Kurz und bündig

- Auf der Alp Mäder im Prättigau GR sömmerten rund 90 Milchkühe.
- Es war ein guter Sommer, der mehr als 7 Tonnen Käse ergab.
- Sind die Kühe abgezogen, stehen viele Unterhaltsarbeiten an: Zaun abräumen, Wasser und Strom abstellen und Käse verteilen.
- Die Klauen der Kühe werden nicht gepflegt, da sie sehr abgenützt sind.

Anfang September herbstelt es auf der Alp Mäder. Nicht mehr lange, und die Kühe werden von der Alp abfahren, ins Tal nach Küblis im Prättigau GR. An gemütliche Tage ist aber noch nicht zu denken: «Mit dem Tagesbetrieb auf der Alp ist erst Schluss, wenn alle Tiere weg sind», erklärt Christian Reidt.

Christian Reidt und Töni Hartmann sind Mitglied der Genossenschaft, welche die Alp Mäder unterhält und bewirtschaftet. Die beiden Landwirte alpen ihr Braunvieh den ganzen Sommer hier oben. Sie sind zufrieden mit dem Alpsommer 2021. Eine positive Bilanz, die nicht alle Schweizer Alpen teilen, war es doch vielerorts zu nass.

Viel Futter, Milch und Käse dank nassem Sommer

Die Alp Mäder kämpft in trockenen Jahren mit Futtermangel. Der viele Regen in diesem Jahr habe so viel Futter gebracht wie schon lange nicht mehr, sind sich Reidt und Hartmann einig. Das sehe man auch im Käsekeller: «Die Saison ist noch nicht zu Ende, doch es sieht schon sehr gut aus», sagt Hartmann, der Präsident der Alpgenossenschaft ist.

Rund drei Tonnen Bündner Alpkäse und Mutschli wurden bereits ins Tal transportiert, damit es im Käsekeller wieder Platz gab. Der restliche Käse wartet nun im Keller, bis auch er an die Landwirte verteilt wird.

Genaue Abrechnung beim Käseteilen

Sieben Genossenschaftsmitglieder geben ihre Milchkühe z’Alp. Der Käse wird entsprechend der Menge gemolkener Milch auf die Landwirte verteilt. Dabei sei wichtig, dass es genau zu und her gehe, erklärt Töni Hartmann: «Wenn eine Kuh krank ist und nicht gemolken werden kann, wird aufgeschrieben, wie viel Milch dadurch verloren geht. Der Besitzer der Kuh wird dementsprechend etwas weniger Käse erhalten.»

Gleich verhält es sich mit der Rechnung, die Ende des Sommers an die Bauern geht. Auch dort gilt: Jeder zahlt seine eigenen Kosten, es gibt keine Mischrechnung.

Weniger melken, mehr Galtkühe und Käsepflege

Bis die Kühe ins Tal gehen, herrscht noch Hochbetrieb. Die tägliche Arbeit verändere sich aber schon, finden Corinne Jost, Marcel Walther und Daniel Schäfer. Das dreiköpfige Team wurde von der Genossenschaft als Sennen und Sennin angestellt.

Walther ist Meisterkäser und verantwortlich für die Käse- und Butterproduktion. Jost und Schäfer holen die 90 Kühe von der Weide und melken sie. «Die Anzahl Kühe, die wir melken müssen, ist zurückgegangen. Stattdessen müssen wir nun vermehrt die zunehmende Zahl an Galtkühen auf der obersten Weide kontrollieren», sagt Schäfer. Und Walther ergänzt: «Ich käse nur noch jeden zweiten Tag, muss aber mehr Zeit für die Pflege des Käses einplanen.»

Melkanlage vor dem Frost schützen

Beim Besuch anfangs September war der Alpabzug Mitte September geplant. Vorher treffen sich die Landwirte, um gemeinsam den Kopfschmuck für die Kühe herzurichten. Und nachher, was bleibt noch zu tun, bevor der Winter kommt? «Wir schauen, welche Schäden es gibt: Am Gebäude, auf den Wegen und Strassen, bei den Wasserleitungen. Entweder flicken wir im Herbst schon oder notieren uns, was im Frühling zu tun sein wird», sagt Reidt, der als Gemeindewerkmeister fungiert.

Hartmann ergänzt: «Ich werde den Strom ausschalten und das Wasser zudrehen.» Schliesslich muss aus allen Gerätschaften das Wasser entleert werden, denn die Alphütte gefriert durch. Die heiklen Geräte wie zum Beispiel der Hochdruckreiniger werden mit ins Tal genommen. Der Dampfkessel, welcher das Käsekessi, den Pasteur und den Boiler beheizt, bleibt an Ort und Stelle. Ebenso die Rohrmelkanlage. «Die Standschäden sind sicherlich höher als die Betriebsschäden. Jeden Frühling wechseln wir zudem die Zitzengummis an den Melkaggregaten aus», erzählt Hartmann. Aber solange die gesamte Anlage kein Wasser enthalte, sei das Überwintern bei Minus-Temperaturen kein Problem, erklärt Hartmann.

Viel Arbeit, um den kilometerlangen Zaun abzuräumen

Die aufwändigste Arbeit wird das Abräumen der Zäune sein. Die Weidefläche beträgt rund 250 Hektaren. «Ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer Zaun wir jeden Frühling aufstellen und jeden Herbst wieder abräumen. Aber es werden viele sein», sagt Hartmann und lacht. Sie hätten noch nie Zaun zurückgelassen, erzählen er und Reidt.

Betriebsspiegel

Genossenschaftsalp, Küblis GR
1800 bis 2300 m ü. M., 90 Normalstösse

LN: 250 ha
Tierbestand: 90 Milchkühe, 20 Schweine, einige Hühner
Weitere Betriebszweige: Alpkäserei
Arbeitskräfte: Corinne Jost, Marcel Walther und Daniel Schäfer als Sennen. Landwirte leisten pro Kuh 4,5 Stunden Gemeindewerk.

Es sei schon vorgekommen, dass der Zaun im Oktober eingeschneit wurde. Aber der Oktober-Schnee schmelze immer, bevor der eigentliche Winter komme, sagt Reidt, so dass der Zaun dann doch noch abgebaut werden kann.

Bloss keine Klauen pflegen nach der Alp

Und dann wird die Alpsaison 2021 vorbei sein. Walther, Jost und Schäfer kehren nach Hause ins Bernbiet zurück. Reidt und Hartmann werden sich um ihre Kühe im Tal kümmern.

«Damit für die Tiere die Umstellung nicht allzu gross ist, werde ich die Tiere im Tal regelmässig auf die Weide lassen», so Reidt. Die meisten Tiere wird er zudem trockenstellen. So können sie sich vor der Abkalbung noch etwas erholen.

Wie sieht es mit der Klauenpflege aus, ist die besonders nötig? «Bloss nicht!», winkt Christian Reidt ab. «Nach der Alp sind die Klauen so abgenutzt, da kontrolliere ich höchstens, ob eine Kuh lahmt oder ob Steine eingetreten sind.» Die restliche Pflege kann warten bis im Frühling.