Bei der Milchleistungsprüfung MLP werden Fett- und Eiweissgehalt, Laktose- und Harnstoffwerte und weitere Parameter im Labor gemessen. Die Daten dienen den Zuchtverbänden als wichtige Information für die Zuchtarbeit.
LandwirtInnen erhalten die Milchleistungsdaten ihrer Kühe ebenfalls. Auf der bisherigen 9-Felder-Tafel kann der Landwirt auf einen Blick sehen, ob er seine Kühe richtig füttert oder ob Stoffwechselprobleme vorliegen.
Veraltete Referenzwerte angepasst
Die Referenzwerte, mit denen die Leistungsdaten verglichen werden, stammen aus den 1980er-Jahren. Seither haben sich die Kühe genetisch stark weiterentwickelt. Ausserdem wurden Fütterungs- und Herdenmanagement angepasst. Höchste Zeit also, auch die MLP anzupassen.
Die Zuchtverbände Braunvieh Schweiz, Holstein Switzerland und swissherdbook haben zusammen mit Agridea die Beurteilung weiterent-wickelt. Dazu wurde die deutsche Methodik anhand von Schweizer Daten auf hiesige Gegebenheiten angepasst.
Die wichtigsten Komponenten der überarbeiteten MLP
- Die Kühe werden neu auf einer 6-Felder-Tafel eingeteilt. Die senkrechte Achse zeigt den Fett-Eiweiss-Quotient (FEQ) an. In Anlehnung an die frühere 9-Felder-Tafel wurde die Achse «umgedreht»: So liegen Kühe mit Energiemangel und folglich hohem FEQ unten links. Die Grenze, bei der von einem Energiemangel gesprochen wird, unterscheidet sich zwischen drei Gruppen:
- Jersey: FEQ von 1,53
Jersey-Kühe mit einem höheren FEQ haben einen Energiemangel. - Montbéliard: FEQ von 1,3
- Rest: FEQ von 1,4
- Jersey: FEQ von 1,53
- Die Tier-individuelle Beurteilung ist dank der Einzeltier-Liste möglich. Dort werden unter anderem Stoffwechselstörungen der einzelnen Kühe aufgeführt: Energiemangel (E), Ketoserisiko (K), Strukturmangel (S), Verfettungsgefahr (F). Diese Abkürzungen werden auch in der 6-Felder-Tafel verwendet.
- In einer anderen Tabelle sind die Anteile der an Stoffwechselstörungen leidenden Tiere aufgeführt. Das ermöglicht die Beurteilung der gesamten Herde.
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Nicht nur Daten anschauen: Auch das Tier beobachten
Primär gelte es, diese Ergebnisse auf Stufe Herde zu analysieren, betont Martin Rust, Vizedirektor von Braunvieh Schweiz. «Indikatoren zu den Einzeltieren sollen immer mit einer Beobachtung des Tiers einhergehen und je nach Ausprägung sollte ein Fütterungsberater einbezogen werden.»
Der Wechsel des Beurteilungsschemas erfolgte anfangs Februar 2023 (bei Holstein Mitte März), weshalb die Zuchtverbände bis jetzt wenige Rückmeldungen aus der Praxis erhalten haben.
Diagnose wird präziser und damit zum besseren Werkzeug
Was laut Thomas Denninger, Datenmanager bei swissherdbook, bei der deutschen MLP beobachtet wurde: «Der Anteil Kühe, denen korrekt eine Stoffwechselstörung diagnostiziert wurde, wurde gesteigert. Die präzisere Beurteilung der Kühe ist Voraussetzung, um auf Stoffwechselprobleme richtig zu reagieren.»
Damit werde die MLP zum besseren Werkzeug für das Fütterungsmanagement, sagt Timothée Neuenschwander, Verantwortlicher Genetik und Entwicklung bei Holstein Switzerland.