Kurz & bündig

- Mit der Ackerbauoffensive sucht Bio Suisse bis 2027 rund 500 Be-triebe und 15 000 Hektaren Fläche.
- Die erhöhte Nachfrage nach Bio-Produkten entsteht durch eine Sortimentsänderung von Migros und Coop, die künftig nur noch Bio-Brot (mindestens mit Umstellungs-Knospe) anbieten.
- Die Nachfrage nach tierischen Bio-Produkten erhöht sich kaum, weshalb Bio Suisse vor allem Ackerbaubetriebe sucht.

In den nächsten fünf Jahren sollten 15 000 Hektaren und 500 Betriebe auf Bio Suisse umstellen. Umgerechnet die halbe Fläche des Kantons Schaffhausen. Dies erklärte Bio Suisse an einer Medienkonferenz zu ihrer Ackerbauoffensive.

«Die grossen Treiber für die von Bio Suisse lancierte Ackerbauoffensive sind die Grossverteiler Migros und Coop», erklärt Christian Rytz, Geschäftsleiter der Mühle Rytz. Die beiden Detailhändler haben strategische Sortimentsentscheide getroffen. Migros will neu Brot mit der Bio-Umstellungsknospe in die Regale bringen. Das Bio-Brotsortiment wurde bereits vor längerer Zeit auf Schweizer Knospe umgestellt.

Coop folgt der Migros und will bis im Jahr 2027 ihr ganzes Bio-Brotsortiment mit Schweizer Knospe-Mehl backen. Daher steigt die Nachfrage besonders nach Bio-Mahlweizen und Umstell-Mahlweizen. Die Nachfrage nach Bio-Produkten komme vor allem von den Abnehmern und erst danach von den Konsumenten, sagt Christian Rytz.

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Ist die Nachfrage nach Bio langfristig?

«Wenn die zwei grössten Detailhändler solche Grundsatzentscheide im Sortiment treffen, dann wird dies eine längerfristige Nachfrage nach Schweizer Bio-Mahlweizen generieren», sagt Christan Rytz. «Es geht in erster Linie darum, Bio Import-Produkte durch Bio Suisse Knospe-Produkte zu ersetzen», erklärt Andreas Bisig, Leiter der Märkte bei Bio Suisse.

Doch was passiert, wenn die Nachfrage plötzlich einbricht? Hier will Bio Suisse den Umstellungsprozess bestmöglich begleiten und allenfalls die gesuchte Hektarenzahl anpassen, wenn die Nachfrage nach Bio-Produkten bereits vorher gesättigt wäre. Somit soll eine Überproduktion verhindert werden, da sonst die Preise unter Druck geraten würden.

Gesucht sind vorwiegend Ackerbaubetriebe

Problematisch ist, dass nur gewisse Produkte im Bio gefragt sind. Das betrifft vorwiegend Ackerkulturen für die tierische und menschliche Ernährung (siehe Infobox «Wie ist die Nachfrage?»). Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sind aber in den meisten Fällen gemischte Betriebe mit Tierhaltung. Bio Suisse ist sich dessen bewusst. Im Fall der Ackerbauoffensive zielt Bio Suisse deshalb in erster Linie auf Ackerbaubetriebe ab, um die gesuchten Hektaren innerhalb der gesetzten Frist erreichen zu können. Daher sieht Bio Suisse aufgrund der grossen Ackerflächen in der Romandie gerade dort viel Potenzial für Umsteller.

Bei der Umstellung von gemischten Betrieben werden in jedem Fall mehr tierische Bio-Produkte auf den Markt kommen. Aktuell ist es aber so, dass der Bio-Fleischmarkt und teilweise auch der Bio-Milchmarkt gesättigt ist. Einzig bei Bio-Weidebeef und Bi-Milch für Käsereien besteht noch eine gewisse Nachfrage.

Christan Rytz sagt, dass man mit Betrieben, die an einer Umstellung interessiert sind, auch ehrlich sein muss. «Wenn beispielsweise ein Schweinemastbetrieb mit 500 Plätzen auf Bio umstellen möchte, muss man ganz klar sagen, da besteht keine Nachfrage. Dieser sollte entweder die Schweinemast einstellen oder konventionell bleiben.» Wenn gemischte Betriebe auf Bio umstellen, könnte es also sein, dass tierische Produkte, je nach Markt in den konventionellen Kanal abgegeben werden müssen.

Wie ist die Nachfrage?

Folgende Bioprodukte sind gefragt:
- Mahlweizen
- Zuckerrüben
- Körnerleguminosen für menschliche und tierische Ernährung
- Raufutter
- Ölsaaten
- Bio-Milch zur Verkäsung
- Poulet

Aktuell nicht gefragt:
- Körnermais
- Gerste
- Speisehafer
- Schweinefleisch
- Rindfleisch (ausser Bio-Weidebeef)

Andreas Bisig sagt dazu, dass sich jeder Betrieb unbedingt individuell von einem Bio-Berater beraten lassen sollte. Es könnte sein, dass sich je nach Betrieb die Umstellung auf Bio hinsichtlich der Ackerflächen trotzdem lohnen könnte, obwohl die tierischen Produkte vielleicht konventionell vermarktet werden müssten.

In der Rindviehhaltung ist ein weiterer Faktor problematisch. Die seit 2022 verschärften Fütterungsrichtlnien in der Rindviehhaltung hindern viele Milchviehbetriebe an der Umstellung. Jetzt muss 100 Prozent Schweizer Futter verfüttert werden – und nur noch 5 Prozent Kraftfutter sind in der Ration erlaubt. Diese Regelung erhöht auch den Bedarf an Schweizer Bio-Futter. Die Frage ist nur, ob Milchviehbetriebe zukünftig bereit wären, unter diesen Bedingungen umzustellen. Ausserdem ist für Bio-Milch je nach geografischer Lage des Betriebes und damit verbundener logistischer Erreichbarkeit der Absatz durch den Abnehmer nicht gesichert.

Es gibt auch einen Absatzmarkt für Umstellungsprodukte

Die Mühle Rytz in Biberen ist auf der Suche nach Mahlweizen, um die Nachfrage von Migros und Coop decken zu können. Natürlich müssen Umstellungsbetriebe zuerst die zwei Umstellungsjahre absolvieren. Mit der Umstellung des Brot-Sortimentes bei Migros auf Umstellungsknospe besteht hier  bereits ein Absatzmarkt für Umstellungsmahlweizen. Dabei könne fast mit dem ganzen Bio-Preis gerechnet werden, erklärt Christian Rytz.

Gute Umstellerpreise sind auch für Zuckerrüben, Futter-Körnerleguminosen, Raufutter, Sonnenblumen und Futterweizen zu erwarten. Für Ölsaaten, sowie Leguminosen zur menschlichen Ernährung gibt es keine Nachfrage nach Umstellungsprodukten. Hierfür muss die Bio Suisse Knospe vorhanden sein.

Der Entscheid für die Umstellung muss bald fallen

Wer sich entscheidet, per 2024 auf Bio umzustellen, der muss sich bis am 31. August anmelden. In jedem Fall wird aber empfohlen, vorher eine Beratung durchführen zu lassen. In einem ersten Schritt sollte abgeklärt werden, welche Kulturen im Bio gefragt sind. Die Nachfrage kann sich immer wieder ändern.

Zudem sollte abgeklärt werden, welche Kulturen bereits als Umstellungsprodukte zu einem besseren Preis abgegeben werden können. Beratungen werden von Fachpersonen durch die Zertifizierungsstellen oder die kantonalen Bioberater angeboten.