Kurz & bündig

- Neben den obligatorischen Versicherungen sind weitere Versicherungen aus dem Personen- und Sachversicherungsbereich sinnvoll.
- Um herauszufinden, was nötig ist, empfiehlt sich eine eingehende Beratung auf dem Betrieb.
- Denn Unterversicherungen können im Schadenfall teuer werden.

Rund 41'000 Franken gibt ein durchschnittlicher Betrieb in der Schweiz jedes Jahr für Versicherungen aus. Dazu gehören zwar auch die Sozialversicherungsbeiträge wie die AHV und die Krankenkassenprämien, sagt Thomas Hauri von der Agrisano Stiftung in Brugg. Dennoch: Es ist eine stattliche Summe. Umso wichtiger ist es, das Geld gezielt einzusetzen, betont Hauri.

Wohin fliesst die Summe überhaupt? Obligatorisch sind für einen Betriebsleiter nur wenige Versicherungen.

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  • Unter «Personenversicherungen» fallen sämtliche Versicherungsarten für Personen. Diese Versicherungen betreffen die Heilungs- und Pflegekosten, Erwerbsausfall, Invalidität, Tod oder Alter.
  • «Sachversicherungen» decken Schäden, die durch Ereignisse wie Feuer, Elementarschäden, Diebstahl, Beschädigung oder Zerstörung entstehen. Das öffnet ein weites Feld, von der Motorfahrzeugversicherung über die Sachversicherung bis zur Unfallversicherung für Tiere.

Die obligatorischen Versicherungen sind das Minimum

Thomas Hauri rät neben den obligatorischen Versicherungen im Bereich Personenversicherung zu einer Zusatzversicherung der Krankenkasse mit ergänzenden Leistungen zur Grundversicherung und zu einer Taggeld-Versicherung: Mit dem Geld aus der Taggeldversicherung kann, fällt der Betriebsleiter aus, eine externe Hilfskraft bezahlt werden, damit der Betrieb weiterläuft. Wichtig sei auch, je nach Familiensituation für Erwerbsunfähigkeit und den Todesfall vorzusorgen.

DossierHof-ManagementVersicherungenMittwoch, 30. November 2022 Bei den Sach- und Haftpflichtversicherungen empfiehlt Hauri im Minimum eine Privat- und Betriebshaftpflicht-Versicherungen sowie eine Betriebssachversicherung. Auf einem Landwirtschaftsbetrieb gibt es täglich Risiken: «Eine Kuh türmt, der Lehrling fährt mit dem Stapler ins parkierte Auto eines Hofladen-Kunden, an einem Anlass ist das Bschüttloch ungenügend gesichert und jemand fällt rein», nennt Hauri als Beispiele.

Solche Unglücksfälle können rasch enorm teuer werden, entsprechend hoch sind auch die Versicherungssummen: Diese betragen meist zwischen 5 und 10 Millionen Franken. Sachversicherungen decken Risiken, wenn zu Beispiel ein Brand das ganze Inventar vernichtet oder wenn es zu Umgebungsschäden infolge eines Hangabrutsches nach einem Unwetter kommt: Das ist gerade in Hügel- oder Bergregionen je länger je wichtiger.

Massgeschneiderte Versicherungslösungen für jeden Betrieb

Aber wie weiss ein Landwirt, was er wie versichern soll? Hauri rät von Versicherungslösungen nur nach Checklisten ab: «Jeder Betrieb ist verschieden und braucht eine massgeschneiderte Lösung.» Deshalb gehen er und seine MitarbeiterInnen bei Neukunden auf den Betrieb. «Vom Pult aus Risiken zu beurteilen – das finde ich schwierig», sagt er.

Natürlich müsse am Ende der Landwirt selbstständig entscheiden, welche Risiken er für seinen Betrieb in Kauf nehmen wolle. Doch für Hauri gehört es zu seinem Beruf, Landwirte zu beraten und die richtigen Versicherungssummen zu bestimmen, also zum Beispiel das Inventar vernünftig und realistisch zu bewerten.

Hauri spricht damit das Thema «Unterversicherung» an und macht ein Beispiel: Auf einem Hof brennt es und ein Schaden von 50'000 Franken entsteht. Versichert ist ein Inventarwert von 100'000 Franken. Der Schadensexperte kommt vorbei und stellt fest, dass das Inventar eigentlich das Doppelte an Wert hat. Damit hat der Landwirt nur die halbe Prämie bezahlt und der Schaden wird auch nur zur Hälfte bezahlt.

Da Versicherungsverträge meist auf fünf Jahre abgeschlossen werden, ist es sinnvoll, bei Vertragsablauf das Inventar gemeinsam anzuschauen: Wenn jedoch während der Laufzeit der Mäher durch ein deutlich teureres Modell ersetzt wird, soll mit dem Berater geklärt werden, ob eine Anpassung notwendig ist oder ob die eingeplante Reserve genügend hoch ist.

Ganz klar ist auch, dass bei (teuren) Neuanschaffungen wie Maschinen oder Motorfahrzeugen die Versicherung informiert werden muss, damit zum Beispiel der neue Traktor richtig versichert ist.

Hauri sagt, dass gerade bei Maschinen Risiken sorgfältig beurteilt werden müssen: Im Berggebiet könne es durchaus sinnvoll sein, auch einen 20 Jahre alten Traktor mit einer Vollkasko-Versicherung auszustatten. Schlicht, weil das Risiko, dass sich das Fahrzeug überschlägt, viel höher sei als im flachen Mittelland.

Versicherungen federn Risiken ab, sie lohnen sich nicht

Bei Tierversicherungen braucht es in gewissen Fällen ebenfalls eine Risikoabwägung: «Ob ein Landwirt seine Tiere gegen Unfälle versichert, muss jeder selbst entscheiden. Das gehört ein Stück weit zum unternehmerischen Risiko.»

Zum unternehmerischen Risiko zählt Hauri auch Hagel- bzw. Ernte-Ausfallversicherungen: Je nachdem, wie ein Betrieb aufgestellt ist und welche anderen Betriebszweige er noch hat, sind solche Versicherungen vernünftig.

«Die Frage aber, ob sich eine Versicherung lohnt, ist an sich falsch», sagt Hauri. Denn eine Versicherung hilft grundsätzlich, im Schadenfall die grossen Risiken abzudecken und federt das finanzielle Risiko ab. Wer also Kosten sparen will, muss sich Zeit nehmen, eine seriöse Auslegeordnung machen und am besten mit einem Berater eine massgeschneiderte Versicherungslösung finden.