«Ton läuft, Kamera ab, Action!» Die 2. Staffel der SRF-Serie «Neumatt» wurde 2022 auf demselben Landwirtschaftsbetrieb in Uster ZH gedreht wie die 1. Staffel.
«die grüne» war bei den Dreharbeiten dabei – und ist in der Serie auch mit Hauptdarsteller Julian Koechlin (als Bauernsohn Michi Wyss) zu sehen. Wir führten zudem Interviews mit dem «Neumatt»-Tierbetreuer Fritz Salzmann und Serien-Producerin Jessica Hefti (die Links dazu am Schluss dieses Berichtes).
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Die 1. Staffel von «Neumatt» ist in Netflix auch international ein Erfolg
Die 1. Staffel von «Neumatt» war die TV-Überraschung von 2021: Die achtteilige Serie zählte pro Folge über 900'000 Zuschauer (inkl. Play Suisse) und damit einen hohen Marktanteil von 35,2 Prozent.
«‹Neumatt› ist ein Familiendrama, das alle Altersstufen anspricht», erklärt sich Hauptdarsteller Julian Koechlin den Erfolg.
Wenn er aber davon erzählt, dass «Neumatt» von Netflix gekauft und als erste Schweizer Serie in 190 Ländern und in 30 Sprachen gesendet wird, «dann klopft mein Herz heftig. Nicht, weil ich Kaffee getrunken habe, sondern weil es eine wahnsinnige Ehre ist, global sichtbar zu werden.»
«Neumatt» erzählt die Geschichte einer Familie zwischen Stadt und Land, die um ihren Hof kämpft. In der 1. Staffel übernimmt der homosexuelle Unternehmensberater Michi Wyss nach dem Suizid seines Vaters den haushoch verschuldeten elterlichen Landwirtschaftsbetrieb, die Neumatt. Dabei muss er sich den komplexen Herausforderungen der modernen Landwirtschaft sowie der tragischen Familiengeschichte stellen.
Denn Michi verheimlicht in der Stadt seine Herkunft als Bauernsohn und im Heimatdorf seine Homosexualität. Deshalb gerät er unter Druck. Er steht zwischen zwei Welten, die er vergeblich versucht zu vereinen: Die global agierenden Konzerne auf der einen – und der lokal organisierte Familienbetrieb auf der anderen Seite.
Warum heisst die Serie «Neumatt»?
Der Serien-Name setzt sich aus zwei Teilen zusammen:
– «Matt» beziehungsweise «Matte» kommt ursprünglich aus dem Alemannischen für eine «Wiese» oder «Weide»
– «Neu» bezieht sich auf die Neuorientierung der hiesigen Landwirtschaft und auf den Neuanfang, vor dem Familie Wyss steht
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Das passiert in der 2. Staffel der TV-Serie «Neumatt»
In der 2. Staffel hat sich Michi Wyss gegen ein Leben in der Stadt und für die Neumatt entschieden. Die Bauern im Dorf meiden ihn, seine Jugendliebe Döme (Nicola Perot) will nicht zu ihm stehen und dem Hof fehlt eine Betriebsleitung.
Übergangsweise übernimmt Michis taffe Schwester Sarah (Sophie Hutter) die Führung. Und um den Hof zu retten, heuert er als Berater bei einem Lebensmittel-Grossisten an und verspricht den Bauern einen Direktdeal für ihre Produkte.
Mehr soll nicht verraten werden. Nur soviel noch, dass in der 2. Staffel zu den aktuellen Herausforderungen der modernen Landwirtschaft auch Fragen der Lebensmittelproduktion und Lebensmitteldistribution behandelt werden.
Auszeichnung für den Hauptdarsteller von «Neumatt»
Die Dramaserie von Drehbuchautorin Marianne Wendt wurde von Zodiac Pictures produziert, die sich mit Filmen wie «Gotthard», «Frieden», «Heidi», und «Die göttliche Ordnung» einen Namen gemacht hat. Die 2. Staffel «Neumatt» wurde 2022 unter der Regie von Andrea Staka und Christian Johannes Koch gedreht.
Schon vor Drehbeginn der 2. Staffel wurde Julian Koechlin im Januar 2022 an den 57. Solothurner Filmtagen «für seine herausragende Verkörperung der Figur Michi Wyss» als «Bester Hauptdarsteller» ausgezeichnet.
Bei den Dreharbeiten beschreibt Koechlin die Figur von Michi als einen sehr angreifbaren Charakter. «Das reizt mich als Schauspieler sehr, diese Ambivalenz zwischen zwei Welten und zwei Gesichtern.»
Gotthelf auf Koks?
Die TV-Serie «Neumatt» polarisiert. Einige Landwirte kritisierten nach der 1. Staffel, dass der Bauernhof «derart heruntergerotzt ist, dass es ein Graus ist». Andere lobten die realistische Darstellung des Familiendramas.
Einige Fernsehkritiker kritisierten die Handlung als «absehbar», «ironiefrei» und «viel zu klischiert». Die Serie sei «Gotthelf auf Koks». Die NZZ fand dagegen, «Neumatt trifft den Nerv der Zeit und passt in die Diskussion über den sogenannten Stadt-Land-Graben».
Die 2. Stafel von «Neumatt» wird ab dem 5. Februar 2023 um 20.05 Uhr auf SRF 1 gesendet und ist vorab auf Play Suisse zu sehen. Dort kann man auch die 1. Staffel «nachschauen», wenn man diese verpasst hat.
www.playsuisse.ch/de
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Interview mit Jessica Hefti, «Neumatt»-Producerin (Ausschnitt)
«Ich glaube, wir zeigen in ‹Neumatt› ein sehr realistisches Bild von der Schweizer Landwirtschaft. In der Handlung überzeichnen wir natürlich, es ist ja ein Drama und kein Dokumentarfilm.
Aber wie haben einige Rückmeldungen, dass wir die Probleme ansprechen, welche in der Schweizer Landwirtschaft tatsächlich ein Thema sind.
Die Serie ist auch für Nicht-Landwirte interessant, die einen Einblick in die Landwirtschaft bekommen.»
Link zum ausführlichen Interview mit «Neumatt»-Producerin Jessica Hefti
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Interview mit Fritz Salzmann, «Neumatt»-Tierbetreuer (Ausschnitt)
«Einige der Schauspieler sind richtige Naturtalente, im doppelten Sinne. Die haben in einigen wirklich sehr authentischen Szenen mitgearbeitet, zum Beispiel beim Kalben einer Kuh.
Wenn man eine solche Szene im Drehbuch liest, denkt man sich, das funktioniert mit einem Schauspieler nie und nimmer.
Aber dann läuft die Kamera und der Schauspieler ist so authentisch wie in einem Dokumentarfilm.»
Link zum ausführlichen Interview mit «Neumatt»-Tierbetreuer Fritz Salzmann