Das Parlament hat mit grossen Mehrheiten den Stützungsmassnahmen für den einheimischen Zuckerrüben-Anbau zugestimmt: Der Nationalrat mit 116 zu 58 Stimmen bei 22 Enthaltungen und der Ständerat mit 31 zu 8 Stimmen bei 5 Enthaltungen.

Mit gesicherten Einzelkulturbeiträgen (2000 Franken pro Hektare, mit einem Zuschlag von 200 Franken für IP und Bio) und einem moderaten Grenzschutz (70 Franken pro Tonne Zucker) – beides befristet bis 2026 – erhält die Branche jetzt Planungssicherheit und faire Marktbedingungen gegenüber dem importierten Zucker.

Erleichterung beim Schweizer Bauernverband, bei Zuckerrübenpflanzern und Zuckerproduzenten

In einer gemeinsamen Medienmitteilung zeigen der Schweizer Bauernverband SBV, der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer SVZ und die Schweizer Zucker AG ihre Erleichterung und Freude: «Wir hoffen, dass jetzt wieder vermehrt die dringend notwendigen Zuckerrüben angebaut werden», erklärte der Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer, Josef Meyer.

Die Sorgen waren nicht unberechtigt, steht die Schweizer Zuckerproduktion doch vor existenziellen Herausforderungen. Billiger Importzucker aber auch Krankheiten und Klimaeinflüsse drückten auf die Anbau-Interessen der Pflanzer. Manch ein Zuckerrübenpflanzer setzte aus oder verabschiedete sich gänzlich von der Zuckerrübe. Alleine 2021 verkleinerte sich die Anbaufläche um 1545 Hektaren auf 17'000 Hektaren.

Mit dem Entscheid, die Massnahmen beim Grenzschutz und den Einzelkulturbeiträge bis 2026 weiterzuführen, erhalten die Rübenpflanzer nun Planungssicherheit und der nachhaltigere Schweizer Zucker einen fairen Preis im Markt. Die Branche wird nun die Preise und Übernahmebedingungen für den Rübenanbau 2022 in den nächsten Tagen definitiv festlegen und die Produzenten informieren.

Forschung erhält Zeit für ökonomischen und ökologischen Zuckerrüben-Anbau

Mit dem Entscheid des Parlamentes hat die Branche vor allem eines gewonnen: Zeit. Und diese benötigt sie, um den  Anbau  von  Zuckerrüben nachhaltiger, dabei aber auch ökonomischer und ökologischer zu gestalten.

Der Anbau nach Bio-und IP-Suisse-Vorgaben erfreut sich zwar steigender Beliebtheit, doch um genügend Rüben zu erhalten, braucht es nach wie vor mittelfristig auch den konventionellen Anbau.

So ist es an der Forschung, weiter nach krankheitsresistentem Saatgut  zu suchen, um den Einsatz von  Pflanzenschutzmitteln  zu vermindern,  um den Bio-und IP-Suisse Vorgaben zu genügen.

Das eigens dafüraufgebaute Forschungsnetzwerk zur Rettung des schweizerischen Rübenanbaus wird mit diesem politischen Entscheid nun in seiner Arbeit bestätigt. Hinter dem Forschungsnetzwerk stehen die Fachstelle für Zuckerrübenbau SFZ, Agroscope, die HAFL, das FiBL sowie die kantonalen Pflanzenschutzfachstellen.

Die Rübenpflanzer  werden sich aktiv mit Feldversuchen beteiligen und die Zuckerfabriken in Aarberg BE und Frauenfeld TG wollen investieren und diversifizieren, um mehr aus der Rübe zu machen und die Energieeffizienz zu erhöhen. Dazu gehört auch die Ethanolproduktion (aus der Melasse) in der Zuckerfabrik Aarberg durch Alcosuisse AG und die Schweizer Zucker AG.

Nicht zu unterschätzen ist der Entscheid des Parlamentes auch im Hinblick auf die Landesversorgung mit dem wichtigen Lebensmittel Zucker. Mit dem Erhalt der einheimischen Zuckerproduktion können rund 70 Prozent der Nachfrage befriedigt werden und auch die Äufnung der Pflichtlagerbestände liegt damit in eigenen Händen.