Kurz & bündig
- Der Anbau von Sonnenblumen ist im Vergleich zum Raps mit weniger hohen Kosten verbunden.
- Dass Sonnenblumen im Anbau auch ihre Tücken haben, geht oft vergessen.
- Trotzdem birgt der Anbau von Raps in Sachen Pflanzenschutz und perfektem Erntezeitpunkt vergleichsweise einige Herausforderungen mehr.
Dass Sonnenblumen auch ihre Tücken haben, geht bei dieser Kultur schnell vergessen», sagt Landwirt David von Wattenwyl, der mit seiner Familie im bernischen Oberdiessbach einen Ackerbaubetrieb mit 89 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche bewirtschaftet. «Genau wie der Raps, und eigentlich jede andere Kultur, haben die Sonnenblumen ihre Vor- und Nachteile», so der Landwirt.
Ein grosser Unterschied sei aber, dass unter dem Strich für Sonnenblumen im Vergleich zum Raps weniger Geld in die Hand genommen werden muss. «Sonnenblumen haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal ausprobiert», erzählt David von Wattenwyl. Auf einer 1,2 Hektaren grossen Parzelle, die zuvor für die 3,5 Prozent BFF auf offener Ackerfläche vorgesehen war, baut von Wattenwyl im Jahr 2024 versuchsweise Sonnenblumen an.
Sonnenblumen bringen mehr Variabilität in die Fruchtfolge
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei beim Raps definitiv höher, und somit sei es mit Sonnenblumen einfacher, auf die schwarze Null zu kommen. David von Wattenwyl hat sich vor allem wegen der Fruchtfolge und nicht wegen des Preises für den Anbau von Sonnenblumen entschieden. «Ackerbaulich bringt uns der Raps mehr Vorteile. Durch ihn können wir zum Beispiel darauf verzichten, vorgängig eine Gründüngung zu säen. Der Raps ist elf Monate auf dem Feld und danach gibt es den schönsten Weizen», erzählt von Wattenwyl. Auch die starke Getreidelastigkeit des reinen Ackerbaubetriebes werde durch den Raps etwas gebrochen.
Die Sonnenblumen sollen noch mehr Variabilität in die Fruchtfolge bringen. David von Wattenwyl lässt es sich je nach Jahresverhältnissen offen, Änderungen in der Fruchtfolge vorzunehmen. Im Grunde besteht diese auf seinem Betrieb aus Weizen, Gerste und anschliessend Mais, Eiweisserbsen, Raps oder Zuckerrüben.
Was in Zukunft realisiert werden soll, ist eine Fruchtfolge von Körnermais, Sonnenblumen, Weizen, Gerste, Raps, Weizen, Gerste, Körnermais und Sonnenblumen. «Darauf arbeite ich in kleinen Schritten hin. Das wäre für unseren Betrieb das Optimum, um möglichst viele Erntereste auf dem Acker zu hinterlassen.»
Er will in den nächsten Jahren herausfinden, wie sich die Sonnenblumen auf seinem Betrieb bewähren. Nächstes Jahr sollen die Sonnenblumen bereits auf grösserer Fläche angebaut und nach dem Körnermais ausgesät werden.
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«Ein guter Raps-Ertrag sorgt für viel Freude und Stolz.»
David von Wattenwyl, Landwirt
«Der Raps ist wie eine Hochleistungsmilchkuh»
In Sachen Pflanzenschutzmassnahmen unterscheidet sich der Raps- deutlich vom Sonnenblumenanbau. Bei den Sonnenblumen wirtschafte man viel im Extenso-Verfahren, weil sich der Schädlingsdruck eigentlich in Grenzen halte, so von Wattenwyl. Die grössten Schädlinge für die Sonnenblume sind die Schnecken. Auch auf den Betriebsflächen in Oberdiessbach war der Schneckenfrass in diesem feuchten Jahr bereits ein extremes Problem im Sonnenblumenbestand. David von Wattenwyl erklärt: «Wir machen bei den Sonnenblumen eine Herbizid-behandlung im Vorauflauf und wenn keine Korrekturbehandlung notwendig ist, sind die pflanzenschutztechnischen Massnahmen bei den Sonnenblumen damit eigentlich bereits abgeschlossen.» Beim Raps werde gesät, worauf im Vorauflauf ebenfalls eine Herbizidbehandlung folge. Je nach Bedingungen schliesst sich allenfalls eine Korrekturbehandlungen an.
Danach ist die Feldkontrolle unabdingbar für den weiteren Pflanzenschutz. Zunächst werde auf Erdflöhe, im Herbst dann auf Erdflohlarven und im Frühling auf den Rapsstängelrüssler und Rapsglanzkäfer kontrolliert und gegebenenfalls bei Überschreiten der Bekämpfungsschwelle entsprechend behandelt.
«Das ist schon viel. Und das Problem ist, dass viele Wirkstoffe nach und nach wegfallen und nicht mehr verwendet werden dürfen. Das bedeutet, dass wir als Produzenten noch viel mehr Zeit mit Feldkontrollen verbringen müssen. Ich bin überzeugt, dass darin schon ein grosser Unterschied zwischen den beiden Kulturen besteht», erzählt der Landwirt.
Er fügt hinzu: «Der Raps ist eigentlich wie eine Hochleistungsmilchkuh. Man muss gut darauf achten und ihn richtig füttern. Er ist sehr anspruchsvoll.»
Die Ernte ist sowohl bei Sonnenblumen wie beim Raps tückisch
Beim Raps sei es zudem nicht immer leicht, den optimalen Erntezeitpunkt zu erwischen und bis zum Schluss die Nerven zu behalten. «Man darf keine Angst vor möglichen Gewittern haben und muss warten, bis der Raps wirklich reif ist», erklärt von Wattenwyl. Habe man die nötige Geduld, gelinge es meist, den Raps mit einer Restfeuchtigkeit um die sechs Prozent zu ernten.
«Ich kann mir vorstellen, dass dieser Aspekt, zusammen mit dem Faktor der wegfallenden Wirkstoffe, einige vom Rapsanbau abschreckt. Trotz des grossen Aufwands sorgt ein guter Raps-Ertrag aber für viel Freude und Stolz», sagt der Landwirt.
Auch die Ernte der Sonnenblumen kann tückisch sein. Werden diese erst spät gesät und gibt es keinen schönen, warmen Herbst, ist eine gute Abreife problematisch. Auch das Dreschen ist schwieriger, wenn die Sonnenblumen nicht komplett abgereift sind. «Dann ist noch viel grünes, schweres Material enthalten, was zum Beispiel im Mähdrescher oder in den Sortieranlagen schwer von den leichten Kernen getrennt und nicht ohne weiteres mittels Luftdruckes entfernt werden kann», so von Wattenwyl.
Zu viel grünes Material erschwert auch die passende Aufbereitung des Ernteguts. Das kann an späten Standorten eine grosse Herausforderung bei der Sonnenblumenernte sein.
Sind Sonnenblumen stärker von Sommertrockenheit betroffen?
Eine wichtige Frage für David von Wattenwyl ist die Entwicklung der Sonnenblumen in trockenen Jahren hinsichtlich der klimatischen Erwärmung. Während der Raps in seiner Hauptwachstumszeit, im Herbst und Frühling, tendenziell mehr Wasser zur Verfügung hat, sind die Sonnenblumen, die ihr Hauptwachstum in den Sommermonaten durchlaufen, stärker von einem trockenen Sommer betroffen. «Wie sich ein trockener Mai und Juni auf die Kultur auf unseren Flächen auswirkt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.»
Betriebsspiegel Gutsbetrieb Schloss Oberdiessbach
Generationengemeinschaft von David und Sigmund von Wattenwyl, Oberdiessbach BE
LN: 89 ha
Kulturen: Weizen, Gerste, Körnermais, Raps, Zuckerrüben, Sonnenblumen und Eiweisserbsen
Tierbestand: Viehlos