Bei einer Tagung erklärt Benjamin Furter, Technischer Produktemanager von Trinova, welche Auswirkungen eine ungleiche Synchronisation der Zufuhr von Energie und Eiweiss auf die Milchkuh hat. 

Vor allem weil die Stickstoffbelastung in der Umwelt stark thematisiert wird, müsse der Nutzungsgrad des Eiweisses stimmen, sodass der grösstmögliche Anteil des verfütterten Proteins in die Milch oder das Fleisch gelangen kann. «Dies ist nicht so einfach, da die Kuh an sich kein guter Proteinverwerter ist: Nur etwa ein Drittel des verzehrten Proteins findet den Weg in die Milch, der Rest wird auf dem Weg dahin verstoffwechselt (Zellerneuerung, Muskelaufbau) oder über Harn und Kot ausgeschieden», erklärt er. 

Gleichzeitig und im richtigen Verhältnis

Damit man versteht, wie die Fütterung perfektioniert werden kann, geht Furter bei seinem Vortrag intensiv auf das Verdauungssystem einer Kuh ein: «Für den Abbau des Eiweisses im Pansen braucht es Mikroorganismen. Damit diese vernünftig arbeiten können, brauchen sie gleichzeitig und im richtigen Verhältnis sowohl gleichermassen Eiweiss als auch Energie.» 

Ist zu viel Eiweiss vorhanden, wird der nicht benötigte Stickstoff im überflüssigen Eiweiss in Ammoniak umgebaut, so der Fachmann. Die Kuh müsse diesen verstoffwechseln. Das bedeute viel Arbeit für die Leber, in der das Ammoniak in Harnstoff umgebaut wird.

Deshalb sei der Harnstoffgehalt in der Milch bei proteinreicher Fütterung eher höher. Bei sehr hohen Überschüssen könne es zu einer Alkalose führen.  

Nur ein Drittel pansenstabiles Protein

Doch nicht nur das Energie-/Eiweissverhältnis ist laut Benjamin Furter relevant: «Es ist wichtig, den Anteil an löslichen Stickstoff zum Bypass-Protein auf einem bestimmten Niveau zu halten.»

Konkret gesagt soll etwa zwei Drittel des zugeführten Proteins im Pansen mikrobiell aufgespalten worden sein. Der letzte Drittel solle pansenstabiles Protein sein, das als Bypass unverdaut zum Darm gelange. 

Dies funktioniere jedoch nur bis zu einer Milchleistung von 25 kg Milch am Tag. Die Kuh könne nämlich nur bis zu einem gewissen Grad mikrobiologisches Protein produzieren. «Dafür verantwortlich ist die begrenzte Anzahl an Mikroorganismen im Pansen. Das restliche Protein muss via Futter (Bypass-Protein) ergänzt werden, dessen Anteil mit steigender Milchleistung immer höher wird», so Furter. 

Eine effiziente Proteinquelle der Futterration beimischen

Doch wie kann dies nun konkret verbessert werden? Es brauche ein günstiges Verhältnis aus Stickstoff und Energie, die auch zeitlich synchronisiert sind: «Wenn das besagte Futtermittel schnell verfügbares Eiweiss enthält, muss die Energie auch schnell verfügbar sein», erklärt Benjamin Furter.

AboGras wird auf dem Förderband Richtung Trockentrommel befördert.EiweissfutterLandwirt Ueli Portmann füttert den Kühen Kraftwürfel aus dem eigenen GrasSamstag, 24. September 2022 Oder anders ausgedrückt: Eiweiss und Energie sollten zum gleichen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Sei erst zu viel zu schnell verfügbares Eiweiss vorhanden, trete das oben beschriebene Problem auf (zu viel Ammoniak), fehle es jedoch, hätten die Mikroorganismen zu wenig Stickstoff, um an eigener Körpermasse zuzulegen.

«Es ist wichtig, die Frage nach dem besten Ergänzungsfuttermittel mit dem Futtermittelberater abzusprechen, denn jenes muss auf das Grundfuttermittel gut abgestimmt sein. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung.»

Ausserdem könne auf Futterzusätze wie ätherische Öle und Mineralsalze gesetzt werden, welche einen Teil des Futtereiweisses schützen und so den Anteil an Bypass-Protein der Ration erhöhen.