Kurz & bündig
-Es werden viele Nachrüst-lösungen für die Spurführung angeboten. 
-Das Steuerrad wird mit einem Lenkmotor betätigt.
-Je nach Ausführung ist eine RTK-Genauigkeit möglich.

Martin Schnegg hat das Lenksystem der Matcom AG auf dem Familienbetrieb an zwei Ford-Traktoren nachgerüstet. Die beiden Modelle sind rund 30 Jahre alt (und sie sind mindestens so gut wie heutige Neutraktoren). Allerdings verfügen sie nicht über ein automatisches Spurführsystem, wie man es heute ab Werk kaufen kann. Das gab es damals noch nicht.

Dank Lenkrädern, die einen integrierten Elektromotor haben, können solche Traktoren in diesem Bereich jedoch leicht auf den neusten Stand gebracht werden.

Das Lenksystem, das die Matcom AG von ihren Standorten in Thayngen SH und Schnottwil SO als Schweizer Importeur auf den Markt bringt, stammt vom chinesischen Hersteller FJ Dynamics. Laut Matcom sei FJ Dynamics Markführer im Bereich Lenksystem-Nachrüstungen in Europa.

Alten Traktor für moderne Anwendungen aufwerten

Der Bereich erlebt einen Boom, viele Hersteller bieten Lösungen an, damit ältere Traktoren automatisch lenken können. Alfred Weber ist Geschäftsführer der Matcom AG. Er ist überzeugt, dass dank der hohen Qualität heutiger Systeme eine Nachrüstung für viele Landwirte einen Nutzen bringen kann. Zudem müssen bewährte Traktoren nicht ersetzt werden, um an eine automatische Spurführung zu kommen.

Eine entsprechende Software betätigt den Lenkradmotor. Das Lenkrad bewegt sich somit von selbst. Man kann aber jederzeit von Hand eingreifen und das Steuer selbst übernehmen. Martin Schnegg musste also nur das Lenkrad mit integriertem Motor einsetzen. Diese Art der Nachrüstung ist ohne Eingriff ins vorhandene Lenksystem möglich.

Es sind auch Nachrüstungen möglich, bei denen die Lenkimpulse direkt am Lenkventil (wie bei einer Werkslösung) erfolgen. Das ist jedoch ein ziemlicher Eingriff in die Technik und mit höheren Kosten verbunden als das System mit dem Lenkrad-motor.

Martin Schnegg hat das Lenkradsystem von FJ Dynamics auf seine Traktoren aufgebaut. Die Genauigkeit liegt bei +/− 2,5 Zentimetern. Die Position des Satellitennavigationssystems wird durch das Korrektursignal von Swisstopo zur RTK-Genauigkeit korrigiert. Dank RTK können die Spuren, die der Traktor auf dem Feld gefahren hat, immer wieder wiederholt werden, zum Beispiel beim Hacken von Reihen.

Spuren können wiederholt werden, das steigert die Effizienz

Martin Schnegg nutzt die abgespeicherten Spuren einer Parzelle vor allem dazu, dass er eine nächste Bearbeitung auf irgendeiner Fahrspur beginnen kann. Er muss nicht an einer Feldgrenze beginnen und zuerst eine Länge von Hand lenken, um eine Referenzspur zu legen. Die bearbeiteten Felder können aufgezeichnet und gespeichert werden. Die Spuren findet man also immer wieder.

«Die Wiederholbarkeit der Spuren bringt einen grossen Nutzen. Bei der Aussaat kann ich eine Parzelle von innen nach aussen säen. Dabei kann ich natürlich auch Spuren überspringen, damit ich zügig wenden kann, ohne zu manövrieren und dabei das Vorgewende zu verdichten. Am Schluss erledige ich die vier äussersten Spuren zusammen mit dem Vorgewende. So muss ich keine bearbeiteten Flächen überfahren und spare dabei viel Zeit», sagt Martin Schnegg.

Die Felddaten werden im Terminal verwaltet und können auch auf einen PC transferiert werden. Die vorhandenen Spurdaten können verschoben werden: Wird beispielsweise ein Gerät mit anderer Arbeitsbreite eingesetzt, entstehen dafür die passenden Spuren.

Der Traktor muss exakt ausgemessen werden

Martin Schnegg hat die beiden Traktoren an je einem Tag mit dem Lenksystem nachgerüstet. Als Landmaschinenmechaniker war das für ihn keine grosse Sache. Die Komponenten müssen miteinander verkabelt werden und es braucht passende Adapter, um das Gehäuse des Lenkradmotors zu fixieren und das Terminal zu platzieren.

Nach dem Aufbau wird der Traktor ausgemessen und die Daten im Terminal hinterlegt. Das sind wichtige Grunddaten für den Rechner im Terminal. Dabei können auch gleich die Anbaugeräte ausgemessen und im Rechner hinterlegt werden.

Spurführung hilft bei vielen Arbeiten

Der Terminal des Lenksystems von FJ Dynamics ist Isobus-fähig. Alfred Weber sagt, dass mit einer Schnittstelle zum Isobus-Terminal des Anbaugeräts beispielsweise auch Teilbreitenschaltung Section Control möglich sei.

Martin Schnegg ist zusammen mit Michael Künzli bei der Matcom AG zuständig für die Aufbauten und den Support des Lenksystems. Laut Alfred Weber wurden bisher rund 40 Lenksysteme nachgerüstet. Michael Künzli war vor allem bei Nachrüstungen im Gemüsebau beteiligt, wo die Präzision besonders wichtig ist. «Weil die Arbeitsgeschwindigkeiten oftmals sehr gering sind, ist es für den Fahrer anstrengend, sich auf die Spur zu konzentrieren. Dank der Lenkautomatik kann sich nun auch bei älteren Traktoren ohne Werkslösung der Fahrer besser der Geräteüberwachung widmen, ohne Gefahr, die Spur zu verlieren», so Michael Künzli.

Nebst Acker- und Gemüsebau bringt die Spurführung auch beim Pflanzenschutz, beim Güllen mit dem Schleppschlauch oder beim Mähen eine Unterstützung zur Leistungssteigerung.

Das System besteht im Wesentlichen aus einem Empfänger, Lenkwinkelsensoren, Lenkrad und Terminal. Der Lenkwinkelsensor dient der Genauigkeit bei geringen Geschwindigkeiten und findet beim Wenden die Spuren schneller.

Für viele Landwirte kann diese Art der Spurführung mit Investitions-kosten unter 10 000 Franken eine interessante Lösung bei älteren Traktoren sein.

Wirtschaftlichkeit bei der Spurführung
Gemäss Agripedia, der Wissensplattform der Agridea, hält sich die Wirtschaftlichkeit von Spurführsystemen in Grenzen. Durch Einsparungen von Mittel, Treibstoff und Arbeitszeit durch geringere Überlappung können im intensiven Getreidebau in der Schweiz im Mittel 15.– Fr./ha eingespart werden. Je nachdem, wie hoch die Investitionskosten der Parallelführung waren und wie hoch die jährlichen Lizenzen ausfallen, braucht es eine hohe Flächenauslastung.
Auf einen Zahlenmensch ist das System also nicht ausgelegt. Wer jedoch nicht bloss auf Zahlen begrenzt denkt, erkennt den Nutzen: Dieser liegt vor allem in der schnelleren Arbeitserledigung, wenn RTK zum Einsatz kommt und ein Feld effizient befahren werden kann, weniger Überfahrten benötigt und auch weniger Wendemanöver durchgeführt werden. Oder er die Wendemanöver bodenschonender ausführt und in einem Zug wendet, weil er Spuren überspringen kann. Zudem kann der Fahrer das Anbaugerät besser überwachen und kann bei Dunkelheit genauso effizient und exakt weiter arbeiten.

RTK-Genauigkeit bringt den grössten Nutzen
Ältere oder einfache Traktoren haben keine Vorrichtungen für die Spurführung ab Werk, welche nur noch aktiviert werden müssten. Diese Fahrzeuge können mit einer Nachrüstlösung jedoch auf den modernsten Stand gebracht werden. Laut Nicolas Helmstetter von der GVS hat man an Versuchen an der Swiss Future Farm festgestellt, dass die Lenksysteme, je nach Ausstattung, eine hohe Präzision erreichen können.
Den grössten Nutzen hat man mit der Spurführung mit RTK-Genauigkeit festgestellt. Hier lohne sich die Mehrinvestition gegenüber dem reinen Anschlussfahren. Die Linien können immer wieder wiederholt werden und die Referenzlinie muss nicht jedesmal neu gelegt werden. So lassen sich auch Traktoren ohne Smart Farming aufrüsten und in eine Bewirtschaftungsweise integriert werden, bei der verschiedene Überfahrten aufeinander abgestimmt werden, zum Beispiel die Düngung oder der Pflanzenschutz exakt auf den Kulturreihen.
Bei einem vergleichbaren Korrektur-signal ist die Präzision dieselbe wie bei einer integrierten Spurführung. Einzig die Reaktivität ist bei einer integrierten Lösung schneller. Nebst der fachgerechten Montage einer Nachrüstlösung sei die Kalibrierung ein sehr wichtiger Punkt, erwähnt Nicolas Helmstetter: Zum Beispiel der Abstand der Antenne zu den Achsen oder den Anhängepunkten.