichst zu verhindern und in betroffenen Gebieten einzudämmen.