Daniel Würgler (47) hat die HAFL in Zollikofen als Ingenieur FH abgeschlossen. Er lebt in Frasses FR. Seit Juni 2019 ist er Präsident von GalloSuisse.

Was raten Sie einem Landwirt, der in die Geflügelbranche einsteigen möchte?

Daniel Würgler: Das Wichtigste ist, sich Zeit zu nehmen, um herauszufinden, ob man sich wirklich vorstellen kann, mit Geflügel zu arbeiten. Die Arbeit in einem Legehennenstall ist Zeit- und Kapital-intensiv. Es ist deshalb falsch, ohne gründliche Prüfung einzusteigen.

Mit einer gezielten Ausbildung (zum Beispiel Module Geflügel am Aviforum) können Grundkenntnisse erlernt werden, damit man Fähigkeiten entwickelt, um diesen Betriebszweig erfolgreich zu führen. Als Erstes empfehle ich jedem Interessierten, ein Kurzpraktikum zu absolvieren, um unter realen Bedingungen den Betriebszweig kennenzulernen.

Welche Überlegungen muss er sich machen?

Als Betriebsleiter muss ich mir überlegen, ob ich eine gewisse Leidenschaft für die Tiere entwickeln kann. Es braucht Freude am Geflügel, um erfolgreich zu sein. Zudem müssen genügend Ressourcen vorhanden sein, um die Arbeitsbelastung zu bewältigen.

Gibt es noch Chancen einzusteigen, etwa in die gerüchteweise sehr lukrative Bio-Eier-Produktion?

In einen neuen Betriebszweig einzusteigen ist immer wieder möglich. Ein Einstieg ist nur langfristig erfolgreich, wenn er gründlich überlegt, geplant und umgesetzt wurde. Nur wegen Gerüchten in eine Produktion einzusteigen ist nicht sehr erfolgversprechend.

Wie lassen sich die Investitionen stemmen?

Die Investitionen sind sehr hoch (Zahlen und Fakten inklusive Modellrechnung). Man muss zwingend die finanziellen Möglichkeiten und die betriebliche Belastung mit dem neuen Projekt bei unvorhergesehenem Verlauf durchrechnen und das Projekt allenfalls auch redimensionieren.

Gerade Investitionskredite helfen zwar, die Investitionen zu finanzieren. Aber sie beeinflussen die Liquidität mit hohen Rückzahlungen in den ersten Jahren negativ.

Der grösste Teil der Geflügelbranche produziert in einem Vertragsverhältnisse. Das hat den Vorteil eines relativ sicheren Einkommens. Was sind die Schwierigkeiten?

Verträge sind gut, aber sie können nicht einen funktionierenden Markt umgehen. Das Einkommen kann nur sichergestellt werden, wenn Angebot und Nachfrage im Einklang sind und wir keine Überproduktion haben.

In der Eierproduktion haben wir eine grosse Saisonalität der Nachfrage (vor Weihnachten und Ostern). Diese müssen wir bereits mit Aufschlag und Verbilligungs-Aktionen verwerten.

Wie ist aktuell die Situation der Bewilligungen, speziell bei den mobilen Haltungssystemen?

Mobile Haltungssysteme bieten neue Herausforderungen. Es ist gefährlich, vorschnell einen Mobilen Stall zu kaufen, ohne sich grundsätzliche Fragen über den neuen Betriebszweig zu stellen. Futter, Wasser und Strom über das ganze Jahr sicherzustellen ist nicht immer selbstverständlich und einfach. Der Stall muss z. B. zwingend mehrmals im Jahr verstellt werden.

Ansonsten gelten die gleichen Anforderungen wie bei fixen Bauten. Zentral ist, sich richtig zu informieren und beim Kanton die Bedingungen für mobile Systeme zu erfragen.