Der Ernterückblick 2023 fällt wenig erfreulich aus. Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands SGPV, findet für die Ernte von Raps und Sonnenblumen freundliche Worte, weist aber beim Futtergetreide mit klaren Worten auf die fehlenden Richtpreise hin. Auch die Antworten von Christian Bucher, Swisspatat, und Raphael Wild, Schweizer Zucker AG, lassen die Herzen der ProduzentInnen nicht höher schlagen.

Die schwierigen Wetterbedingungen 2023 haben zu tieferen Erntemengen geführt. Die fehlenden Richtpreise für Futtergetreide und die Entwicklungen auf den Weltmarkt bei den Ölsaaten wirken sich finanziell ungünstig für die Schweizer ProduzentInnen aus.

2023 war ein unerfreuliches Gerste-Jahr

Der Gerste-Anbau war 2023 aus mehreren Gründen wenig erfreulich: Zum einen sind gemäss Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer SGPV, die Flächen leicht zurück gegangen und die Erträge waren eher tief. Dazu kam eine ungenügende Wirtschaftlichkeit.

Besonders schwierig war (und ist), dass 2023 keine Richtpreise für Futtergetreide festgelegt werden konnten. Der SGPV betont, dass auch die Richtpreise für die Ernte 2022 bei weitem nicht erreicht wurden, weil das Schweizer Futtergetreide bereits 2022 einer starken Importkonkurrenz und damit einem enormen Preisdruck ausgesetzt gewesen sei. Für die Folgejahre befürchtet der SGPV, dass im Anbau auf andere Kulturen ausgewichen wird.

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Der Futtergetreide-Anbau wird zukünftig weiter zurückgehen wegen den tiefen Produzentenpreisen. StandpunktOhne Richtpreise ist die Glaubwürdigkeit von Schweizer Fleisch in GefahrSamstag, 3. Februar 2024


Stabile Preise, Erträge und Qualität gut

2023 war für die Schweizer Weizen-ProduzentInnen gemäss Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer SGPV, geprägt vom Ungleichgewicht zwischen den Labels. Es kam zu einer kleinen Deklassierung und Um-Labelisierung, um den Markt im Gleichgewicht zu halten. Dazu wurden im November 2023 als Marktentlastungsmassnahme vom SGPV 9390 Tonnen backfähiger Brotweizen der Klasse II deklassiert.

Die Erträge und die Qualität waren relativ gut dieses Jahr, wenn auch die Proteinwerte leicht tiefer lagen. Die Preise waren stabil. Erfreulich ist, dass die Mykotoxin-Werte beim Mahlweizen die tiefsten Werte seit Messbeginn im Jahr 2007 aufwiesen. Ebenso gut schneiden Gerste und Triticale ab.

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Historisch tiefer Ertrag bei den Zuckerrüben 

Ein nasser Frühling mit schwierigen Saatbedingungen, ein trockener Sommer, SBR-Befall im Westen, welcher den Zuckergehalt bei Rüben drückt: 2023 war kein erfreuliches Jahr für die PflanzerInnen. Dazu kamen ein Herbst und ein Winter, die so nass waren, dass die Rüben teilweise im Januar 2024 noch im Boden waren.Deshalb wird der Zuckerertrag historisch tief geschätzt.

Der Produzentenpreis wurde 2023 vor allem wegen der erfreulichen Marktsituation um 8 Franken auf 58 Franken erhöht. Dank höherem Zuckerpreis ist es möglich, einen höheren Produzentenpreis zu zahlen. Zusätzlich hilft dieser, dass die Anbauflächen nicht weiter schrumpfen.

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Erneut unterdurchschnittliche Ernte

Die Anbaufläche blieb 2023 bei den Kartoffeln stabil, die Flächenerträge waren hingegen etwas tiefer als 2022. Der Richtpreise für Agria wurde um 3.35 Franken erhöht.

Wie bei den Zuckerrüben waren die Pflanzbedingungen im Frühling schlecht oder die Kartoffeln wurden spät gepflanzt. Im Sommer machte neben der Trockenheit und der Hitze auch der Kartoffelkäfer den ProduzentInnen zu schaffen. Zudem traten auch besorgniserregende neue Pilz- und Bakterienkrankheiten auf.

Die Ergebnisse der Ertragserhebung zeigten bereits im September 2023, dass die Ernte rund 15 % tiefer ausfällt als im Mittel der letzten Jahre und auch die innere Qualität unterdurchschnittlich ist.

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Hohe Nachfrage, tieferer Preis beim Raps

Die Nachfrage nach Schweizer Rapsöl ist nach wie vor hoch. 2023 wurden 82 000t Raps geerntet, der Bedarf der Verarbeiter liegt mit 106 000t jedoch deutlich höher. Dennoch sind die Preise gesunken, denn die Schweiz ist Teil des globalen Marktes.

Auf dem internationalen Ölsaatenmarkt haben sich die Preise für Rapssaat bei rund 450 €/t stabilisiert. Damit sind sie deutlich tiefer als im Jahr 2022, als Höchstwerte von 900 €/t erzielt wurden, aber immer noch höher als im Jahr 2020 als die Preise noch unter 400 €/t gehandelt wurden. Die internationalen Prognosen gehen von einer nur leicht tieferen globalen Erntemenge als im Jahr 2022 aus, was eine stabilisierende Wirkung auf den Weltmarkt und die Börsenpreise hat.

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Anbaufläche und Nachfrage steigen

Die Nachfrage nach Schweizer Sonnenblumen steigt, obwohl die Preise – wie beim Raps – wegen dem Rückgang auf dem Weltmarkt 2023 tiefer waren. Da die Florin AG in Herzogenbuchsee BE ein neues Presswerk bauen wird, werden die Verarbeitungskapazitäten in der Schweiz um 50 000 Tonnen Saat pro Jahr steigen. Deshalb hat der SGPV die Vertragsmenge für Sonnenblumen auf 20 000 t ausgedehnt, davon sind 13 000 t HO-Sonnenblumen.

Dank der Erhöhung der Vertragsmenge seit der Ernte 2023 stieg die Anbaufläche für Sonnenblumen um über 1000 ha von 5200 ha auf rund 6250 ha im Jahr 2023. Auch für das Jahr 2024 kann mit einer ähnlich grossen Anbaufläche gerechnet werden.

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Sehr unterschiedliche Körnermais-Erträge

Pierre-Yves Perrin, Geschäftsführer des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands SGPV, teilt mit, dass 2023 die Erträge weniger tief als erwartet gewesen seien. Doch je nach Region, Saatzeitpunkt, Boden und Parzelle seien die Erträge sehr unterschiedlich ausgefallen. Beim Mais konnten – wie bei den anderen Futtergetreide-Arten – keine Richtpreise festgelegt werden.

In Sachen Qualität stellten Swiss Granum und Agroscope fest, dass die Mykotoxin-Belastung hinsichtlich Deoxynivalenol und Zearalenon dieses Jahr tief war, dagegen waren die Fumosinen-Werte erhöht. Der Durchschnittswert der analysierten Proben lag bei 1,2 mg/kg und damit deutlich über dem, was in den letzten fünf Jahren gemessen wurde.

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