Kurz & bündig
- Lohnunternehmer Bruno Rosenberg suchte nach einer Direktsaatmaschine mit zuverlässiger Korneinbettung.
- Die Agrisem-Boss erfüllt die Zwecke.
- Dank doppelt angewinkeltem Schar zieht dieser leicht in den Boden.
Die Direktsaattechnik spielt bei der konservierenden Anbaumethode eine zentrale Rolle. Weil der Boden für die Saatvorbereitung nicht ganzflächig bearbeitet und gewendet wird, wird die Bodenstruktur gestärkt. Mit dem Saatverfahren reduziert sich auch der Maschinenaufwand. Als grosser Nutzen ist der Boden beim Direktsaatverfahren am besten vor Erosion geschützt und kann leichter Wasser speichern, zum Beispiel bei einem Starkregenereignis.
Trotz der vielen Vorteile mit der Direktsaattechnik hatte Lohnunternehmer Bruno Rosenberg aus Winterschwil bei Beinwil im Freiamt AG Bedenken gegenüber dem Verfahren – obwohl ihn das System der direkten Saat schon lange überzeugt hatte. Auch die Nachfrage für Direktsaat war bei seiner Kundschaft vorhanden.
Der Säschar spielt bei der Direktsaat eine gewichtige Rolle
«Meine Bedenken lagen vor allem bei den Säscharen der Direktsaatmaschine. Bei vielen Geräten spielt der Schardruck eine zentrale Rolle, um den Boden für das Saatkorn zu öffnen. Ich hatte einfach immer das Gefühl, dass dies mit einem hohen Maschinengewicht und viel Kraftaufwand verbunden ist. Und zwar sowohl für das Öffnen wie auch für das Schliessen des Säschlitzes, damit die Saat gut eingebettet wird.»
Meistens wird mit speziellen Scheiben-, Meissel- oder Kreuzschlitz-Säscharen der Schlitz im Boden gemacht. Es gibt auch Zinkensäschare, mit denen das Saatkorn hinter dem Schar in die Erde gelegt wird.
Diese Technik ist einfacher, leichter im Gewicht und weniger mit dem «Murks» verbunden. Allerdings sind die Ablagegenauigkeit und der Bodenschluss weniger exakt als bei den anderen Systemen und deshalb in der Praxis wenig verbreitet.
[IMG 2]
Präzise Kornablage mit möglichst wenig Schardruck
Bruno Rosenberg störte sich daran, dass bei Diskussionen über die Direktsaattechnik stets der Schardruck als zentraler Faktor gesehen wird. Viel Druck und Gewicht braucht es deshalb, weil beispielsweise mit vertikalen Doppelscheiben der Boden V-förmig zur Seite gedrängt, das Saatkorn in die Öffnung gelegt und mit einer Andruckrolle der Bodenschluss des Korns gewährleistet.
«Hier hatte ich Bedenken, dass ein Boden, welcher bislang noch intensiv bewirtschaftet wurde, viel Zeit benötigt, bis er sich an die Direktsaat gewöhnt und eine Krümelstruktur aufbaut, welche für die Sätechnik angepasst ist.» Die Bedenken von Bruno Rosenberg sind nicht unbegründet.
Das volle Potenzial der Direktsaat entwickelt sich mit den Jahren, wenn immer mehr Bodenstruktur aufgebaut werden kann. «Als Landwirt muss man sich bewusst sein, dass man im ersten Jahr mit Direktsaat bei den Erträgen vermutlich noch nicht in der Topliga mitspielen wird. Als Lohnunternehmer wollte ich dennoch eine Technik anbieten, welche gute Voraussetzungen schafft und die Landwirte nicht nach bereits einem Direktsaatversuch gleich wieder aufgeben, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden.»
Der Vergleich mit Zement und Kies
Bei ungünstigen Verhältnissen streichen die Werkzeuge die Kontaktfläche zum Boden glatt. Das verhindert die Einbettung der Saat in ein krümeliges Umfeld. Die Keimung wird erschwert. Das ist zu vergleichen mit einem Zementmörtel, der mit einer Maurerkelle glattgestrichen wird.
Bei einer stabilen Bodenstruktur, beispielsweise mit langjährigem Direktsaatverfahren, sind die Bedenken von Bruno Rosenberg nicht so von Bedeutung: Dank der stabilen Krümel bricht der Boden besser. Etwa so, wie wenn mit der Maurerkelle feiner Kies glattgestrichen wird – da bleibt die Struktur erhalten und die Saat besser umhüllt.
Betriebsspiegel der Familie Rosenberg
Bruno Rosenberg, Winterschwil AG,BG mit Cornel Burkard, Kleinwangen LU
LN: 65 ha
Kulturen: Körnermais, Winterweizen, Raps, Wintergerste, Kunstwiese, Naturwiesen
Tierbestand: 18 000 Legehennen, 20 Mutterkühe
Lohnunternehmen: Alle Arbeiten von der Saat über die Pflege bis zur Ernte
Arbeitskräfte: Betriebsleiterfamilien, zwei Angestellte, Aushilfen
Direktsaat soll von Anfang an erfolgreich sein
Bruno Rosenberg spürte einen gewissen Druck aus der Kundschaft, nebst allen anderen Saatverfahren auch die Direktsaat anzubieten. Die Säschare der Agrisem-Boss-HD-5-16,7-Direktsaatmaschine konnte seine Bedenken endlich beenden.
An der Agritechnica 2023 überzeugte ihn der angewinkelte Scheibenschar der Maschine. Die horizontale und vertikale Anstellung sorgen mit einem Unterschnitt für den Einzug der Scheibe in den Boden, welche den Säschlitz öffnet. «Das hat mich überzeugt. Deshalb habe ich mit einem guten Gewissen in die Maschine investiert.»
Für Bruno Rosenberg war rasch klar, dass der Unterschnitt des Säschars die Lösung seiner Bedenken sein kann. Der Einscheibenschar ist vertikal um 30 Grad und horizontal um 7 Grad angewinkelt. Das sorgt für den Untergriff, mit dem sich die Scheibe selber in den Boden zieht.
Im Schatten der Scheibe wird die Saat abgelegt. Die Scheibe hat einen Durchmesser von 46 Zentimetern. Durch das Schneiden von Rückständen wie Stroh oder Stoppeln soll die Scheibe den Säschlitz davon befreien. So wird verhindert, dass das Saatkorn in Ernterückstände statt in die Erde eingebettet wird.
Bis zu vier Sämereien gleichzeitig ausbringen
Damit der Boden mit der Säscheibe nicht wie bei einer Scheibenegge wegklappt, ist ein seitliches Rad angebracht, welches ihn zurückhält. In diesem Moment gelangt die Saat in den offenen Schlitz, bevor die Andruckrolle das Erdband wieder flach zurückdrückt und das Korn ohne Murks überdeckt.
Die gezogene Agrisem-Boss-HD -5-16,7 hat eine Arbeitsbreite von fünf Metern und wird für den Strassentransport zweiteilig aufgeklappt. Die Maschine von Bruno Rosenberg verfügt über vier Tanks.
Von drei Tanks werden die Saat oder der Dünger über eigene elektrische Dosiereinheiten in den Säschar geleitet. So lassen sich zum Beispiel gleichzeitig Raps und eine Untersaat unabhängig voneinander dosieren und ausbringen.
Grundsätzlich ist auch eine Einstellung möglich, welche die Saat auf alle Säkörper oder nur auf jene der vorderen oder der hinteren Reihe leitet. Möglich machen dies zwei Verteilköpfe: einer für die vordere und einer für die hintere Scharreihe. Ein vierter Tank hat eine Breitverteilung. Wegen der langen Leitungen wird das Saatgut mit viel Druck befördert. Damit das Korn deswegen nicht aus dem Säschlitz geblasen wird, münden die Saatgutförderleitungen in einen Entlüftungszyklon an jedem Säschar.
Einer der ersten Einsätze der Agrisem war eine Gründüngung nach Raps (siehe Artikel «Beim Maschinenpark braucht es eine Auswahl – für flexible Einsätze»). Bruno Rosenberg setzte dabei auf zwei Parzellen zwei Saatverfahren ein. Dies zeigte auf, dass ein Lohnunternehmer ein breites Maschinenangebot benötigt, um die Anforderungen der produzierenden Landwirtschaft erfüllen zu können.
Das muss man bei der Umstellung auf Direktsaat beachten
Wer heute auf Direktsaat umstellt, ändert seine Bewirtschaftung zu einer konservierenden Landwirtschaft mit Bodenruhe, Bodenbedeckung und Pflanzenartenvielfalt als Hauptsäulen.
Um den Nutzen der Direktsaat mit aktiven Böden zu optimieren, gehören auch Gründüngungen dazu, damit die Bodenaktivität gefördert wird und die Bodenoberfläche bedeckt bleibt. Wer sein Bewirtschaftungsverfahren auf Direktsaat umstellen möchte, muss seinen Boden diesbezüglich vorbereiten. Wenn beispielsweise aus der bisherigen Bewirtschaftung Verdichtungen vorhanden sind, müssen diese zuerst gelockert werden, so etwa, indem eine Pflugsohle aufgebrochen wird.
Zudem muss der Boden eingeebnet sein und weitere Fahrspuren müssen vermieden werden. Wenn die Voraussetzungen passen, kann beispielsweise mit einer Gründüngung in die Direktsaat gestartet werden. So kann man sich ein Bild über den Erfolg machen, ohne das Risiko einer Ertragseinbusse wie bei einer Hauptkultur einzugehen. Auch Mais, Zuckerrüben oder Raps in Reihenkulturen sind unkomplizierte Kulturen für den Einstieg.
Es lassen sich nicht alle Kulturen mit Direktsaat vereinen. Kartoffeln lassen sich beispielsweise so nicht pflanzen.
