Der Maiswurzelbohrer breitet sich in der Schweiz weiter aus. Andi Distel, Leiter 
Pflanzenschutzdienst vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, überrascht das nicht.

«Vor einigen Jahren haben wir den Schädling nur vereinzelt entlang der Hauptverkehrsachsen gefunden. Als wir aber in unseren Nachbarländern einen deutlichen Anstieg der Population beobachtet haben, war für uns klar, dass auch der Druck in der Schweiz steigen wird», erklärt Distel.

Die Maiswurzelbohrer, die in der Schweiz in die Falle fliegen, sind aus dem Ausland zugeflogen. «In der Schweiz haben wir keine eigene Population. Einerseits, weil wir vielfältige Furchtfolgen haben. Andererseits ist der Anbau von Mais auf Mais in einem Umkreis von zehn Kilometern um den Fallenstandort verboten, wenn ein Käfer in eine Falle ging», erklärt Distel.

Fruchtfolge wirkt effektiv 
gegen den Maiswurzelbohrer

Mit der Fruchtfolge und dem Verbot eines Anbaus von Mais auf Mais lässt sich der Schädling einfach und effektiv in Schach halten. Das hat mit der Biologie des Käfers zu tun: Die Eiablage (bis 440 Eier pro Weibchen) erfolgt nach einem Reifungsfrass der adulten Käfer im August in ca. 15 cm Tiefe, vornehmlich in Maisfeldern. Die Eier überwintern im Boden und schlüpfen ungefähr im Mai. Gleich nach dem Schlupf beginnen die Larven an den jungen Maiswurzeln zu fressen.

Aus diesem Grund gilt die Vorgabe, dass in ausgeschiedenen Sicherheitszonen kein Mais nach Mais angebaut werden darf. Somit haben schlüpfende Larven keine Nahrungsgrundlage. Die Larven bleiben während den drei Larvenstadien lokal, ihr Aktionsradius beträgt nur rund einen Meter. Nach der Verpuppung schlüpfen die adulten Käfer und fliegen in neue Maisbestände. Die adulten Käfer fliegen bis zu 100 km weit.

In der EU ist der Maiswurzelbohrer seit 2014 kein Quarantäneschädling mehr

Seit dem Jahr 2014 ist der Maiswurzelbohrer in der EU nicht mehr als Quarantäneschädling eingestuft. So konnten sich in intensiven Maisanbaugebieten wie Süddeutschland oder dem Elsass grosse Populationen vom Maiswurzelbohrer entwickeln.

Von dort fliegen dann die adulten Käfer in die Schweiz ein. Dennoch ist Andi Distel überzeugt, dass der Quarantänestatus nicht sehr sinnvoll ist.

«Die aktuelle Situation verursacht einen ziemlich grossen Aufwand und Kosten für ein Problem, das wir einfacher lösen könnten», ist Distel überzeugt. Er spricht von einem generellen Anbauverbot von Mais nach Mais, womit der Aufbau einer Population verhindert werden kann.

Auch der zweimalige Maisanbau nacheinander, gefolgt von mindestens zwei Jahren Anbaupause für Mais, wäre eine Option, mit der Einschränkung, dass man wohl eine eigene Schweizer Population auf tiefem Niveau akzeptieren müsste.

Wirtschaftliche Schäden wären damit aber auch nicht zu befürchten. «Aktuell haben wir das Problem, dass die Landwirte keine Planungssicherheit haben. Je nachdem, wo genau ein Maiswurzelbohrer in der Region gefangen wird oder nicht, darf ein Landwirt Mais nach Mais anbauen, während bereits für seinen Nachbarn ein Verbot gilt», sagt Distel. Das sei nicht ganz einfach zu kommunizieren.

Auf die Frage, ob es nicht besser wäre, generell den Anbau von Mais auf Mais zu verbieten und den Maiswurzelbohrer nicht mehr als Quarantäneschädling zu behandeln, antwortet das Bundesamt für Landwirtschaft:«Es ist eine mögliche Option, die vom Kanton Tessin seit bald 20 Jahren erfolgreich umgesetzt wird. Allerdings kann sie nicht vom Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst einfach so durchgesetzt werden, da eine solche Massnahme gegen das Prinzip der Verhältnismässigkeit verstossen würde. Aus Sicht der Planungssicherheit liegt es im Ermessen jedes einzelnen Landwirtes, diese Option zu wählen.»

Der Kanton Luzern fährt 
einen eigenen Kurs bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers

Eine eigene Schiene bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers fährt der Kanton Luzern. Dort läuft bis 2025 ein Projekt, das den Maiswurzelbohrer sanfter in Schach halten möchte. Luzerner Landwirte dürfen maximal zwei Jahre hintereinander Mais anbauen, gefolgt von mindestens zwei Jahren ohne Mais. Wenn nur ein Jahr Mais angebaut wird, genügt eine Anbaupause von einem Jahr.

Versuche in Deutschland zeigen, dass der Maiswurzelbohrer keine schädliche Population entwickelt, wenn flächendeckend maximal zweimal Mais in Folge und anschliessend mindestens zwei Jahre kein Mais angebaut wird. Diese These soll in Luzern überprüft werden.

Flächenabtausch und Futterzukauf als Lösung

Der Maiswurzelbohrer ist der wirtschaftlich gefährlichste Maisschädling der Welt. Dennoch muss festgehalten werden, dass in der Schweiz die wenigsten Landwirte von den Einschränkungen betroffen sind: Nur ein kleiner Anteil baut Mais nach Mais an. Betroffene Betriebe müssen aber handeln und umdisponieren.

«Tierintensive Betriebe, welche die Fruchtfolge bereits erstellt und Mais auf Mais eingeplant haben, sind natürlich nicht sehr erfreut», fasst Andi Distel die Rückmeldungen aus der Praxis zusammen.

Die Probleme liessen sich aber in den meisten Fällen lösen: «Die Landwirte tauschen meistens entweder Flächen mit den Nachbarn ab, oder sie sichern sich ab, dass sie in der Region Futter zukaufen können», so Distel.

 

Der Weg des Maiswurzelbohrers

Der westliche Maiswurzelbohrer stammt aus Nordamerika und ist dort der bedeutendste Maisschädling. In den 1990er-Jahren wurde der Käfer nach Europa verschleppt. In der Schweiz konnte sich der Schädling – anders als in den umliegenden Nachbarländern – dank dem Frucht-
folgesystem nicht etablieren. 
Daher gilt er immer noch als Quarantäneorganismus und wird jährlich mit Pheromonfallen überwacht.

Seit 2020 werden die Fallen in einem Gitternetz-Muster über das ganze Schweizer Maisanbaugebiet verteilt, weil zuletzt vermehrt adulte Mais
wurzelbohrer aus dem umliegenden Ausland eingeflogen sind. In der breit angelegten Überwachung 2020 mit rund 200 Fallen wurden im Vergleich zu 2019 mehr Fallen auf der Alpennordseite aufgestellt und die Anzahl Fallen auf der Alpensüdseite reduziert.

Werden Maiswurzelbohrer gefangen, ist das Befolgen einer Fruchtfolge-Einschränkung (Anbau von Mais auf Mais verboten) im Umkreis von zehn Kilometern (abgegrenztes Gebiet) 
um den Fallenstandort obligatorisch. Eine Ausnahme bildet der Kanton Luzern (siehe Artikel). Das Verbot 
des Anbaus vom Mais auf Mais ist für alle Betriebe – Bio, ÖLN und auch nicht-direktzahlungsberechtigte Betriebe – verbindlich.

Im Tessin werden in fast allen Fallen seit dem Jahr 2000 jährlich Maiswurzelbohrer gefangen, da die Käfer regelmässig aus Italien einfliegen. Deshalb ist der Anbau von Mais auf Mais im ganzen Kanton Tessin seit 2004 generell verboten.