Kurz & bündig

- Immer mehr Landwirte beauftragen für den Transport der Getreideernte einen Lohnunternehmer.
- Wichtig sind die Einsatzsicherheit auf der Strasse und eine hohe Schlagkraft.
- Auf vielen Landwirtschaftsbetrieben fehlt die Auslastung für gute Transportfahrzeuge.
Lohnunternehmer Haller setzt konsequent auf Druckluftbremsen.

Die geerntete Frucht zur Getreidesammelstelle bringen war lange Zeit «Chefsache». Die meisten Landwirte haben ihre Ernte mit eigenen Gespannen zur regionalen Sammelstelle gebracht. Das hat sich in den letzten Jahren verändert, weiss Rolf Haller, Inhaber und Geschäftsführer der R+M Haller Lohnunternehmung in Birrhard AG.

«Wir haben in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme bei den Getreidetransporten für die Landwirte gespürt», so Rolf Haller. Befeuert wurde die Nachfrage durch die Diskussionen um die noch zulässigen Bremssysteme.

«Es ist eine gewisse Unsicherheit bei den Landwirten zu spüren. Einige haben festgestellt, dass sie nicht mehr gesetzeskonform unterwegs sind. Weil rechtlich vieles in der Schwebe war, wollte man auch nicht mehr investieren, sondern übergab den Auftrag an Lohnunternehmer wie uns», so Haller. Will ein Landwirt dennoch in ein eigenes Fahrzeug investieren, kommt es manchmal auch vor, dass der Lohnunternehmer gefragt wird, auf welches System zu setzen sei.

Entscheidend sind die Achse und das Bremssystem

Hallers haben grosse Erfahrung im Transport von landwirtschaftlichen Erntegütern. Getreide, Erbsen, Bohnen, Körnermais und Zuckerrüben werden vom Feld zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Ein zentraler Punkt beim Transportwesen ist für den Lohnunternehmer die Sicherheit. «Die Hersteller der Anhänger sind für uns zweitrangig. Entscheidend ist die Achse unter und die Luftdruckanlage auf den Fahrzeugen», gibt Werkstattchef Adrian Haller Auskunft. Bei den Achsen setzt man auf den Hersteller BPW, da deren Achsen auch lastwagentauglich sind. Die Bremssysteme stammen aus dem Hause Wabco und sind in der Regel mit ABS ausgestattet.

Die Verschärfung der Gesetze hat Hallers nicht geschadet. «Wir setzen schon seit vielen Jahren konsequent auf Druckluftbremsen und mussten daher nichts nachrüsten», sagt Adrian Haller. Die meisten Transporte führen Hallers mittels Hakengeräten aus. Die dazugehörigen Mulden fassen bis zu 40 m3, je nach Hakengerät sind bis zu 22 Tonnen Nutzlast möglich. Die Transportfahrzeuge sind alle für 40 km/h eingelöst. Zunehmend setzt Haller auf ein intelligentes Zusammenspiel von LKW und Traktoren beim Transport.

«Wir haben 2017 in drei Zweiachs-Anhänger investiert. Diese können an einen Traktoren-Anhängerzug gekoppelt werden, bei Bedarf aber auch an einen LKW.» Selber haben Hallers keinen LKW. Bei Bedarf – beispielsweise für grössere Distanzen – arbeiten sie mit einem Transporteur aus der Region zusammen.

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Die Hürde für einen eigenen Lastwagen ist Hallers zu hoch

«Wir fragen uns alle Jahre wieder, ob wir nicht doch einen Lastwagen anschaffen sollen», sagt Thomas Haller, Disponent und seit 14 Jahren fest im Familienbetrieb angestellt. Bis jetzt hat man sich dagegen entschieden.

«Die Hürde, einen ersten Lastwagen anzuschaffen, ist recht gross. Man muss die Ruhezeiten und die Gesamtarbeitszeit des Chauffeurs konsequent einhalten», weiss Haller. In der Saison, insbesondere, wenn nur kurze Zeitfenster für die Ernte bestehen, sei das sehr schwierig zu erfüllen.

«Bedeutung von LKWs in der Landwirtschaft dürfte steigen»

In der Theorie verliert ein Traktor mit Hakengerät gegenüber einem LKW mit Hakengerät. Hallers haben aber den Vorteil, ihre Zugtraktoren auch im Acker für landwirtschaftliche Arbeiten – z.B. Streifenfrässaat von Mais – einsetzen zu können.

Ein Lastwagen müsste das ganze Jahr hindurch ausgelastet werden können. Disponent Thomas Haller rechnet aber damit, dass die Bedeutung von LKWs in der Schweizer Landwirtschaft – ähnlich wie im benachbarten Ausland – künftig zunehmen wird. «Bei fast allem, was bis zum Feldrand geschieht, hat der LKW noch ein ziemlich grosses Potenzial», ist Thomas Haller überzeugt.

Vorerst kommen bei Hallers aber auch in diesem Jahr bei der Getreideernte überwiegend Traktoren als Zugfahrzeuge für die Hakengeräte zum Einsatz. Während der Transportsaison sind die beiden Zugtraktoren – ein New Holland T7.270 und ein New Holland T7.210 – mit Strassenbereifung ausgestattet.

«Das ist für uns die ideale Grösse der Zugfahrzeuge. Grössere Traktoren wären zu schwer, wir würden an Nutzlast verlieren. Und mit kleineren Traktoren besteht ein Sicherheitsrisiko. Wir würden im Strassenverkehr zu einem gefährlichen Hindernis», sagt Thomas Haller.

Im letzten Jahr spulte ein Hakengerät 25 000 Kilometer auf der Strasse ab. Die Strassenbereifung lohnt sich, da sich damit Diesel einsparen lässt: Pro Arbeitsstunde sind das ein bis zwei Liter Diesel. Ebenfalls bewährt hat sich die Strassenbereifung im Winterdienst, den das Lohnunternehmen ebenfalls anbietet. Zudem sind Strassenpneus in der Anschaffung günstiger als Ackerbereifung.

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Kugeln und Druckluftbremsen sorgen für Komfort

Die Zugfahrzeuge sind konsequent mit Kugeln als Anhängevorrichtung ausgestattet. Nur die Drehschemel-Anhänger sind über einen Rockinger angekuppelt. Es besteht auch eine Nachfrage, geeignete Transportfahrzeuge für die Abgabe der Frucht bei ihm mieten zu können. «Das bieten wir gerne an, wenn ein geeigneter kompatibler Zugtraktor vorhanden ist», erklärt Rolf Haller. Er hat festgestellt: «Wer einmal mit Kugel und Druckluftbremse gefahren ist, will nichts anderes mehr.»

Bei den Bremsen sorgt die Diskussion um die Zweileiter-Ölbremse bei Hallers für Kopfschütteln. «Wir verstehen nicht, weshalb dieses System überhaupt erst erfunden wurde. Schliesslich haben wir mit der Druckluft ein sicheres und praxiserprobtes System, das funktioniert», so der Tenor.

Sensibilisierung für Thema Sicherheit hat zugenommen

Hallers stellen fest, dass die gefährlichen Gespanne auf der Strasse weniger werden. Ganz verschwunden seien sie aber noch nicht. «Es gibt immer wieder Kipper, die nicht für 40 km/h eingelöst sind, und dennoch mit 40 km/h unterwegs sind.»

Ebenfalls ein Thema kann die Korndichte der eingesetzten Anhänger sein. «Es darf nicht sein, dass wir Erntegut auf der Strasse verlieren. Insbesondere für Motorradfahrer kann das sehr gefährlich sein.» Die Sensibilisierung der Landwirte für das Thema Sicherheit habe aber in den letzten Jahren spürbar zugenommen.

Zurück zur Getreideernte: Was ist der Schlüssel zum Erfolg beim Getreide-Transport? Disponent Thomas Haller gibt Antwort: «Schlagkraft und Zuverlässigkeit sind wichtig.»

«Es ist zentral, dass das Zusammenspiel zwischen Drescher, Abtransport und der Getreidesammelstelle funktioniert, damit keine Leerläufe entstehen und die Mulden möglichst rasch geleert sind und wieder zur Verfügung stehen.»

Mechaniker Adrian Haller schiebt nach: «Auch die Einsatzsicherheit ist zentral. Alle Fahrzeuge müssen zum Zeitpunkt der Ernte bestens im Schuss sein und einwandfrei funktionieren.»

Ein weiterer Punkt, weshalb Landwirte den Transport des Getreides zunehmend auslagern, sei die generelle Situation auf der Strasse. «Der Verkehr hat in unserer Region in den letzten Jahren massiv zugenommen», sind sich Hallers einig.

Mit dem eigenen Geschirr auf die Strasse zu gehen, sei für manchen Landwirt zum Stress geworden. Um im Verkehr kein grosses Hindernis zu sein, ist es besonders wichtig, ausreichend starke Zugfahrzeuge zu haben. Diese sind nicht immer vorhanden.

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Eigene Anhänger brauchen eine hohe Auslastung

Bleibt die Frage, ob sich das Auslagern des Getreidetransportes auch finanziell lohnt. Beim Lohnunternehmen Haller wird bei der Getreideernte pro Fuhre abgerechnet. Das heisst, es liegt im Interesse des Landwirtes, möglichst grosse Chargen auf einmal dreschen zu können.

Ein Beispiel: Auf 2,5 Hektaren werden 20 Tonnen Winterweizen – also eine Mulde – geerntet. Befindet sich die Sammelstelle im Umkreis von 5 Kilometern, kostet der Transport 220 Franken, exklusive Mehrwertsteuer.

«Ob es sich da für einen Landwirt lohnt, selber einen Kipper zu haben, muss jeder selber wissen und ausrechnen», sagt Geschäftsführer Rolf Haller. Das Problem sei auf einigen Betrieben oftmals die ungenügende Auslastung, die eine Auslagerung des Abtransportes zusätzlich interessant machen würde.

Nostalgie spielt beim Getreidetransport auch eine Rolle

Es gibt aber auch noch den nicht zu unterschätzenden Faktor Nostalgie: «Einige Landwirte möchten ihre Ernte gerne selber zur Sammelstelle bringen. Sonst wäre ja die ganze Getreideernte mit einem Telefon erledigt.»

«Das ist verständlich. Wichtig ist aber, dass bei der Sicherheit keine Kompromisse gemacht werden, auch der ganzen Branche zuliebe», gibt Rolf Haller zu bedenken.

R+M Haller GmbH, Lohnunternehmen, Birrhard AG
 
Angestellte: 10 Festangestellte, 1 Lehrling (auf Landwirtschaftsbetrieb angestellt)

Familienmitglieder:

- Rolf Haller, Geschäftsführer und Maschinist
Monika Haller, Buchhaltung und Geschäftsführerin
- Thomas Haller, Disponent und Maschinist
- Adrian Haller, Werkstattchef

Service: Landwirtschaftliche Dienstleistungen aller Art von den Bodenproben bis zu Abtransport des Erntegutes
Landwirtschaftsbetrieb:40 ha LN
Kulturen: Körnermais, Silomais, Erbsen, Bohnen, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Raps, Getreide, Kunstwiese

www.haller-lohnunternehmen.ch