Kurz & bündig

- Beim Boumatic-Melkroboter wird der Melkarm zwischen den Hinterbeinen angesetzt.
- In dieser Position können die Kühe bei Bedarf auch gut behandelt werden.
- Um den Zugang zu seinen Kühen weiter zu verbessern, baute Landwirt Michael Kurmann aus Kleinwangen LU eine «Melkgrube».
- Die Boumatic-Melkroboter-Einheit wird ab Werk als Modul gebaut.

Mir gefällt die vorgefertigte und kompakte Bauweise des Boumatic-Melkroboters», sagt Landwirt Michael Kurmann aus Kleinwangen im Kanton Luzern. Im Gegensatz zu anderen automatischen Melksystemen ist der Boumatic-Roboter ab Werk als Einheit konstruiert. Alles befindet sich in einem Modul. Die technischen Melkeinrichtungen sind eingehaust und hinter der Melkbox positioniert.

Die Einhausung erlaubt im Winter eine einfache und wirkungsvolle Frostsicherung mit einer kleinen elektrischen Heizung.

«Für mich war dies ein wichtiger Punkt, als wir uns vor fünf Jahren für die Stallerweiterung und den Melkroboter entschieden haben. Die Bise kann einem hier oben im Winter kalt um die Ohren pfeifen.» Der Betrieb der Familie Kurmann befindet sich auf einer Kuppe mit viel Weitsicht. Der Roboterarm ist ebenfalls im Technikraum untergebracht und setzt die vier Melkbecher von hinten an, wie bei einem Side-by-Side-Melk-stand.

Der Einbau der Roboter-Einheit erfordert etwas mehr Platz, da sie etwas länger ist als andere Melkroboter-Einrichtungen. Es braucht also eine frühzeitige Planung. «Es ist jedoch gut möglich, die Anlage in einem bestehenden Stall mit Rollen an den vorgesehenen Platz zu schieben», ergänzt Elias Hofstetter. Er ist Boumatic-Händler in der Schweiz.

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Im Stall von Michael Kurmann wurde es hell und luftig

Vor dem Umbau im Jahr 2015 haben Michael Kurmann und sein Vater 40 Kühe in einem zweireihigen Boxenlaufstall mit Tandem-Melkstand gehalten. Die Erweiterung auf 60 Kuhplätze wurde mit einem seitlichen Anbau am deckenlastigen Stall realisiert. Die neu entstandene Seitenwand ist mit einer Blache versehen, welche bei starkem Wind geschlossen werden kann, meistens jedoch offen bleibt. Der grosszügige Anbau brachte zusätzliche Liegeboxen-Plätze und viel Licht und Luft in den Stall.

Michael Kurmann entschied sich im Rahmen der Stallerweiterung rasch für einen Melkroboter. Dabei achtete er auf Details, welche ihm nun zu Gute kommen.

Er schätzt beispielsweise das Ansetzen des Melkarms von hinten. Das erlaubt ihm auch einen guten Zugang zur Kuh, sollte diese beim Melken manuell unterstützt werden. Vor allem aber kann er eine Kuh bei Bedarf in der Melkbox behandeln.

Die Zugänglichkeit wurde noch zusätzlich verbessert, indem eine Melkgrube ausgehoben wurde. «Wenn ich in den Technikraum steige, muss ich zwar zwei Stufen nach unten, habe aber eine bequeme Arbeitshöhe zur Kuh in der Melkbox.» Diese Sonderlösung werde heute bei der Planung immer angesprochen und auch oft ausgeführt, ergänzt Elias Hofstetter.

Nicht zuletzt wegen der Nähe zur Hofstetter Melktechnik im benachbarten Beinwil AG hat sich Michael Kurmann für den Melkroboter von Boumatic entschieden. Er ist mit der Technik sehr zufrieden, wie auch mit den jährlichen Unterhaltskosten für Service und Reparatur. Diese beziffert er mit rund 5000 Franken pro Jahr. Kurmann traut sich auch etwas zu. Er hält beispielsweise Ventile für Wasser und Luft selber am Laufen oder ersetzt sie.

Die Kühe scheinen mit dem automatischen Melksystem auch glücklich zu sein. «Vorher kam man in den Stall und trieb die gesamte Herde zum Melken. Heute hat jede Kuh ihre Ruhe, und das sieht man ihnen an.»

Bei der Umstellung auf den Melkroboter gab sich Michael Kurmann viel Zeit. Während dreier Wochen diente die Melkbox nur als Kraftfutter-Station. Die Kühe konnten sich so langsam an die Einrichtung gewöhnen. «Als wir am ersten Tag die Melkeinrichtung starteten, waren wir bis spätabends dabei und standen bereits morgens um vier Uhr wieder im Stall. Ich habe dann gestaunt, dass in der Nacht 15 Melkungen selbstständig stattgefunden haben. Das gab mir ein gutes Gefühl, und jede Kuh hat den Umstieg geschafft.»

Für das Weiden wurde der Tierverkehr geregelt

Morgens lässt Michael Kurmann die Tiere bis etwa 9 Uhr auf die Weide. «Bis dann fressen sie rund zwei Stunden. Ich hole sie zurück in den Stall, bevor sie sich hinlegen. Sonst bleiben sie zu lange draussen und vor dem Roboter gibt es dann einen Stau.»

Wegen dem Weiden wurde der ursprünglich freie Tierverkehr geregelt. Der Zugang zur Futterachse ist nun nur durch die Melkbox oder ein zusätzliches Selektionstor möglich. Ein Tier kann also nur dann zum Fressgitter gelangen, wenn sie keine anstehende Melkung hat. Ansonsten bleibt das Selektionstor verschlossen und es gibt nur den Weg durch die Melkbox. Durch diese Regelung wird im Melkroboter zudem weniger Kraftfutter benötigt.

Die Kühe erreichen durchschnittlich 2,6 Melkungen innert 24 Stunden. Die Tiere sind eine Kreuzung von Brown Swiss und Holstein und leisten einen Stalldurchschnitt von rund 9500 Kilogramm Milch. Die Milch wird an die ZMP geliefert.

Der Zugang in die Melkbox ist von beiden Seiten möglich

Die Melkroboter-Einheit ist in gleicher Ausrichtung wie die Liegeboxen positioniert. Normalerweise gelangen die Kühe immer von der gleichen Seite in die Melkbox. Die Tiere gehen, wie bei einem Tandem-Melkstand, seitlich in die Box hinein und hinaus.

Diese zwei Öffnungen hat es jedoch auf beiden Seiten. Dadurch kann ein Tier nicht nur zurück in den Stall, sondern auch in die Abkalbe- oder Behandlungsbucht auf der anderen Seite geleitet werden, ohne dass zusätzliche Selektionstore benötigt werden. Die Box ist ab Werk damit ausgerüstet.

Befindet sich eine Kuh in der Behandlungsbucht, kann sie selbstständig zum Melken. Auf ihrer Seite gibt es auch einen Eingang. Steht sie davor, wird sie von einem Sensor erkannt und wenn die Melkbox frei wird, erhält sie den Vortritt.

«Für mich ist dies eine praktische Einrichtung. Beispielsweise dann, wenn eine Kuh lahmt und sich im Wellnessbereich des Stalls einige Tage erholt und trotzdem frei zum Melken kann.» Mit dem Kraftfuttertrog, der sich in Längsrichtung bewegen kann, wird jede Kuh in die ideale Position zum Melkarm gehalten.

Die Zitzen werden mit einem Vormelkbecher gereinigt

Der Melkarm wird durch eine Kamera gesteuert. Durch das Livebild und die Erinnerung des Systems, wie die Zitzen jeder Kuh angeordnet sind, ergeben sich zügige Bewegungen.

Zuerst schnappt sich der Melkarm einen separaten Vormelkbecher für die Zitzenreinigung und Eutervor-bereitung. Danach werden die Milch-becher angehängt. Der Melkarm schnappt sich zwei Becher aufs Mal. Der Arm hält die Becher magnetisch fest. Ist der Becher angehängt, zieht sich der Magnet in ein Gehäuse zurück und der Kontakt löst sich.

Betriebsspiegel der Familie Kurmann

Christine und Michael Kurmann, Kleinwangen LU

LN: 36 ha
Kulturen: Mais, Weizen, Ganzpflanzensilage (GPS), Kunstwiese, Naturwiese
Tierbestand: 60 Milchkühe, 40 bis 50 Aufzuchttiere, 37 Mastschweine
Weitere Betriebszweige:Nussbaum-Beizli
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Vater

Doppelbox melkt 100 Kühe

Der Boumatic-Gemini-Doppelbox-Melkroboter ist in der Lage mit einem Arm zwei Kühe zu bedienen. Dadurch lassen sich Bestandesgrössen bis zu 100 Kühen melken. Mit der Doppelbox kann der Melkarm besser ausgelastet und die Leistung um rund das 1,5-fache gesteigert werden. Damit schliesst Boumatic die Lücke von 65 bis 100 Kühen mit nur einem Roboter.

Melken von hinten

Boumatic ist der einzige Hersteller, welcher das automatische Melken zwischen den Hinterbeinen auf dem Markt anbietet. Dank dieser Anordnung ist es für die Kuh fast unmöglich, auf den Roboterarm zu treten. Zudem ist die Selektion der Tiere direkt ab der Melkbox ohne zusätzliche Tore bei Boumatic Standard.

Der Milchfluss wird überwacht und die Daten werden am Herdenmanagement-System aufbereitet und sind online abrufbar. Für eine exakte Milchkontrolle jeder Kuh kann im Milchfluss auf Wunsch ein Zellzahl-Messgerät zugeschaltet werden.

Der integrierte Technikbereich des Roboters wird von aussen mit Frischluft belüftet und sorgt für einen leichten Überdruck. Dadurch wird Staub ferngehalten.

Der neue Boumatic Gemini Melkroboter kostet montiert rund 180 000 Franken. Der Preis variiert jedoch je nach Ausrüstung und Optionen.