Kurz & bündig

- Ausreichend dimensionierte und gut gepflegte Boxen bieten hinsichtlich Tierkomfort, Hygiene und Arbeitswirtschaft viele Vorteile. Der Sichtkontakt zur Herde sollte gewährleistet sein.
- Möglichst nach jeder Abkalbung ausmisten und reinigen – mindestens aber täglich grosszügig einstreuen.
- Eine regelmässige Grundreinigung der Abkalbebox verringert den Keimdruck nachhaltig.
- Nach jeder Kalbung sollten Nachgeburt, Blut und Kot rasch entfernt und reichlich nachgestreut werden.
- Einhaltung der Hygiene bei Geburtshilfe und Geburtsutensilien sind sehr effektiv.

Auch wenn die meisten Kühe und Rinder ihr Kalb ohne Hilfe zur Welt bringen, bleibt jede Geburt eine kritische Phase. Betriebe, die über gut durchdachte und gepflegte Abkalbebuchten verfügen, sind hinsichtlich Tierkomfort, Hygiene und Arbeitswirtschaft klar im Vorteil.

Erfolgsfaktoren bei der Geburt sind Platz, Luft, Licht

Betriebe sollten grosszügig planen. Die Anzahl an Abkalbebereichen/-buchten hängt ab von der Betriebsgrösse, Saisonalität der Abkalbung und gewünschter Aufenthaltsdauer von Kuh und Kalb.

Als Faustregel bei ganzjähriger Abkalbung gilt ein Abkalbebereich für 30 Kuhplätze. Empfehlungen für die Grösse von Einzel-Abkalbeboxen liegen zwischen 12 bis 18 m2, möglichst mit einem quadratischen Grundriss, und gehen damit über die gesetzliche vorgeschriebene Mindestgrösse hinaus. Zusätzlicher Platz vereinfacht jedoch sämtliche Massnahmen an der kalbenden Kuh, insbesondere wenn Geburtshilfe notwendig wird.

Bei Gruppen-Abkalbeboxen sollten pro Tier mindestens 10 bis 12 m2 zur Verfügung stehen. Eine ausreichende Dimensionierung erleichtert auch die Bewirtschaftung der Box (Befahrbarkeit zur maschinellen Entmistung, Aufstehhilfen für festliegende Tiere).

Idealerweise befinden sich die Boxen im Laufstall in Verlängerung der Fressachse der laktierenden Tiere. Damit wird der geforderte Sicht- und Hörkontakt zur restlichen Herde sichergestellt und die Vorlage des Futters einfacher.

Kranke Tiere dürfen nicht im Abkalbestall gehalten werden, da diese ein Infektionsrisiko für die kalbenden Kühe darstellen. Umgekehrt dienen Krankenbuchten nicht als Puffer für die Abkalbung.

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Kameraüberwachung dank guten Lichtverhältnissen

Die besonders wichtige Beobachtung der Geburtsabläufe wird erleichtert durch die Nähe zu Arbeitsräumen, die ohnehin oft betreten werden (z.B. Melkstand, Milchzimmer). Kontrollen sollten einfach möglich sein, ohne die Kuh dabei zu stören. Hierzu sind gute Lichtverhältnisse notwendig, die ebenfalls eine gute Kameraüberwachung in der Nacht gewährleisten.

Weitere Ausstattungsmerkmale sind ein fest installiertes Tränkebecken (vorzugsweise schwenkbare Trogtränken) und ausreichend Fressplätze (in Gruppenbuchten für jede Kuh ein Fressplatz). Für notwendige Behandlungen ist es sinnvoll, mindestens einen feststellbaren Fressplatz zu haben. Eine zusätzliche seitliche Fixierung kann beispielsweise über schwenkbare Absperrgitter erfolgen. Mobile Melkeinheiten oder ein Anschluss an die Vakuumleitung ermöglichen ein unproblematisches Melken.

Vorteilhaft ist ein Kalt- und Warmwasseranschluss für die Geburtshygiene. Weiterhin ist vor allem im Sommer auf eine ausreichende Belüftung zu achten, da in seltener gemisteten Strohställen die Keim- und Schadgaskonzentrationen sowie die Fliegenbelastung höher ist als bei täglicher Entmistung.

Sauberkeit ist in der Abkalbebucht extrem wichtig

Jeder Landwirt kennt die Probleme, die rund um die Abkalbung bei Kuh und Kalb möglich sind. Eine besondere Rolle für die Häufigkeit von Krankheiten spielt die Geburtshygiene und die Sauberkeit im Abkalbestall. Viel zu häufig werden hier Missstände hingenommen.

Die Hygiene beginnt mit der Umstallung in die reichlich und frisch eingestreute Abkalbebucht. Die Liegefläche sollte weich, trittsicher und trocken sein. Zur Schaffung einer Strohmatratze müssen 10 bis 12 kg Stroh pro Tier und Tag nachgelegt werden.

Unter Praxisbedingungen ist eine komplette Entmistung, Reinigung sowie fachgerechte Desinfektion nach jeder Abkalbung kaum umsetzbar und birgt zudem die Gefahr des Ausgrätschens standunsicherer Tiere (z.B. bei Milchfieber).

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Den Keimdruck in der Tiefstreubox möglichst niedrig halten

Ein regelmässiges Misten und Reinigen, je nach Frequenz der Kalbungen alle zwei bis vier Wochen bleibt allerdings unerlässlich. Folgende Schritte gewährleisten einen niedrigen Keimdruck in der Tiefstreubox:

  • Komplettes Entfernen der Einstreu (besenrein)
  • Box mit Wasser und Seifenlösung einweichen
  • Mit dem Hochdruckreiniger reinigen
  • Box vollständig trocknen lassen

Wenn die Box einige Tage leer steht, kann auf teure Desinfektionsmittel verzichtet werden, weil bereits das Tageslicht eine Keimreduktion herbeiführt.

Insgesamt werden durch die Kuh bis zu 20 Liter Fruchtwasser und 10 kg Nachgeburt ausgeschieden. Diese enthalten überwiegend eiweisshaltige Substanzen und sind deshalb ideale Nährböden für Keime und Brutstätten für Fliegen. Abgegangene Nachgeburten, Blutreste und Kot sollten zügig und grosszügig entfernt und anschliessend reichlich frisch nachgestreut werden.

Mit Beginn der Abkalbung öffnen sich die Geburtswege, damit das Kalb auf die Welt kommen kann. In umgekehrter Richtung haben ab diesem Zeitpunkt auch Keime ungehinderten Zugang zur Gebärmutter und zum Kalb. Falls ein Eingriff in das Geburtsgeschehen notwendig werden sollte, ist unbedingt auf penible Hygiene zu achten.

Vor dem ersten Kontrollgriff ist die Hinterpartie der Kuh und vor jedem Kontrollgriff sind die Hände und Arme des Geburtshelfers gründlich mit Seife, Bürste und warmem Wasser zu reinigen (Einmalhandschuhe und Gleitgel benutzen).

Auch nach der Abkalbung auf Hygiene achten

Nach der Abkalbung sind weitere wichtige Hygienemassnahmen notwendig. Geburtsinstrumente wie Stricke, Ketten oder mechanische Geburtshelfer müssen gereinigt, desinfiziert und an einem sauberen Ort gelagert werden, bevor sie wieder benötigt werden. Bestenfalls kommen Geburtsutensilien nur selten zum Einsatz. Gut ist eine Lagerung in staubfreien Räumen oder besser noch in geschlossenen Behältnissen.

Für Kälber ist der Abkalbestall besonders im Hinblick auf Durchfallerkrankungen nicht die ideale Umgebung. Infektionen mit pathogenen Erregern erfolgen häufig bereits an diesem Ort. Wenn eine regelmässige Entmistung und Reinigung nicht gewährleistet werden kann, so sollte das Kalb direkt nach dem Trockenlecken aus dem Abkalbebereich in eine gereinigte und desinfizierte Kälberbox gebracht werden.

In der Praxis ist es weit verbreitet, das Kalb bei der Mutter zu lassen, bis es Kolostrum aufgenommen hat. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass etwa die Hälfte der Kälber, die unbeaufsichtigt bei der Mutter bleiben, kein oder zu wenig Kolostrum aufnehmen.

Maren Feldmann ist Tierärztin in der Bestandesdiagnostik bei Rindergesundheit Schweiz (RGS).