Der Krieg in der Ukraine beeinflusst auch die Schweiz. Sie führt zu grosser Betroffenheit und Verunsicherung. Weil Russland und die Ukraine für längere Zeit als Rohstoff-Lieferanten wegfallen, verändern sich die Rohwaren-Flüsse stark.

Bekanntermassen sind beide Länder wichtige Akteure im globalen Handel mit Ölsaaten, Getreide und Dünger und haben damit einen direkten Einfluss auf die Schweizer Landwirtschaft. Gemäss Importstatistik des BLW wurde 2021 aus der Ukraine und Russland kein Futtergetreide importiert, aber Brotgetreide und Dünger. Für die Schweizer Geflügelproduktion steht eine Frage im Zentrum: Werden durch die Reaktionen der übrigen Käufer im europäischen Markt und dem Wegfall der beiden Herkunftsregionen die Futtermittel für Geflügel knapp?

Diese Frage kann aktuell nicht beantwortet werden. Das ist wohl auch einer der Gründe für die breite Verunsicherung. Beruhigend ist, dass die Versorgung mit Futtermitteln in der Schweiz aufgrund der Lagerhaltung und der Pflichtlager kurz- und mittelfristig gewährleistet ist. Die langfristige Prognose hängt stark von der Entwicklung der aktuellen Situation in der Ukraine und am Weltmarkt ab. Schon jetzt ist sicher, dass sich die Warenflüsse verändern werden und der Welthandel sich neu organisiert.

Wie schnell und mit welchem Preis diese Anpassungen verlaufen werden, ist schwierig vorherzusagen. Insbesondere, da diese Anpassung eine Vielzahl von Ländern, Branchen und Betrieben betrifft und zusätzlich noch von anderen Faktoren abhängig ist. So ist beim Import von Futtermitteln für Schweizer Geflügel nicht nur der Rohstoff, also das Getreide, ein limitierender Faktor. Auch die Logistik ist zunehmend eine Herausforderung: Die Treibstoffpreise steigen, für die Lastwagen fehlt es an Chauffeuren und der Rhein hat immer häufiger Niedrigwasser.

Seit Beginn der Corona-Krise, den Einschränkungen im Welthandel, den Hamsterkäufen und leeren Regalen in Supermärkten ist die Landesversorgung in aller Munde. Warum ist die Schweizer Geflügelproduktion so stark abhängig vom Ausland? Wir Schweizer haben unsere eigene landwirtschaftliche Produktion in den letzten 25 Jahren willentlich stark gesenkt. Hauptsächlich ökologische Überlegungen führten zu mehr Ökofläche und weniger Ackerfläche.

Dem Ackerbau gingen zusätzlich wertvolle Flächen durch den Bau von Strasse und Bahn verloren, durch das Einrichten von Gewässerschutzräumen, durch Hochwasserschutz etc. Meist werden für solche «Landraube» Kompensationsflächen in Form von Öko-wiesen auf Ackerland angelegt. Dadurch wurden wir kontinuierlich abhängiger von Importen. Hinzu kam die schlechte Ernte in Mitteleuropa im letzten Jahr. Das hat dazu geführt, dass wir unsere Rohwaren, wie z.B Soja und anderes, zunehmend aus Osteuropa beziehen.

AboNahaufnahme einer Heu-Mad, in der Ferne ist der Traktor mit Ladewagen zu sehen.ImportFuttermittel: Diese Mengen importiert die SchweizFreitag, 22. April 2022 Ja, die Schweizer Geflügelproduktion ist auch von Osteuropa als Herkunftsregion von Rohstoffen abhängig. Ihre Verfügbarkeit ist durch den Ukraine-Krieg beeinflusst. Noch gibt es keinen Grund zur Panik. Wir Produzenten können ganz normal Futter bestellen und Geflügel produzieren. Unsere Zulieferbetriebe stellen mit einer geschickten und vorausschauenden Planung bei den Rohwaren-Einkäufen sicher, dass wir auch morgen unser Geflügel korrekt füttern können. Aber die Preise der Rohstoffe und Lieferungen sind seit Herbst steigend und diese Kosten kommen gezwungenermassen bis an den Ladentisch und zu den Konsumenten.  Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass Lebensmittel ihren Preis haben werden.