Die effiziente Stickstoff-Düngung wird sofort zum Thema, wenn Grundwasserschutz und Gemüseproduktion zusammentreffen. Im Forschungs-projekt CriticalN soll erstmals ein Weg gezeigt werden, wie beides besser vereinbart werden kann. Dieses Ziel haben sich das Gutachterbüro TerrAquat und Agroscope gemeinsam mit der kantonalen Beratung (BE/SO) und den grössten Produzenten im Nitratprojekt Niederbipp–Gäu–Olten gesetzt.
Die Nitrat-Probleme im Gemüsebau sind dabei anspruchsvoll:
- Die N-Verluste der gängigen Praxis waren mit > 250 kg N/ha im Jahr sehr hoch, getrieben von der Sorge, dass die Marktqualität mit weniger Düngung nicht erreicht wird.
- Erntereste und hohe Humusvorräte (teils > 15 000 kg N/ha) hinterlassen viel «graues N», das bisher nicht berücksichtigt wurde. Die notwendige Bewässerung erhöht die N-Auswaschungen auch im Sommer.
Grossteil an Stickstoff ist das «graue N»
Das Projekt CriticalN macht diese «grauen N»-Vorräte in Versuchen und Bilanzen sichtbar und durch schnelle Düngeempfehlungen nach Nmin auch nutzbar. Im Vorgängerprojekt NitroGäu konnte schon gezeigt werden, dass das «graue N» mehr als zwei Drittel des pflanzenverfügbaren Stickstoffs im Boden ausmachte, aber ohne Messungen für die Produzenten unsichtbar war.
Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass ohne Qualitäts- und Ertragseinbussen, durch gezielte Nutzung von «grauem N», viel Stickstoff zum Nutzen des Grundwasserschutzes eingespart werden kann. Ebenfalls werden Massnahmen zum Schutz vor Nitrat-Auswaschung über den Winter untersucht.
Standpunkt von Martin Freund vom Inforama:Top oder Flop [IMG 2]
Im Frischgemüseanbau sind die Produktionskosten sehr hoch. Es gilt, alle Faktoren für einen gesicherten Ertrag mit hoher Qualität optimal zu steuern. Im Gemüsebau gibt es keine halben Sachen. Entweder sind die Produkte top und vermarktbar oder sie sind es eben nicht, also flop.
In einer Region mit Nitratprojekt geht es darum, die N-Düngung so gezielt und effizient wie möglich zu gestalten, ohne markante Abstriche bei der Qualität und dem Ertrag. Erste wissenschaftlich belegte Massnahmen gibt es: Start- und Kopfdüngungen nach Nmin-Analyse gezielt kultur- und parzellenspezifisch ausbringen, Vorkulturen in der N-Düngung der Folgekulturen berücksichtigen, möglichst keine Brachzeiten ab Sommer bis Winter zulassen und gezielt Stickstoff-zehrende Zwischenkulturen anbauen.
Trotz Zusatzaufwand erlangen die Produzenten in der Region Niederbipp–Gäu–Olten mit der wissenschaftlichen Begleitung und der kontinuierlichen Nmin-Beprobung der Parzellen wichtige Erkenntnisse für die N-Mobilisierung ihrer Böden und die bedarfsgerechte N-Düngung.