Im Rindviehstall Rütti am Inforama in Zollikofen BE wurde die Wirkung von Klauenklötzen untersucht. Der Stall wird von der Pächterfamilie Emmenegger geführt und von Forschenden der Berner Fachhochschule HAFL und der Wiederkäuerklinik der Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern, für praxisnahe Versuche genutzt.
Die Tierärztin Denisa Dan ist Koordinatorin der Versuche und bereitet das neue Wissen für die Praxis auf. Die Erkenntnisse aus den Versuchen werden zudem von Forschern in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert.
In einem Projekt mit der Vetsuisse wurden Klauenklötze untersucht (siehe Kasten). Wann sollten solche Klötze verwendet werden – und wann nicht?
Denisa Dan: Klauenklötze dienen zur Entlastung der kranken Partnerklaue und sollten nur dann zur Anwendung kommen, wenn eine Entlastung im Sinne der Heilung ist. Klauenklötze sollten nur auf eine gesunde Klaue angebracht werden. Es ist wichtig, dass man vor dem Anbringen des Klotzes die Klaue gründlich untersucht. Befindet sich die Erkrankung im Zwischenklauenspalt oder sind beide Klauen betroffen, hilft ein Klauenklotz nicht.
Wie lange bleibt ein Klauenklotz normalerweise an der Klaue?
Ich empfehle eine erneute Beurteilung nach drei Wochen. Ein Klauenklotz zu lange auf einer gesunden Klaue zu lassen, kann zur Schädigung der gesunden Klaue führen.
Welche Häufigkeit von Lahmheit in der Herde soll mich als LandwirtIn stutzig machen?
Bei einer Prävalenz, also einer Häufigkeit von Lahmheit in meiner Herde, von zehn Prozent sollten bei jedem Betriebsleiter die Alarmglocken läuten. Gute Betriebe reagieren aber schon bei fünf Prozent Lahmheit. Schweizer ExpertInnen werden sich künftig vermehrt an diesem Wert orientieren. Bei Betrieben mit einer kleinen Anzahl Tiere muss die Lahmheitshäufigkeit über eine längere Zeit von einem halben Jahr bis zu einem Jahr beobachtet werden, um mit diesen Prozentsätzen arbeiten zu können.
Was kann ich tun, um die Klauengesundheit zu erhöhen?
In einer Herde mit über zehn Prozent Lahmheit ist wichtig, dass die Klauenpflege protokolliert und die Tiere regelmässig beurteilt werden. Ziel ist es, die Art der Klauenkrankheit und den Zeitpunkt ihres Auftretens zu bestimmen. Zusammen mit Bestandestierärztin und Klauenpfleger sollte die Behandlung besprochen werden.
Welche vorbeugenden Massnahmen kann ich ergreifen, damit meine Kühe gesunde Klauen behalten?
Die regelmässige Klauenpflege stellt die wichtigste Massnahme dar. Ausserdem hilft die Anwendung externer Biosicherheits-Massnahmen: Vor der Integration einer neuen Kuh in die Herde sollten die Klauen der Kuh auf Infektionen untersucht werden. Dies benötigt Zeit, erspart jedoch viel Ärger. Sind Veränderungen an den Klauen sichtbar, sollte eine Fachperson beigezogen und die Kuh vor der Integration in die Herde behandelt werden.
Wie häufig sollte ich als LandwirtIn die Klauen pflegen?
Jeder Kuh sollten die Klauen mindestens zwei Mal im Jahr gepflegt werden. Der Betriebsleiter kann an einem Tag allen Kühen die Klauen pflegen lassen oder über das Jahr verteilt die Klauenpflege organisieren. Wenn über das Jahr verteilt Klauenpflege gemacht wird, empfiehlt sich folgende Priorisierung der Kühe:
- Kühe, die bis zum nächsten Termin trockengestellt werden.
- Kühe, die seit dem letzten Termin trockengestellt wurden.
- Kühe, die früh trockengestellt wurden.
- Kühe, die beim letzten Termin eine Diagnose hatten.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Wirkung von Klauenklötzen
Das Ankleben eines Klauenklotzes an die gesunde Partnerklaue ist eine verbreitete Methode zur Unterstützung der Behandlung von kranken Klauen bei Kühen. Im Versuch der Wiederkäuerklinik der Vetsuisse-Fakultät, Uni Bern, zeigte sich wie erwartet: Kranke Kühe mit Klotz gehen weniger lahm. Wenn die Tiere jedoch stehen, entlasten sie trotz Klotz das lahme Bein. Daraus schliessen die Forschenden, dass ein Klauenklotz die Schmerzen nicht vollumfänglich lindert.
So wurde untersucht
Es wurden gesunde und lahme Kühe untersucht. Ein Teil der Forschung fand im Rindviehstall Inforama Rütti statt, der andere Teil an der Wiederkäuerklinik. Allen Kühen wurden Klötze an die gesunde Partner-Klaue geklebt. Vor und nach dem Bekleben wurde beobachtet, wie die Kühe gehen und wie sie ihr Gewicht beim Stehen auf die vier Beine verteilen.
Das ist das Fazit
Die Forschenden empfehlen zur Behandlung kranker Klauen eine kombinierte Therapie: Regelmässige Klauenpflege, Anbringen eines Klauenklotzes sowie die Gabe von Schmerzmitteln.