Die Schweizer Sennenhunde sind eigentliche Bauernhunde, ihre moderne Bezeichnung ist von den Sennen abgeleitet, welche die Hunde auf der Alp als Nutztiere hielten.
Die vier Schweizer Sennenhunde-Rassen haben im Volksmund jeweils noch einen Dialekt-Namen: Der Appenzeller Sennenhund ist das Tryberli, der Entlebucher Sennenhund ein Schärlig und der Berner Sennenhund ein Dürrbächler. Nur für den Grossen Schweizer Sennenhund – die grösste der vier Sennenhunde-Rassen – ist erstaunlicherweise kein volkstümlicher Name bekannt.
Woher kommen aber diese Namen, zum Beispiel für den Dürrbächler? Die Spurensuche führt zurück ins 19. Jahrhundert und ins Berner Mittelland, in das Emmental, das Schwarzenburgerland und das Gurnigelgebiet, wo die Vorläufer der Berner Sennenhunde als Viehtreiber und Wachhunde lebten, aber auch als Käsereihunde die Milchkannen zur Hütte zogen.
Der Berner Sennenhund ist «ein Hund mit Löwenherz und Menschenverstand»
Einen solchen grossen, dreifarbigen Bauernhund beschrieb auch Jeremias Gotthelf 1849 in seiner Erzählung «Michels Brautschau»: «Das ist ein ganz vortrefflicher Hund mit Löwenherz und Menschenverstand, in dessen Gegenwart es niemand, dem sein Leben lieb war, geraten war, den Michel anzurühren.» Als die Bauerntochter von einem fremden Kesselflicker bedrängt wurde, beschützte sie der Sennenhund.
Je nach Form und Farbe ihrer Kopfzeichnung (Blässe oder Blesse) wurden diese Berner Sennenhunde Ringgi, Bäri oder Bläss genannt, aber auch Gelbbäckler oder – wegen ihren braunen Flecken über den Augen – Vieräugler.
Der Dürrbächler wurde nach einem Gewässer im Berner Gurnigelgebiet benannt
Im Gurnigelgebiet bezeichneten die Bauern ihre Hunde wie erwähnt noch mit einem speziellen «Rasse»-Namen: Dürrbächler. Das Adjektiv dürr bezieht sich ganz sicher nicht auf die kräftigen Sennenhunde – sondern auf den Dürrbach, dessen niedrige Wasserführung und das kleine Einzugsgebiet sprichwörtlich dürr sind.
Der Dürrbach fliesst direkt an der Gaststätte «Dürrbach» vorbei, in der die Bauern vor über 100 Jahren mit ihren grossen Sennenhunden einkehrten.
Aus dem Gurnigelgebiet schaffte des der Berner Sennenhund in die ganze Welt
In dieser Bauern-Beiz wurde der Jäger und Jagdhunde-Züchter Fritz Probst auf die Sennenhunde aufmerksam. Er suchte die schönsten Dürrbächler zusammen, um sie 1904 an der Internationalen Hundeausstellung in Bern zu zeigen.
Vier der sechs erstmals präsentierten Dürrbächler wurden prämiert und ins Schweizerische Hundestammbuch eingetragen.
1907 wurde der Schweizerische Dürrbach-Klub gegründet und schon 1913 in Schweizerischer Klub für Berner Sennenhunde umbenannt: Denn in Anlehnung an die anderen Sennenhunde-Rassen wurde der Dürrbächler neu als Berner Sennenhund bezeichnet.
Mehr über den Berner Sennenhund finden Sie in unserem Nutztier-Lexikon (siehe Link im Böxli oben). Unter anderem auch eine Besprechung des Buches über die «Schweizer Sennenhunde».
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