Kurz & bündig

- Zwischenfutter hat ein hohes Ertragspotenzial.
- Für den Boden sind die Vorteile ähnlich wie bei einer Gründüngung.
- Bei einer frühen Saat sind zwei Nutzungen im Herbst möglich.
- Luzerne-Mischungen wurden zuletzt stärker nachgefragt.

Zwischenfutteranbau nach Getreide ist wichtig und bringt teilweise sehr hohe Erträge. Es lohnt sich, Mischung und Saatzeitpunkt optimal auf die betrieblichen Bedürfnisse abzustimmen.

Sobald das Getreide abgeerntet und das Stroh verräumt ist, stellt sich die Frage, wie es auf diesen Parzellen weitergehen soll. Klar ist: Die Felder müssen über den Winter begrünt werden. Um die grüne Brücke bis zur Folgekultur im nächsten Jahr zu bilden, stehen Gründüngungen oder Zwischenfutter zur Auswahl.

«Die Fläche für den Zwischenfutteranbau ist relativ grossen Schwankungen unterworfen», sagt Stefan Lüthy, Produktmanager Futterbau und Gründüngungen bei Ufa Samen. Je nachdem, wie hoch der Raufutterertrag im Vorjahr ausgefallen sei, werde mehr oder weniger Fläche für Zwischenfutter gebraucht, hat Lüthy beobachtet.

Mit dem Zwischenfutteranbau lassen sich teilweise sehr hohe Erträge erzielen. Dafür stehen heute viele unterschiedliche Mischungen zur Verfügung. «Früher war mit Zwischenfutter fast immer die Standard-Mischung SM 200 mit Italienisch Raigras und Mattenklee gemeint. Heute bieten wir 26 verschiedene Zwischenfutter-Mischungen an», sagt Stefan Lüthy von Ufa Samen.

Der Viehbestand, die Art der Konservierung oder Nutzung und die Folgekultur spielen eine Rolle bei der Wahl der richtigen Mischungen. «Zwischenfutter eignet sich eigentlich zur zum Eingrasen oder für Silage. Zum Heuen sind die Bestände zu mastig», so Lüthy. Zugenommen habe der Zwischenfutteranbau für Weidezwecke, beispielsweise für Rinder, die von der Alp zurückkehren.

Es sei schwierig, von gesamtschweizerischen Entwicklungen zu sprechen, sagt Stefan Lüthy. Letztendlich sei es immer eine sehr betriebsspezifische Entscheidung, wie der Zwischenfutteranbau gehandhabt werde.

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Urs Rinderknecht aus Hedingen ZH setzt auf Zwischenfutteranbau

Ein Landwirt, bei dem der Zwischenfutteranbau eine grosse Bedeutung hat, ist Urs Rinderknecht aus Hedingen ZH. «Mein Ziel ist es, das Zwischenfutter möglichst rasch nach der Getreideernte zu säen. So kann ich im Herbst noch zwei Schnitte nehmen plus ein Schnitt im Frühling, bevor ich dann Körnermais anbaue», sagt Urs Rinderknecht.

Mit Problemunkräutern wie Winden oder Disteln hat Rinderknecht auf seinem Betrieb keine grossen Probleme, weshalb für ihn eine Stoppelbehandlung nicht nötig ist. Der Vorteil bei einer Neuansaat zeitig nach der Ernte liegt darin, dass er die Vegetationsperiode optimal nutzen kann.

«Im Juli und August ist es sehr wüchsig, wenn genügend Feuchtigkeit ist. Da wäre es schade, den Boden zu lange einfach brach zu lassen», ist Rinderknecht überzeugt.

Das Futter braucht er für seine Milchkühe und Aufzuchtrinder. Er konserviert das Gras in Rundballen, und die Mischung seiner Wahl ist seit dem Jahr 2013 Ufa Ensil. «Jedoch mische ich selber noch rund 50 kg Hafer pro Hektare dazu. Der Hafer dient mir als Deckfrucht, er bringt im Herbst etwas mehr Ertrag und Struktur. Und in trockenen Jahren schützt er den Boden vor Verdunstung, weil er rasch aufwächst», sagt Rinderknecht. Wichtig sei, dass er den ersten Schnitt zeitig mähen könne, damit die Grasung unter dem Hafer nicht ersticke. Zuvor hat er die SM 200 und 240 angebaut.

Urs Rinderknecht führt seine Bestände intensiv. «Nach dem ersten Schnitt bekommt das Zwischenfutter Gülle, genauso wie nach dem zweiten Schnitt im Herbst. Im Frühling kommt nochmals Gülle auf das Feld. Und in manchen Jahren gebe ich zu Vegetationsbeginn noch 1 kg Ammonsalpeter aus dem Sack», so der Meisterlandwirt.

Die intensive Bestandesführung passt für Rinderknecht ins Betriebskonzept: «Einerseits kann ich so die Anbaukosten auf einen guten Futterertrag verteilen. Das Ertragspotenzial von Zwischenfutter bei entsprechender Düngung ist auch sehr hoch. Und ich möchte mein Gras möglichst früh ernten können, damit die Gehalte im Futter stimmen und der anschliessende Körnermais nicht zu spät in den Boden kommt.»

Rinderknecht notiert sich jeweils, wie viele Ballen er von welchen Flächen ernten konnte. «Im Jahr 2019 konnte ich mit dem Schnitt im Frühling ungefähr 84 dt TS Futter pro Hektare ernten», sagt Rinderknecht. Damit liegt er mit seinen Erträgen deutlich über den Standardwerten der Suisse Bilanz.

Es gibt auch Landwirte, welche das Zwischenfutter länger stehen lassen als Urs Rinderknecht. «Es kann eine Strategie sein, das Zwischenfutter während einem ganzen Hauptnutzungsjahr voll zu nutzen. So können die Anbaukosten besser verteilt werden», weiss Stefan Lüthy von Ufa Samen.

Die Vorjahres-Witterung bestimmt die richtige Mischung fürs Zwischenfutter

Lüthy ist überzeugt, dass im Futterbau auf vielen Betrieben Möglichkeiten zur Optimierung bestehen. «Es wäre beispielsweise nicht schlecht, wenn die Erntemenge zumindest grob erhoben würde. So könnte man den Erfolg unterschiedlicher Mischungen oder Düngungsvarianten vergleichen», sagt Lüthy.

Welche Mischungen gerade hoch im Kurs sind, hänge jeweils stark von der Witterung der Vorjahre ab. Die letzten Jahre waren im Sommer eher heiss und trocken. «Eine Folge davon ist, dass Mischungen mit Luzerne-Anteil deutlich stärker nachgefragt worden sind», sagt Lüthy. Wenn sich Luzerne im Bestand erfolgreich etablieren soll, muss beim Anbau einiges beachtet werden.

«Damit sich die Luzerne gut entwickeln kann, sollte die Ansaat vor dem 20. August erfolgen», sagt Lüthy, der jeweils direkt nach dem Dreschen die Mischung Regina Gold mit Luzerne anbaut. Im ersten Schnitt im Frühling sei meist nur noch wenig Luzerne vorhanden, weil die Raigräser in intensiv geführten Zwischenfutterbeständen die Überhand gewinnen.

Zwischenfutter bietet viele Vorteile, welche Gründüngungen auch bieten: «Erosionsschutz, Stickstoffeintrag durch Leguminosen und eine gute Durchwurzelung erreichen wir mit dem Zwischenfutter», sagt Lüthy.

Wer jedoch kein Futter für seine Tiere oder die des Nachbarn braucht, sei mit einer Gründüngung besser beraten. «Bei den Gründüngungen kann man ganz gezielt jene Mischung aussuchen, welche sich als Vorkultur ideal für die kommende Hauptkultur eignen. Und nach Gründüngungen ist meist auch eine Mulchsaat möglich, während es beim Zwischenfutteranbau immer etwas aufwändiger ist, das Gras zu beseitigen», sagt Lüthy.

Der Bauer muss seinen Standort einschätzen können

Für die bevorstehende Aussaat könnte es aufgrund der zuletzt nassen Verhältnisse gut sein, dass die Luzerne als Mischungspflanze etwas weniger gefragt sei. «Wir hinken aber immer etwas hinterher, wenn wir aufgrund des Vorjahres für das nächste Jahr entscheiden.» Daher sei es wichtig, seinen Standort über mehrere Jahre gesehen gut einschätzen zu können.

Urs Rinderknecht bleibt vorerst bei Ufa Ensil und beigemischtem Hafer als Zwischenfuttermischung seiner Wahl. Der Futterbau passt bei ihm gut zum Betriebskonzept, vom Anbau über die Düngung, Konservierung bis zur Fütterung. Sobald an einem dieser Faktoren aber etwas verändert wird, kann es auch sein, dass die Mischung wieder so justiert wird, dass sie zum Gesamtbetrieb passt.

Betriebsspiegel

Urs und Anja Rinderknecht, Hedingen ZH

LN: 33 ha
Kulturen: Winterweizen, Wintergerste, Raps, Mais, Dinkel, Kunstwiesen und Naturwiesen
Tierbestand: 28 Milchkühe (RH, H, Brown Swiss), 8 Aufzuchtrinder
Lohnarbeiten: Maissaat (Streifenfräse, Kombi- und Solosaat), Dreschen, Baggerarbeiten und Baggervermietung, Winterdienst
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar, Bruder (50 Prozent)