Sechs bis acht Wochen Galtzeit seien für Milchkühe wichtig, damit Gesundheit und Fruchtbarkeit in der nächsten Laktation intakt seien. Diese Weisheit wird seit Jahren weitergegeben.
Die Realität sieht nach Analyse von Laktationsleistungen anders aus. Verkürzte Galtzeiten, welche nur 30 bis 35 Tage dauern, können bei Kühen mit hohen Leistungen ab der zweiten Laktation ohne negative Folgen für Gesundheit und Leistung eine gute Möglichkeit sein, um die Tiere besser von der Milch zu holen und dadurch das Risiko von Euterentzündungen, Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen zu reduzieren. Einzig bei Erstlaktierenden konnte dieser Effekt nicht gezeigt werden, so dass bei diesen Kühen die 6 bis 8 Wochen nach wie vor wichtig sind.
Keine negativen Auswirkungen auf das Kolostrum
In mehreren Studien konnte aufgezeigt werden, dass eine Verkürzung der Galtzeit ab der zweiten Laktation sogar einen positiven Effekt auf die Fruchtbarkeit hat. Auch auf das Kolostrum haben diese Massnahmen keinen negativen Einfluss. Wenn die mehrlaktierenden Kühe also 6 Wochen vor dem Galtstellen noch eine zu hohe Milchleistung aufweisen, kann es sich lohnen, sie noch etwa eine gute Woche zu melken. Das Energiedefizit wird in der Startphase der Laktation geringer sein.
Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass es keine allgemein gültige Regel gibt und jedes Tier als Individuum betrachtet werden muss. Die Laktation einer Milchkuh ist ein Prozess und jede Phase muss schon weit vorher geplant werden.