Kurz & bündig

  • Dank Weidezaun-Überwachung kann der Landwirt zu jeder Zeit und von jedem Ort die Spannung der Zäune mit seinem Smartphone prüfen.
  • Fällt die Spannung unter 3000 Volt, erhält er eine Störungsmeldung.
  • Praktisch ist das Ein- und Ausschalten des Elektro-Zaunes per Smartphone.
  • Die App lässt sich auf mehreren Smartphones installieren. Das ist praktisch bei Abwesenheit.

Ob Kuh, Pferd oder Geiss: Alle Tiere testen den Elektro-Zaun immer wieder. Denn das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist immer grüner und saftiger. Dem schlauen Pferd reicht gar eine Annäherung mit den Tasthaaren, um die Spannung des Zaunes abzufragen. Kräuselt es die Tasthaare nicht, ist kein Strom auf dem System. Der Zaun wird gnadenlos weggedrückt.

Der Landwirt, Pferdebesitzer oder Kleintierhalter kommt meistens zu spät. Er bemerkt den Schaden häufig erst, wenn der Nachbar anruft. Fehler am Elektro-Zaun findet man oft erst bei einer routinemässigen Kontrolle. Und ganz ehrlich: Wer macht das schon jeden Tag?

Steiners Freiland-Mastpoulets sind weit weg vom Betrieb

Anders herum läuft es bei Landwirt Daniel Steiner aus Reitnau AG. Er muss seine Tiere nicht am Ausbüxen hindern, sondern sie vor Feinden schützen. Allen voran: dem Fuchs. Steiner hält seit Herbst 2019 Freilandpoulets in sechs mobilen Hühnerställen à 400 Tieren. Je drei Hühnerställe hat er pro Zaun-Anlage zusammengefasst. «Bei der Umzäunung habe ich mich für die Luxusvariante entschieden.»

Gründe hat Daniel Steiner genug: Die Hühnerställe sind 500 Meter Luftlinie vom Dorfkern entfernt. Steiner hat somit keine Möglichkeit, die Hühner vom Wohnhaus oder vom Stall aus zu sehen. «Und wenn, wäre ich sowieso zu spät, wenn etwas wäre.»

Die Luxusvariante besteht bei Steiner aus einem Netz, damit die Hühner innerhalb des Zaunes bleiben. In einem Abstand von etwa 40 cm gegen aussen hat es einen weiteren Zaun mit vier Drähten. «Dieser ist gegen den Fuchs», erklärt Steiner. Tagsüber ist nur das Netz am Strom, in der Nacht sind beide Zäune aktiv.

«Ohne Stromschläge kommt keiner in die Anlage hinein»

Eine Schlüsselfunktion ist für Steiner das An- und Ausschalten des Zaunes per Smartphone. Normalerweise zäunt man die Stirnseite des Stalles aus, damit man an den Viehhüter gelangt. Die Hühnerställe sind bei Steiner aber ringsum eingezäunt. «Das erspart Arbeit beim Umzäunen», sagt Steiner. Der Landwirt käme ohne sein Smartphone also nur unter Stromschlägen in die Anlage hinein. «Das ist so», sagt Steiner und lacht, «aber so würde es auch einem Viehhüter-Dieb ergehen.»

Auf Stromschläge kann Steiner getrost verzichten, denn er hat sein Smartphone so oder so immer dabei. «Wer kennt den Gedanken nicht», sagt Steiner, «man ist auf dem Feld oder unterwegs und denkt sich, habe ich jetzt vorhin den Viehhüter eingestellt oder nicht?»

Das zu kontrollieren ist für Steiner eine Sache von ein paar Sekunden. Er zückt sein Smartphone und öffnet die App der Weidezaun-Überwachung. Zu sehen ist die aktuelle Spannung, oben rechts leuchtet der grüne Power-Button und es zeigt «Aktiv» an. 

Wäre der Viehhüter ausgeschaltet, könnte Steiner den Button nur einmal drücken und die Anlage würde wieder laufen. Weil der Viehhüter und die Weidezaun-Überwachung bei Steiner nicht über die gleiche Stromquelle versorgt werden, braucht es einen Schaltadapter. Eine weitere wichtige Funktion ist für Steiner die Überwachung der Spannung. «Vor jedem Einschlafen checke ich noch schnell die Spannung auf dem Zaun», sagt Steiner.

Die Alarmschwelle lässt sich individuell einstellen

Die Störungsmeldungen sind für Steiner sekundär, da er die Spannung mit seinem Smartphone sowieso mehrere Male pro Tag kontrolliert. Die Störungsmeldungen kommen per Push-Nachricht und optional per Email. Und solche hatte Steiner nur in der Anfangsphase.

Damals hatte er noch zwei Viehhüter. Den alten am Netz, den neuen am Draht. «Wenn diese zusammenkamen, gab es einen Kurzschluss und in der Folge eine Störungs-Information an mich». Die Alarmschwelle kann der Landwirt individuell einstellen. Sprich: Steiner hat die Alarmschwelle so eingestellt, dass er informiert wird, sobald die Spannung unter 3000 Volt fällt.

Heute hat Steiner pro drei Hühnerställe je einen leistungsstarken Viehhüter und je ein Überwachungs-Gerät. Steiner achtet auf Abstand zwischen den Zäunen und kontrolliert jeden zweiten Tag die ganze Zaunanlage.

«In einer Nacht schafft es der Fuchs nicht, den ganzen Tunnel bauen», sagt Steiner, «und so würde ich beim Kontrollgang erste Grab-Versuche sofort bemerken.»

Überwachungs-App auch auf dem Smartphone der Nachbarin

Für das Einrichten und die Montage des Geräts (inklusive dem Verlegen von Kabelbahnen) brauchte er nur eine Stunde. «Aber beim ersten Gerät im Herbst 2019 brauchte ich noch deutlich mehr Zeit», erinnert sich der Landwirt.

Als Nachteile nennt Steiner, dass beim Kauf eines Geräts oft nicht die neuste Version der Software drauf sei. Das sei ärgerlich, wenn man das selber updaten müsse. «Aber der Kundendienst der Firma Ako in Deutschland ist sehr hilfsbereit und innert kurzer Zeit ist die neuste Version drauf.»

Die App für die Weideüberwachung ist nicht nur auf Daniel Steiners Handy installiert. «Auch meine Frau und unsere Nachbarin haben die App», sagt Steiner. Es war nur ein zusätzliches Login und ein Passwort nötig. Der Landwirt kann so getrost weg oder in die Ferien, ohne dass er sein Smartphone für die Bedienung zu Hause lassen müsste.

 

Weide-Überwachungs-Systeme sind bis jetzt wenig gefragt

«Weidezaun-Überwachungssysteme mit App für das Smartphone gibt es in der Schweiz seit gut zwei Jahren», sagt Teoman Oeztoros von Hauptner. Hauptner führt das Gerät Fence Control von Ako im Sortiment, das auch Landwirt Steiner einsetzt. Die Weidezaun-Überwachung von Fence Control kostet bei Hauptner 365 Franken. Und die jährliche Gebühr für die Datenübermittlung beläuft sich auf 38 Franken und fällt ab dem vierten Jahr an.

«Wir haben firmenintern berechnet, dass Landwirte jährlich 50 bis 60 Arbeitsstunden in die Kontrolle von Weidezäunen und Weidezaun-Geräten stecken», sagt Oeztoros. Er ist überzeugt, dass eine Weidezaun-Überwachung viele Kontrollstunden erspart. Wie viele genau, kann Oeztoros allerdings nicht beziffern.

Der Absatz von Weidezaun-Überwachungen hält sich bis jetzt in Grenzen. «2019 verkauften wir lediglich 15 Stück, und bis Anfang April 2020 fünf Stück.» Teoman Oeztoros ist sicher, dass solche Weidezaun-Überwachungen in Zukunft eine grössere Rolle spielen werden.

«Aber vielleicht braucht es noch ein bis zwei Jahre Zeit, bis sich diese Produkte auf dem Markt etabliert haben», sagt Oeztoros. Bis jetzt schauten die Schweizer Landwirte vor allem darauf, dass ihre Weidezaun-Geräte an sich gut funktionieren. An Weidezaun-Überwachungssysteme dachte man gar nicht.

 

 

Betriebsspiegel Betrieb Steiner

Flavia Schär und Daniel Steiner mit Sira (13) und Livio (3) aus Reitnau AG

LN:16 ha

Bewirtschaftung: Bio

Betriebszweige: Gemüsebau (Terraviva und Direktverkauf), Freiland-Pouletmast, Pferdepension

Kulturen: Kartoffeln, Karotten, Randen, Petersilienwurzeln, Pastinaken, Kabis, Salat

Tierbestand: 2500 Freilandpoulet-Plätze, 2 Pensionspferde

Arbeitskräfte:Betriebsleiterehepaar, Eltern Vreni und Kurt Steiner, mehrere Angestellte und Aushilfen zu Spitzenzeiten

www.steiners-biohof.ch