Herr Kurth, wie erklären Sie sich den Boom rund um den Dinkel?

Thomas Kurth: Das authentische Getreide Dinkel entspricht dem Zeitgeist der Konsumenten. Dinkel-Produkte vereinen Geschmack und Qualität zu einem ursprünglichen Genuss.

Vor allem die Marke UrDinkel ist bekannt und beliebt. Diese setzt aber den Extenso-Anbau voraus. Besteht bei einer Intensivierung nicht die Gefahr, dass die Marke UrDinkel verwässert wird?

Nein, die Marke UrDinkel mit ihren Produktionsvorschriften bleibt. Wir als IG Dinkel machen uns Gedanken über den gesamten Dinkel-Anbau, also auch den intensiven Bereich. Und da sehen wir auch ein gewisses Potenzial.

Lässt sich der Dinkel-Anbau denn intensivieren?

Mit unseren Sorten Ostro und Oberkulmer stossen wir an Grenzen. Die ersten Versuchsergebnisse mit moderneren Sorten stimmen aber sehr positiv.

Bis zum Anbau einer neuen Sorte bleibt aber noch viel zu tun. So müssen wir auch Versuche zu einer Anpassung der Düngungs-Norm durchführen.

Es braucht künftig zwei Düngungs-Normen: Eine für UrDinkel und eine für intensiv produzierten Dinkel. Unter anderem deshalb haben wir die geplante Versuchperiode um ein Jahr bis 2020 verlängert.

Wie soll der intensiv angebaute Dinkel vermarktet werden?

Er wird unter dem Label Suisse Garantie vermarktet. Wir wollen damit den Anteil, der bisher von den Verarbeitern importiert wurde, durch inländischen Dinkel ersetzen. Das gibt den Produzenten eine zusätzliche Anbauoption.

Der ausländische importierte Dinkel stammt bereits aus intensivem Anbau. Teilweise sind es genau die Dinkel-Sorten, die wir jetzt hierzulande testen.

Welche Mengen könnten künftig im Inland statt im Ausland angebaut werden?

Der Importanteil schwankt jährlich. Letztes Jahr wurden rund 7000 Tonnen Dinkel in die Schweiz importiert. Bei einem Ertrag von 7 Tonnen pro Hektare läge das Potenzial also bei höchstens 1000 Hektaren zusätzlicher Anbaufläche.

Wichtig ist aber, dass wir nicht in eine Überproduktion geraten. Die Produktion muss schrittweise mit dem Markt aufgebaut werden.

Was raten Sie einem Landwirt, der für die Aussaat 2019 intensiv Dinkel produzieren möchte?

Er soll noch ein Jahr warten (lacht). Im Ernst: Aktuell stehen nur Ostro und Oberkulmer zur Verfügung. Es ist ganz wichtig, vor dem Anbau die Absatzfrage mit dem Abnehmer zu klären. Nur wenn der Absatz gesichert ist, macht ein Anbau Sinn.