Kurz & bündig
- Roland Nussbaum ist Mitglied in einer Betriebsgemeinschaft- .
- 2017 brannte ein Stallgebäude nieder. Nach dem Schock begann Nussbaum schnell mit der Planung des neuen Stalls.
- Er konnte alte Mängel beheben und neue Technik integrieren.

In der Betriebsgemeinschaft Synfarms ist Roland Nussbaum zuständig für bauliche Projekte. «Ich organisiere gerne und kann das gut. Das ist eine Fähigkeit, die ich beim Bauen brauchen kann», sagt der 57-Jährige. Der Milchviehstall der Betriebsgemeinschaft (BG), der oberhalb von Densbüren AG liegt, wurde in mehreren Etappen ausgebaut, umgebaut und erweitert.

Mittlerweile hat es Platz für 145 Kühe. Parallel bauten die Landwirte zusätzliche Güllegruben, um auch für den anfallenden Mist genügend Platz zu haben. 2013 weihte die BG die Biogasanlage ein, in der sie seither die Gülle vergären lassen, bevor sie das Gärgut als wertvollen Dünger auf das Feld bringen.

Brand zerstört den Stall –eine Grossbaustelle entsteht

2017 dann der Schock: Ein grosser Brand zerstörte das eine der Stallgebäude. Die Milchkühe blieben verschont und auch Personen kamen keine zu Schaden. Doch die ganze Melk- sowie die automatische Fütterungsanlage waren zerstört. «Das stellte sich aber im Nachhinein als Chance heraus», sagt Roland Nussbaum. Sie konnten den Stall von Grund auf neu bauen und alles besser machen, was sie vorher gestört hatte.

Kurz nach dem Brand setzte sich Roland Nussbaum mit der Raumplanungsbehörde sowie der Gemeinde in Verbindung, um abzuklären, was für die Einreichung des Baugesuchs alles nötig sei. Weil sich an der Grundfläche des Stalls sowie am Entwässerungsplan nichts änderte, hätten sie die Baubewilligung schnell erhalten, erzählt Nussbaum. Es konnte also mit dem Bau begonnen werden.

Nussbaum beriet sich mit dem Holzbauer, der ihm einen ersten Entwurf des Gebäudes erstellte. Nussbaum brachte Änderungswünsche an und entwickelte so zusammen mit dem Fachmann einen Stall, der genau auf die Bedürfnisse der Betriebsgemeinschaft abgestimmt ist. «Ich hatte mir vorher schon Gedanken zu möglichen Verbesserungen gemacht», sagt Nussbaum. Einige Projekte waren bereits halbwegs in die Wege geleitet, und konnten nach dem Brand in angepasster Form in den Neubau integriert werden.

Das steht im neuen Stall

Im neuen Stall gibt es eine Tiefstreubox für die Kälber, eine Abkalbebox für die hochträchtigen Kühe sowie einen Bereich für die kranken Kühe. Alle Abteile liegen entlang einer Fressachse. So ist eine effiziente Fütterung möglich. Die Fütterung läuft automatisch ab. Das war schon im alten Stall der Fall. Im neuen Stall steht der Futtermischer direkt neben dem Heustock. Die Futterkomponenten gelangen von den Hochsilos per Rohr hierhin. Der Heustock wurde verdoppelt, auf insgesamt 1200 Kubikmeter. Einmal am Tag wirft jemand Heu in den Dosierwagen, um es ebenfalls in die Fütterung zu integrieren.

Die beste Neuerung, findet Roland Nussbaum, ist die Heutrocknung mittels der Abwärme der Biogasanlage. Das heisse Wasser gelangt von der Biogasanlage zum Lüftungsraum hinter dem Heustock. Im Wärmeaustauscher erwärmt sich die Luft durch das heisse Wasser und wird dann mittels zweier Heubelüftungen in den Heustock geblasen. Die Temperatur der Luft, welche in den Heustock geblasen wird, steigt um rund 12 Grad Celsius, sagt Nussbaum. Das Heu kann er nun nach nur einem Tag einfahren.

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Der Dachfirst des neuen Stalls ist drei Meter höher als der alte. Dadurch ist der Stall luftiger und das Stallklima angenehm. Zusätzlich ist eine Schlauchlüftung installiert, die für einen kontinuierlichen Luftstrom sorgt. Nebst dem Klima profitiert auch die Arbeitseffizienz: Dank der Raumhöhe können die Landwirte nun mit dem Heukran jeden Winkel im Stall erreichen.

Betriebsspiegel der Betriebsgemeinschaft Synfarms
Densbüren AG

LN: 135 ha
Bewirtschaftung: Bio Knospe
Kulturen: 35 ha Ökofläche, 15 ha Dinkel, 10 ha Weizen, 5 ha Ganzpflanzensilage, 40 ha Kunstwiese, Naturwiese und Weiden
Tierbestand: 145 Milchkühe, 50 Kälber, 15 Remonten, 2 Muni, 25 Pensionspferde
Weitere Betriebszweige: Biogasanlage
Arbeitskräfte: Laura Ender, Martin Hächler, Daniel Fankhauser, Roland Nussbaum (BG-Mitglieder). 1 Mitarbeiter Vollzeit, 1 EBA-Lehrling.

Bereits vor dem Brand war auf dem Betrieb ein Melkroboter im Einsatz. Heute sind es deren zwei. Die Tiere können sich jederzeit frei bewegen. Beim Ausgang zur Weide separiert ein Tor die Kühe. Die Tiere, die zum Melken gehen sollten, werden zurück zum Stall umgeleitet, die anderen dürfen hinaus. Durch einen Tunnel unter der Strasse hindurch gelangen die Kühe schliesslich auf die Weide.

Versicherung deckt die Kosten des Baus

Wie konnte das alles finanziert werden? Von der Gebäudeversicherung erhielt die Betriebsgemeinschaft 1,35 Millionen Franken. Hinzu kamen 1,25 Millionen Franken von der Sachversicherung.

Mit diesem Geld konnte der neue Stall realisiert werden. Nussbaum lobt dabei den Abschätzer der Sachversicherung. Denn die BG war etwas unterversichert: «Das geschieht schnell einmal, wenn man einen Heukran für 30'000 Franken eingebaut hatte und in der Zwischenzeit die Preise auf das Doppelte oder noch höher stiegen. Bei uns merkte der Experte, dass wir durch eine schlaue Organisation und einfache Lösungen Kosten sparten. Im Gegenzug konnte er uns mit der Versicherungssumme entgegenkommen.»

Ein Beispiel für die schlaue Organisation ist, dass die Kühe während der Bauphase auf einen anderen Betrieb siedelten. Die BG sparte so die Kosten für ein Provisorium und konnte sich ausserdem auf den Bau des neuen Stalls konzentrieren.

Aus eigener Erfahrung oder Experten fragen

Ein Bauprojekt, ob es nun gleich ein kompletter Stall oder eine Anpassung des bestehenden Stalls ist, ist eine grosse Sache. «Besonders wichtig dabei ist, zu wissen, was man will», sagt Nussbaum. Eine Beratung und Mithilfe bei der Planung durch einen Fachmann empfiehlt sich – insbesondere, wenn die Erfahrung beim Bauen nicht so gross ist.