Nach den Turbulenzen auf den Märkten im Jahr 2022 mit stark angestiegenen Preisen für Rohstoffe, aber auch für Produktionsmittel, hat sich die Situation im Jahr 2023 etwas beruhigt, zum Beispiel bei den Düngerpreisen. Allerdings zeigte sich bereits seit einigen Jahren bei den Richtpreisverhandlungen für Brot- und Futtergetreide eine andauernde sich verschärfende Situation. Während beim Brotgetreide die Richtpreise vom Jahr 2022 für das Jahr 2023 bestätigt wurden und diese auch respektiert werden, zeigte sich beim Futtergetreide eine schwierige Situation.

So wurden zwar im Jahr 2022 auch für Futtergetreide die Richtpreise erhöht, aber die tatsächlich ausbezahlten Preise waren tiefer. Und dies bei einer bereits eher angespannten Marktsituation. Die ausbezahlten Preise haben sich nicht am Richtpreis orientiert, sondern am Grenzschutz. Für die Ernte 2023 war eine Einigung zwischen den Produzenten und den Verarbeitern, insbesondere den Nutztierhaltern, unter diesen Voraussetzungen schwierig und wurde schlussendlich nicht erreicht. Richtpreise zu haben wäre zwar schön, aber wenn sie doch nicht ausbezahlt werden, taugen sie höchstens als Kommunikationsmassnahme.

Druck auf einheimische Futtermittelproduktion steigt

Welche Preise nun effektiv für die Ernte 2023 ausbezahlt werden, ist noch offen. Sicher ist, dass die massiven Importe Anfang 2023 und auch noch im Herbst Druck auf die einheimischen Futtermittelrohstoffe ausüben werden. Der Schweizer Getreideproduzentenverband hat diesbezüglich bereits mehrfach beim BLW interveniert, aber ohne wirklich Gehör zu finden. So waren auch noch kurz vor der Ernte die Zölle zu tief und die Importpreise unter den Schwellenpreisen. Die so importierten Waren üben nun Druck auf die inländische Produktion aus.

Für die Ernte 2023 werden sich die Sammelstellen an den ausbezahlten Preisen für die Ernte 2021 orientieren. Da die Vermarktung aktuell noch läuft, ist eine definitive Auswertung noch nicht möglich. Sicher ist, dass der Futtergetreideanbau, sei dies Gerste, Futterweizen, Triticale oder Körnermais, weiter zurückgehen wird. Denn die Wirtschaftlichkeit ist für die Produzenten absolut ungenügend. Diesen Rückgang zeigen auch die bereits bekannten Verkaufszahlen für Saatgut. Für eine genaue Auswertung sind dann aber die Flächenerhebungen notwendig.

Durch die zwar auf das Jahr 2025 verschobene Massnahme für 3,5 % Biodiversitätsförderflächen BFF auf Ackerland steigt der Druck auf die Ackerflächen dennoch. Vor allem die am wenigsten rentablen Kulturen werden zurückgehen. Auch die Strategie des Bundes hin zu einer Produktion direkt für die menschliche Ernährung wird die Situation für Futtergetreide weiter verschärfen. Die Aussichten, eine spezifische Direktzahlung auch für Futtergetreide zu erhalten, sind somit düster. Auch wenn sich der Schweizer Getreideproduzentenverband wiederholt dafür eingesetzt hat und einsetzen wird.

Die Glaubwürdigkeit von Schweizer Fleisch ist durch Import gefährdet

Da der Einsatz von Importfutter negative Schlagzeilen für die Schweizer Fleischproduktion bedeutet, wäre es höchste Zeit, dass der Wert von einheimischen Futtermitteln anerkannt wird. So sollen auch entsprechende Preise bezahlt werden, als klare Unterstützung der gesamten Branche. Ein gemeinsames Projekt mit dem Schweizer Bauernverband SBV in diese Richtung ist aber leider an den Vorbehalten der Detailhändler gescheitert. Im Projekt hätte eine Erhöhung der Produzentenpreise um mindestens Fr. 5.–/dt und die Weitergabe der Kosten an die Konsumenten erreicht werden sollen. Dies ist eine verpasste Chance, die Glaubwürdigkeit vom Schweizer Fleisch mit Schweizer Getreide zu sichern.