Kurz und bündig
- Die Getreideernte ist 2021 vielerorts im doppelten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen.
- Die Böden waren mit Wasser gesättigt und die Erntemaschinen hinterliessen Spurschäden.
- Der verdichtete Boden ist arm an Sauerstoff.
- Die Sanierung von verdichteten Flächen braucht Zeit und kann nicht mit schwerer Maschinerie erzwungen werden.

Die Getreideernte ist einige Wochen her und die teilweise tiefen Fahrspuren sind meistens nicht mehr sichtbar. Trotz der sehr nassen Erntebedingungen im Jahr 2021 staubte es unterdessen bereits wieder bei den neuen Ansaaten. Staub an der Bodenoberfläche ist jedoch kein Zeichen, dass der Boden nun trocken und Verdichtungen in tieferen Bodenschichten behoben sind. Dort sind vor allem tonige Böden noch sehr nass.

Das haben viele Landwirte erkannt und festgestellt, dass es im Bereich zwischen 10 bis 50 Zentimeter oder noch tiefer eine Lockerung gut wäre, damit der Wasseraustausch und Luftaustausch nicht komplett ausbleibt. Bleiben diese Zonen ohne Sauerstoff, kippt das Bodenmilieu und ein lebhafter Boden verliert seine Struktur und wird stinkig und teigig.

Pflanzenwurzeln, Mikroorganismen und Bodentiere können in diesen Bereichen nichts anfangen. Das Ertragspotenzial des Bodens sinkt und – nicht minder schlimm – solche Bodenschichten können das Wasser nicht mehr filtern.

Tiefes Grubbern verdichtet den nassen Boden doppelt

Bei der Bodenlockerung gibt es jedoch ein Problem: Es ist nicht der Moment, tief zu grubbern. Bodenschutz-Praktiker und Landwirt Peter Zurbuchen aus Lippoldswilen TG warnt vor der Wirkung des Grubbers bei Nässe: «Tiefenlockerer, die den Boden von unten lockern sollten, fahren im feuchten Material und verformen den Boden von unten. Die Wirkung ist wie eine hohe Radlast die von oben auf den Boden drückt. Der Boden verformt sich und wird zusammengepresst. Dem Boden wird die Luft ausgepresst und die Würmer darin werden vakuumiert.»

Der Boden muss zuerst trocknen, damit er gelockert werden kann. Ansonsten führt dies nur zu Verformung und Verdichtung. Hier muss man allenfalls Schicht um Schicht vorgehen. Am besten mit leichten Maschinen, die nur so tief eingestellt werden, wie der Boden trocken genug zur Bearbeitung ist. Diese Bearbeitungstiefe liegt dort, wo der Boden krümelt und auseinander bricht.

Bodenbereiche, die teigig und lehmig sind (wie Bastelmasse für Kinder), muss man in Ruhe lassen. Wenn das Wetter mitmacht, trocknet der Boden von oben her immer etwas tiefer ab. So kann bei Bedarf dann auch immer etwas tiefer nachgelockert werden. Grobe Schäden lassen sich mit einem massiven Grubber-Einsatz nicht auf einmal sanieren.

Spatenmaschine als Sonderlösung bei tiefen Fahrspuren

Peter Zurbuchen wurde nach der Ernte in vielen Fällen zu Hilfe gerufen, um bis zu 50 Zentimeter tiefe Spurschäden durch die Getreideernte und Strohernte zu beseitigen. «Oftmals sah es aus wie eine Mondlandschaft. Die Landwirte wollten rasch eine Lösung, um dies zu beheben.»

Zurbuchen hat in einigen Fällen mit den betroffenen Landwirten eine Lösungsmöglichkeit entwickelt. Diese sah vor, dass der Boden mit der Spatenmaschine aufgelockert wird. Dabei stechen Spaten in den Boden und heben die Erde nach oben an, ohne dass der Boden umgeschichtet wird. Dabei wird die gesamte Bearbeitungstiefe durchgelockert, was sich daran zeigt, dass bei einer Arbeitstiefe von 50 Zentimeter die bearbeitete Fläche eine Mächtigkeit von rund 70 Zentimetern erreicht.

Hier hat die Spatenmaschine den Vorteil, dass sie Zapfwellengetrieben ist und der Traktor für den Vortrieb keine grosse Zugkraft aufbringen muss. «Das ist jedoch keine Massnahme, welche nun als allgemeine Problemlösung gesehen werden kann. So etwas ist keine normale Bodenbearbeitung und sollte eine Ausnahme bleiben. Der Aufwand ist viel zu hoch. Ackerboden muss einfacher bewirtschaftet werden können.»

Nach dem Bearbeitungs-Durchgang wurde über die bearbeitete Fläche mit dem Düngerstreuer eine Gründüngung ausgebracht, deren Wurzeln nun in die gelockerten Bodenschichten hineinwachsen können. Dadurch werden die Lufträume im Boden stabilisiert.

2021 kam es in der ganzen Schweiz zu teilweise tiefen Spurschäden bei der Getreideernte und Strohernte. Oftmals konnten Flächen nur noch mit Raupen befahren werden. Peter Zurbuchen sieht hier drei wichtige Gründe, warum sich die grossen Regenmengen so stark ausgewirkt haben.

  1. Die Landwirte sind sich nasse Bedingungen mit geringerer Bodentragkraft nicht mehr gewohnt. Seit vielen Jahren ist es eher zu trocken, was den Boden tragfähig macht.
  2. Nass-Stellen sind selten aufgetreten, wodurch das Drainage-Netz weniger oder nicht unterhalten wurde. In diesem Jahr haben dann nicht mehr alle Drainagen vollständig funktioniert, was zu Stau-Nässen führte.
  3. Im letzten Jahrzehnt wurden die Maschinengewichte viel höher, von der Saatkombination bis zum Mähdrescher. Die Bodenstruktur wird stärker beansprucht.

Peter Zurbuchen graut davor, wenn beispielsweise Saatkombinationen über drei Tonnen auf die Waage bringen und dann ein entsprechender Traktor vorgespannt wird. Aus seiner Sicht sollte Ackerbau mit leichteren Traktoren möglich sein. Auf seinen tonigen Böden kommt er mit einem 211er-Fendt zurecht.

Der grobe Maschineneinsatz schädigt den Boden

Peter Zurbuchen führt nebst dem biologischen Landwirtschaftsbetrieb sein international tätiges Unternehmen Zurbuchen Bodenschutz GmbH. Er rekultiviert unter anderem Baustellen-Flächen und Kohleabbau-Flächen in Deutschland. Dabei kommen die wohl zugkräftigsten Traktoren Europas zum Einsatz. Die Flächen werden teilweise sehr tief gelockert.

Viele beneiden ihn um die grossen Traktoren, die er dafür einsetzt. Ihn interessieren sie nicht gross, «sie sind ein Mittel zum Zweck und haben einen gezielten Einsatzbereich. Sie kommen bei der Grundlockerung zum Einsatz, danach folgt die weitere Bewirtschaftung nur noch mit leichter und breit bereifter Maschinerie.»

Die Mechanisierung in der Landwirtschaft sieht Peter Zurbuchen als Problem, das sich in diesem Jahr mit tiefen Spurschäden nun bestätigt hat. Es gibt ihm zu denken, dass Traktoren und Anbaugeräte immer schwerer werden.

Und er ergänzt, dass dabei die eigentliche Arbeit eines Landwirts oft vergessen gehe. Ein Landwirt müsse bestmögliche Bedingungen für seinen wertvollen Ackerboden schaffen, damit dieser fruchtbar erhalten bleibt und hohe Erträge geerntet werden können. «Hier ist die Landtechnik ein Mittel zum Zweck und sollte nicht zu emotional gesehen werden.»

Im Zweifelsfall besser nichts am Ackerboden machen

Wenn so viel Regen fällt wie im ersten Halbjahr 2021 und der Boden kaum befahrbar ist, sei es oftmals das Beste, nichts zu tun. «Ich finde, ein Landwirt ist bei solchen Situationen besonders gefordert, weil sein Wissen jetzt gefragt ist und auf dem Acker andere Arbeitsschritte notwendig sind als üblicherweise.»

Auch Peter Zurbuchen suchte nach einer Lösung, als ein Getreidefeld so nass war, dass das Stroh lange nicht geerntet werden konnte und er eigentlich längst hätte eine Gründüngung ausbringen wollen. Um das Beste aus der Situation zu machen, hat er die Gründüngung mit dem Düngerstreuer und einem gut bereiften Traktor über die Strohschwaden hinweg auf das Stoppelfeld gestreut. Dort keimte die Saat bereits, als später das Stroh geerntet wurde. Dadurch konnte mit der Durchwurzelung des Bodens mit der neuen Saat bereits früher begonnen werden.

Je schwieriger die Bedingungen sind, desto mehr kommt das Können des Landwirts zum Tragen. Dabei geht es darum, die Arbeitsschritte auf dem Acker den jeweiligen Bedingungen anzupassen. Allenfalls muss gar die Bewirtschaftung geändert werden, damit der Boden bei Nässe eine bessere Tragkraft hat oder bei Trockenheit Wasser besser speichern kann.

Zurbuchen Bodenschutz GmbH
Die Zurbuchen Bodenschutz GmbH in Lippoldswilen TG hat sich auf die Bodenverbesserung und Bodenrekultivierung spezialisiert und bietet viele weitere Dienstleistungen im Umwelt- und Begrünungsbereich an.

Das Unternehmen kommt beispielsweise dort zum Einsatz, wo es nach Baustellen darum geht, Baupisten wieder ackerfähig zu machen. In Deutschland werden ähnliche Arbeiten, bei der Rekultivierung von Kohleabbau-Flächen gemacht. Dazu werden Maschinen eingesetzt, welche den Boden bis zu 110 Zentimeter Tiefe lockern.

Dadurch ist ein Boden jedoch noch lange nicht saniert. In den Folgejahren wird der Boden gezielt bepflanzt und nur mit leichter Mechanisierung befahren. Für die tiefe Grundbearbeitung kommen leistungsstarke Radtraktoren und Raupentraktoren zum Einsatz.

Wie in der Landwirtschaft, war der Einsatz 2021 durch die nassen Verhältnisse eingeschränkt möglich. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass die Zugmaschinen bis Ende August 2021 bloss einen Viertel der üblichen Betriebsstunden in dieser Zeit geleistet haben.
www.zurbuchen-bodenschutz.ch