Warum sollte die Gründüngung überhaupt gestoppt werden?
Die Gründüngung hat nebst der Bodenlockerung die Aufgabe, wichtige Bodenlebewesen mit Nahrung von Wurzelausscheidungen zu versorgen. Im vegetativen Wachstumsstadium produziert die Pflanze am meisten Wurzelausscheidungen. Das Problem ist nun, wenn die Gründüngung ins generative Wachstumsstadium kommt. Das ist das Stadium der Blüten- und Samenausbildung. Dann wendet die Pflanze den grössten Teil ihrer Energie zur Bildung von Blüten und Samen auf. Dadurch scheidet die Pflanze weniger Wurzelsäfte aus und Bodenlebewesen steht weniger Zucker zur Verfügung. Tritt dieser Fall im Herbst ein, gehen die Bodenlebewesen in die Winterruhe. Daher sollte die Gründüngung wieder ins vegetative Stadium zurückversetzt werden.
Möglichkeiten zum Abstoppen der Gründüngung
Gründüngungen, welche nicht oder nur teilweise abfrieren, können auch mechanisch aufgelöst werden. Dasselbe gilt für das Abstoppen und Zurückversetzen der Gründüngung vom generativen ins vegetative Wachstumsstadium.
Dazu wurde an der Rütti in Zollikofen eine Maschinendemo durchgeführt, wobei verschiedene Walzenarten vorgestellt wurden. Organisiert wurde der Event vom Inforama und von UFA Samen.
Quetschwalze:
Die Quetschwalze enthält kantige oder runde Lamellen, welche die Pflanzen sauber ablegen aber nicht zerkleinert. Die Quetschwalze ist gut geeignet, wenn anschliessend die Folgekultur direkt eingesät wird. Somit wird die Biomasse vor der Saat sauber abgelegt, aber nicht eingearbeitet.
Soll nach dem Walzen die Biomasse eingearbeitet werden, ist die Quetschwalze weniger geeignet. Es besteht die Gefahr, dass die Masse zusammengeschleift wird. In diesem Fall sollte besser eine Messerwalze eingesetzt werden.
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Messerwalze:
Die Messerwalze enthält scharfe Lamellen, welche wie es der Name bereits sagt, das Pflanzgut zerschneiden sollten. Je nach Konstruktion wird das zerschnittene Pflanzgut auch leicht eingearbeitet. Das Zerschneiden sorgt für einen schnellen Abbau der Pflanzenreste. Somit besteht die Möglichkeit, nach dem Walzen die Pflanzenreste noch mittels Grubber oder Pflug einzuarbeiten. Dazu sollte aber ein bis eineinhalb Wochen abgewartet werden, bis die Pflanzenreste gut abgestorben und abgetrocknet sind. Denn die Pflanzen enthalten sehr viel Saft, was bei einer direkt anschliessenden Einarbeitung zum Zusammenschleifen der Erntereste führen könnte.
Die Messerwalze verbraucht weniger Diesel und ist wie die Quetschwalze flächenmässig effizienter als ein Mulchgerät. Alternativ kann die Messerwalze je nach Hersteller noch zur Zerkleinerung von Mais- und Rapsstoppeln verwendet werden.
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Erfolgsfaktoren beim Einsatz von Walzen:
Egal ob Messer- oder Quetschwalze, die beste Wirkung wird bei höheren Pflanzen (>30 cm) mit dicken saftigen Stängeln erzielt. Wichtig ist, dass die Pflanzen zum Zeitpunkt der Auflösung noch nicht zu stark verholzt sind. Also das C/N-Verhältnis ist entscheidend für eine genügende Zerstörung der Biomasse. Die Pflanzen sollten noch fleischig und nicht verholzt sein.
Weiter ist die Geschwindigkeit entscheidend. Je schneller gefahren werden kann, desto besser ist der Zerstörungserfolg und die Wirkung der anschliessenden Einarbeitung. Daher braucht es je nach Walzenart eine gewisse Traktorleistung. Zudem sollte die Walze ein angemessenes Eigengewicht haben, wie das bei sonstigen Walzen auch der Fall ist.
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Mulchgerät:
Wenn anschliessend noch eine Bodenbearbeitung erfolgen soll, wird in den meisten Fällen zum Mulchgerät gegriffen. Das Problem bei dieser Technik ist aber, dass bei viel Biomasse eine dicke Mulchschicht entsteht - fast wie ein Deckel, wobei der Boden darunter fast verstickt.
Wird diese grosse Biomasse gleich noch eingearbeitet, kann es sein, dass es anstatt zu einer Rotte zu Fäulnis kommt. Fäulnis entsteht, wenn pflanzliches Material ohne Sauerstoffzufuhr abgebaut wird. Eine Rotte ist derselbe Prozess, aber mit Sauerstoff. Bei einem Fäulnisprozess werden Gifte produziert, welche schliesslich auch schädlich für die Bodenlebewesen sind und deren Wachstum hemmt. Mulchen unmittelbar vor der Saat der Folgekultur kann also die Stickstoffverfügbarkeit an der Bodenoberfläche blockieren. Der Einsatz von Messerwalzen mindert diesen Effekt.
Aber die Pflanzen werden gut zerkleinert, womit die Einarbeitung besser gelingt. Wenn sehr viel Biomasse nach dem Mulchen eingearbeitet wird, sollte mit der Saat der Folgekultur etwas abgewartet werden, bis der Boden wieder gut süsslich riecht. Das ist ein Zeichen, dass der Abbauprozess der Erntereste fortgeschritten ist.
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Einsatz Kreiselheuer:
Eine simple Methode zum Stoppen der Gründüngung ist der Einsatz des Kreiselheuers. Das mag etwas exotisch klingen, aber mit ihm kann auf einfache und effiziente Art die Gründüngung im Blühstadium wieder in den vegetativen Zustand zurückversetzt werden. Dies in dem mit den Zinken die Blüten abgeschlagen werden.
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Wann kommt die Gründüngung in die Samenreife?
Gemäss Niklaus Althaus, Berater bei UFA Samen und Biolandwirt, sei es selten, dass eine im Spätsommer gesäte Gründüngung wirklich in die Samenreife kommt. Diesen Herbst 2023 ist es zwar vielerorts vorgekommen, dass die Gründüngung wegen den warmen Wetterbedingungen noch in die Blüte gekommen ist. Teilweise haben Pflanzen wie beispielsweise der Ölrettich sogar noch Schoten gebildet. «Aber auch wenn bereits Schoten an der Pflanze dran sind, bleiben die Samen darin wässrig und weich und man kann sie noch mit den Fingern verdrücken», erklärt Niklaus Althaus. Wichtig ist, dass man auch bei der Gründüngung hinschaut und kontrolliert, wie weit die einzelnen Komponenten sind. Im Moment sind ab August gesäte Gründüngungen noch nicht in der Samenreife und werden diese aufgrund der kürzer werdenden Tage auch nicht mehr erreichen.
Ein grösseres Problem sieht Niklaus Althaus in Unkräutern wie Amaranth. Dieser wurde zwar nicht gesät, kommt aber eher in die Samenreife als die gesäten Gründüngungspflanzen. Es kann immer vorkommen, dass in den heissen Sommermonaten selbst die Gründüngungen Auflaufprobleme haben und das Unkraut besser keimt. Wenn der Amaranth Überhand nimmt, empfiehlt Althaus deshalb, die blühenden Köpfe zu mähen oder mulchen. Somit wird das Unkraut wieder ins vegetative Wachstumsstadium zurückversetzt und die Samen können nicht ausreifen.