Der Rückgang der Weidewirtschaft im Berggebiet begünstigt die Verbuschung der Alpen durch Grünerlen. Die zunehmende Ausbreitung dieser Art hat verschiedene negative Folgen für die Weiden: Abnahme der Futterqualität, Verlust an Biodiversität, Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie Eutrophierung (Überdüngung) und Versauerung der Böden.

Vor diesem Hintergrund führt Agroscope in Zusammenarbeit mit den Organisationen «Alpine Tetrao Tetrix» und «Proconseil» ein Projekt durch, in dem verschiedene mechanische Verfahren in Kombination mit der Beweidung durch Ziegen und Rinder evaluiert werden.

Die Ergebnisse des ersten Versuchsjahres zeigen, dass die Ziegen die Blätter der Erlen und verschiedene Arten der Unterholzvegetation wie Farne gut frassen. Rinder hingegen bevorzugten Sträucher, Grünerlen wurden kaum gefressen. Die Ziegen verzehrten im August und September fast den gesamten Grünerlenaufwuchs, der zuvor geschnitten worden war. Sie entrindeten zudem mehr als 20 % der Bäume.

Insgesamt sind die Ergebnisse vielversprechend im Hinblick auf eine mittelfristige Wiederaufnahme der Beweidung.

Kommentar von Massimiliano Probo, Leiter Agroscope-Forschungsgruppe «Weidesysteme»:
Grünerlen als Futterquelle nutzen [IMG 2]

Agroscope hat in den letzten Jahren mehrere Studien zur Invasionsdynamik von Grünerlen, zu ihrer Qualität als Futterressource und zu ihrer Bekämpfung durchgeführt. Die Blätter der Grünerle bieten vor allem im Frühsommer ein interessantes Futter für Wiederkäuer. In dieser Jahreszeit haben die Blätter einen hohen Proteingehalt und reduzieren durch ihren Gehalt an kondensierten Tanninen die Methanproduktion der Wiederkäuer.

Die Bekömmlichkeit der Blätter variiert jedoch, sodass diese Futterquelle vor allem von robusten Wiederkäuern gefressen werden sollte. Neben den im unten stehenden Artikel erwähnten Ziegen zeigten auch Hochlandrinder und Engadiner Schafe eine hervorragende Blattaufnahme.

Neben der Verbisswirkung verursachten diese Tierkategorien auch erhebliche mechanische Schäden an den Erlen: die Hochlandrinder durch Tritt und Scheuern an den Bäumen und die Engadiner Schafe durch Entrinden der Bäume. Damit können die Tiere zur Rückgewinnung verbuschter Weideflächen beitragen.