Kurz & bündig
Einfache Feldarbeiten funktionieren mit dem autonomen Feldroboter bereits einwandfrei.
Um effizient arbeiten zu können, sollte die Schlaggrösse etwa vier Hektaren betragen.
Autonome Feldroboter werden in Zukunft vermehrt auf den Feldern zu sehen sein.
Die Sonne steht schon fast senkrecht am Himmel und die Mittagshitze brennt unentwegt auf das Stoppelfeld. Derweil zieht der Feldroboter von Landwirt Beat Mathys aus Cressier FR unbekümmert seine Runden.
Die fast 40 Grad, welche Ende Juli 2024 auf dem Feld herrschen, interessieren den Feldroboter nicht. Er arbeitet, ohne zu schwitzen und ohne sich zu beklagen, auch über den Mittag und bis spät in die Nacht hinein.
[IMG 1]
Effizientes Arbeiten dank Vorarbeit im Winter
Bereits in der Ausgabe 2/2024 berichtete «die grüne» über Beat Mathys und seinen Feldroboter. Mathys hatte erklärt, welche Vorarbeiten es zu erledigen gab.
Mittlerweile hat er bei all seinen Feldern die Felddaten aufgenommen und in der Schlagkartei gespeichert. Ebenso sind die meisten seiner Anbaugeräte vermessen und die Daten abgespeichert. Mathys kann nun rasch die entsprechenden Geräte an den Roboter hängen, ihn mit dem Tieflader aufs Feld stellen und den Befehl zum Start geben.
Danach fährt der Feldroboter, wie bereits vorgeplant, sein Programm ab. Nach rund fünf Stunden ist er mit dem 5 ha grossen Feld fertig. «Der Roboter beklagt sich nicht, arbeitet sehr präzise und wenn einmal alles aufgenommen ist, kann die Arbeit in fünfzehn Minuten beginnen», schwärmt Beat Mathys. Zudem arbeite der Feldroboter über Stunden beständig vor sich hin.
Umdenken bei der Arbeitsplanung ist gefragt
Der Aufwand im Feld ist bescheiden, jedoch darf die Planung im Vorfeld nicht ausser Acht gelassen werden. Um den Feldroboter überhaupt einsetzen zu können, müssen alle Abläufe im Programm bereits geplant werden:
- Wo im Feld soll der Roboter anfangen?
- Wo soll er aufhören?
- In welcher Art und Weise soll der Roboter wenden?
- Wie viele Bahnen soll er ums Feld ziehen?
Auch Hindernisse und Feld-abstände sind im Voraus einzuplanen.
Joel Mosimann ist Geschäftsführer bei Sevra Suisse AG, der Firma, welche den Agbot von Agxeed in der Schweiz vertreibt. Als Berater steht er oft im Feld und erklärt: «Die meisten Bauern planen solche Dinge gar nicht, sie werden vor Ort gemacht.» Mit dem Feldroboter müssen jedoch Arbeiten im Vorfeld geplant werden. Weiter fügt er an: «Wenn die Planung einmal steht, kann diese in den Folgejahren einfach wiederholt werden, was eine erhebliche Zeiteinsparung mit sich bringt.»
Dazu müsse es ein Umdenken bei der Arbeitsplanung geben. «Im Winter haben Landwirte mehrheitlich die gute Gelegenheit, die Feldarbeiten des nächsten Anbaujahres zu planen», sagt Mosimann.
Um die Arbeiten im Feld und die Parameter sicher eintragen zu können, bietet Sevra Suisse AG eine eintägige Schulung an. Diese ist Pflicht, um den Feldroboter bedienen zu dürfen.
Säen, Grubbern und Eggen funktionieren bereits
Einfache Feldarbeiten funktionieren bereits sehr gut. Jetzt will Beat Mathys Verfahren kombinieren und noch mehr Zeit sparen. Er möchte mit einer Säkombination und einem Frontpacker die Saatbettbereitung und den Sävorgang in einem Durchgang erledigen, um beispielsweise ein Zwischenfutter zu säen.
Es sei ein Learning by Doing, sagt Beat Mathys lächelnd, als er von den anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Frontpacker spricht: «Die Säkombination haben wir mittlerweile im Griff.» Anfangs habe der Lidar-Sensor auf der Haube des Agbots beim Ausheben der Maschine reagiert und eine Fehlermeldung abgegeben. Beim Anhängen des Frontpackers sei durch eine kleine Unaufmerksamkeit eines Mitarbeiters einer der Kontaktsensoren in Mitleidenschaft gezogen worden. So meldete der Sensor am Gerät falsche Hindernisse. Der Sensor wurde ersetzt.
Pflügen noch schwierig, Mähen ist Einstellungssache
Ein autonomer Feldroboter ist insbesondere dann sinnvoll, wenn das Gerät lange auf dem gleichen Feld bleibt – wie etwa beim Pflügen, wenn nur mit geringen Geschwindigkeiten gefahren werden kann.
«Arbeiten, welche lange dauern, uninteressant sind, aber trotzdem präzise sein müssen, wollen wir dem Feldroboter übergeben», merkt Beat Mathys an. Beim Pflügen stellt das Wenden des Pfluges noch ein softwaretechnisches Problem dar. Dies soll aber bald vom Hersteller gelöst werden.
Beim Mähen ist es das hohe Gras, welches der Lidar-Sensor als Hindernis erkennt und deshalb anhält. Diese Anpassungen können auch vom Anwender in den sogenannten Settings angepasst werden. «Wir lernen tagtäglich dazu, gewisse Problemchen erkennt man erst bei der Anwendung», stellt Joel Mosimann fest. «In Zusammenarbeit mit dem Berater konnten wir alle bisherigen Probleme lösen», bestätigt Beat Mathys.
Der Roboter erkennt (noch) nicht, wenn etwas verstopft ist
«Ein Grubber mit Scherbolzen ist bei einem autonom fahrenden Gerät schlecht», mahnt Joel Mosimann. Der Feldroboter muss in irgendeiner Weise merken, dass etwas mit dem angehängten Gerät nicht stimmt. Dies würde der Roboter im Fall «Grubber mit Scherbolzen» nicht erkennen.
Die meisten Geräte von Beat Mathys sind sozusagen «dumm»: wie zum Beispiel die mechanische Sämaschine. Der Feldroboter würde nicht erkennen, wenn etwas verstopft oder der Korntank leer ist.
Dazu entwickelt Agxeed gerade eine «Implement-Box», welche die Geräte smart machen soll. Diese kommuniziert über Isobus mit dem Feldroboter. Die an der Box angeschlossenen Sensoren sollen zum Beispiel an die Zapfwelle oder in den Korntank gelegt werden können. Mithilfe der Sensoren sollen so Drehzahl, Füllstand und andere Werte gemessen werden.
«Ich habe Freude an der Technik und möchte mit der Zukunft gehen», antwortet Beat Mathys auf die Frage, warum gerade er sich als Erster in der Schweiz einen Feldroboter angeschafft hat. «Als Landwirt selber kann ich ja auch nicht immer mehr arbeiten, da brennt man irgendwann aus», fügt er hinzu.
Beat Mathys bleibt wohl nicht mehr lange Pionier
Mathys will damit Arbeitsspitzen brechen und Lohnkosten sparen. Zudem sei es enorm schwierig, qualifiziertes Personal zu finden, das solche Arbeiten machen will. «Die jungen Leute wollen nicht mehr zehn Stunden lang auf dem Traktor hin- und herfahren.»
Beat Mathys hat zudem das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern werde, bis weitere Betriebe oder Lohnunternehmen sich autonome Feldroboter anschaffen werden. «Feldroboter werden in Zukunft sicherlich vermehrt auf Feldern zu sehen sein.»
Ein Feldroboter lohnt sich jedoch nur für relativ grosse Betriebe. Nach der Einschätzung von Beat Mathys sollte ein Schlag sicherlich 4 Hektaren gross sein. Da der Feldroboter mit dem Tieflader transportiert werden muss, lohnen sich kleinere Parzellen nicht wirklich.
Betriebsspiegel der Familie Mathys
Beat Mathys, Cressier FR
LN: 73 ha
Kulturen: Kartoffeln 25 ha (mit Abtausch), Raps, Weizen, Gerste(für Eigenbedarf), Futterbau
Tierbestand: 45 Milchkühe, 60 Jungtiere
Weitere Betriebszweige: Lohnunternehmen (Kartoffeln setzen, ernten, Sortierung)
Arbeitskräfte: 2 Festangestellte, 10 Aushilfen