Seit kurzem wird beim Menschen die Ausatemluft in der Diagnostik eingesetzt. Diese Methode will die Forschungsgruppe Tierernährung von Professor Mutian Niu nun auch bei Wiederkäuern anwenden. Die Ausatemluft von Wiederkäuern stammt sowohl aus dem Pansen als auch aus der Lunge. Wenn wir sie messen, erhalten wir nicht nur wertvolle Informationen über die Funktion des Pansen, sondern auch über den Gesundheitszustand der Kühe.

Bisher waren die Methoden zur Untersuchung des Panseninhalts entweder invasiv oder durch die Qualität der Proben begrenzt. Zusammen mit der Zenobi-Gruppe der ETH Zürich haben wir eine Methode entwickelt, die auch mit dem Tierwohl gut vereinbar ist. Dafür sammeln wir bei Kühen auf dem AgroVet-Strickhof Ausatemluftproben mit dem «GreenFeed-System». Was ähnlich wie eine Kraftfutterstation aussieht, entnimmt fast unbemerkt Proben der Ausatmenluft, ohne dass dies für das Tier eine Beeinträchtigung darstellt.

Unsere vorläufigen Daten sind vielversprechend. So haben wir rund 1300 Merkmale in der Ausatemluft von Kühen identifiziert, darunter die wichtigsten flüchtigen Fettsäuren. Zurzeit testen wir unsere Methode auf ihre Anwendbarkeit in der Wiederkäuerforschung und auf landwirtschaftlichen Betrieben. Auch in Tierkliniken könnten etwa neue atembasierte Diagnosen für das Monitoring der Gesundheit der Tiere eingesetzt werden.

 

Kommentar von  Prof. Marcus Clauss, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich: 
Den Atem entschlüsseln [IMG 2]

Um Verdauungsvorgänge bei Kühen zu verstehen, brauchen wir Informationen aus dem Panseninhalt. Dazu nutzen Forschende Pansensonden oder Tiere mit einem externen Pansenzugang. Es liegt auf der Hand, dass so an einzelnen Tieren zwar wichtiges Grundlagenwissen erforscht, aber keine grosse Anzahl an Tieren überwacht werden kann.

Hier beschreitet die ETH Zürich nun einen neuen Weg. Viele der Kenngrössen, die man im Panseninhalt messen würde, finden sich nämlich auch im Atem der Tiere. Gelänge es, diese Informationen durch Atemproben zu gewinnen, würden sich neue Möglichkeiten für ganze Kuhherden auftun. Mit Mess-Stationen, die zum Beispiel im Melkstand eingebaut sind, könnte man den Atem der Tiere ohne grossen Aufwand analysieren, ohne sie für eine Probennahme zu belästigen.

So könnte man auch im Sinne einer Gesundheitsüberwachung vermutlich Probleme erkennen, bevor ein Tier klinisch erkrankt.