Es raschelt und piept im Rapsfeld. Seit Oktober 2020 ist beim Naturschutzgebiet Katzensee in Zürich etwas Aussergewöhnliches zu beobachten: In den Rapsfeldern rund um das Naturschutzgebiet erfreuen sich diverse Singvögel am kurzfristigen Nahrungsangebot.
Etwa ab Bestandesschluss fliegen rund 50 bis 100 Vögel sogar in Schwärmen ins Feld hinein. Sehen kann man sie nur, wenn sie wegen Gefahr kurz aufschrecken. Danach verstecken sie sich rasch wieder unter den Raps-blättern.
Unter den Vögeln sind Schwarzkehlchen, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Rohrammern zu finden. Doch was machen die vielen Vögel unter den Rapsblättern?
Rapsschädlinge, ein Gaumenschmaus für Vögel
Die Vermutung liegt nahe, dass die Vögel Erdflöhe und Rübsenblattwespen-Larven fressen. Die Vögel haben sich vermehrt an Stellen mit auffälligem Lochfrass der Herbstschädlingen im Raps aufgehalten. Möglicherweise schlagen sich die Vögel vor dem Winter noch die Bäuche voll, bevor sie dann Richtung Afrika ziehen.
Mehr Schädlinge, mehr Vogelarten
Die genannten vier Vogelarten stehen auf der Roten Liste und gelten in der Schweiz als potenziell gefährdet oder verletzlich. Daher ist es umso erfreulicher, die Vögel in kleineren Schwärmen im Raps anzutreffen. Grund dafür könnte sein, dass seit dem Verbot der Saatgutbeizung mit Neonicotinoiden mehr Herbstschädlinge im Raps auftreten. Das zieht die Vögel förmlich an.
Wegen dem hohen Schädlingsdruck muss aber vermehrt unter Berücksichtigung der Schadschwellen eine Herbstbehandlung mit Pyrethroiden gemacht werden. Das vermehrte Auftreten von Schädlingen und die Unterschiede der Behandlungen zwischen den Beständen muss auch den genannten Vogelarten aufgefallen sein. Denn in frisch mit Pyrethroiden behandelten Flächen waren sie bald nicht mehr zu finden. Sie flogen weiter zum nächsten unbehandelten Rapsfeld in der Nähe.
Gemäss Rücksprachen mit Landwirten vor Ort sei auch ohne den Einsatz von Insektiziden im Herbst weder 2021 noch 2022 ein ökonomischer Schaden in den Feldern ums Naturschutzgebiet entstanden. Dies möglicherweise dank den hungrigen Vögeln, welche als Nützlinge in den Raps einflogen und den Schädlingsdruck tief hielten.
Raps ist wertvollfür Bodenbrüter
Die genannten Vögel sind im Frühjahr ab März bis Juni durchaus auch potenzielle Brutvögel im Raps. Der Raps ist die erste Ackerkultur im Frühling, welche einen versteckten Nestbau für Bodenbrüter zulässt.
Der Wiesenpieper war sogar einen milden Winter lang im Raps am Katzensee zu beobachten.