Kurz & bündig

- Eine wichtige Voraussetzung für die selektive Heckenpflege ist die Kenntnis der Baum- und Straucharten.
- Schnell wachsende Arten können langsam wachsende verdrängen, wodurch die Artenvielfalt abnimmt.
- Fällgreifer und Mulcher dienen der maschinellen Heckenpflege.

Hecken stellen wertvolle Ökoelemente inmitten von Landwirtschaftsflächen dar. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für diverse Insekten, Kleinsäugetiere und Vögel. Eine Hecke ist somit ein kleines Ökosystem.

Damit dieses Ökosystem erhalten und die Hecke direktzahlungsberechtigt bleibt, braucht es entsprechende Pflege. Das Schneiden von Hecken ist aber nicht ganz einfach und kann mühsam sein, wenn viel Handarbeit geleistet werden muss. Es gibt jedoch auch maschinelle Optionen wie den Fällgreifer oder den Mulcher.

Simone Wenger von der Abteilung Produktion, Markt und Direktzahlungen am Ebenrain und zuständig für Biodiversität in der Landwirtschaft, erklärt, worauf bei der Heckenpflege geachtet werden sollte.

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Hecken besser selektiv als radikal schneiden

Die Vorgaben bezüglich Art und Weise der Heckenpflege zum Erhalt von Biodiversitätsbeiträgen sind ziemlich offen formuliert. In der Direktzahlungsverordnung steht lediglich, dass für den Erhalt der Beiträge das Gehölz mindestens alle acht Jahre sachgerecht und während der Vegetationsruhe gepflegt werden muss. Die Pflege müsse abschnittsweise erfolgen, pro Jahr auf maximal einem Drittel der Fläche.

Theoretisch kann alle paar Jahre ein Drittel der Hecke komplett auf den Stock gesetzt werden (20 cm über Boden abschneiden). Das schockiert aber nicht nur die Biodiversität, sondern viel stärker noch die Bevölkerung. «Wird eine Hecke radikal gestutzt, kommen häufig negative Echos von Passanten», erklärt Simone Wenger. Es brauche daher auch viel Aufklärungsarbeit.

Wird eine Hecke selektiv zurück-geschnitten, ist der Eingriff weniger radikal und dadurch auch weniger offensichtlich. Simone Wenger plädiert für die selektive Heckenpflege. Denn diese ist nicht nur für die Bevölkerung akzeptabler, sondern auch für die Biodiversität vorteilhafter.

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Für die selektive Heckenpflege muss man die Arten kennen

«Wenn man die Hecken selbst schneiden will, ist eine wichtige Voraussetzung, dass man sich mit den Baum- und Straucharten auseinandersetzt», findet Simone Wenger. Denn eine Hecke besteht aus mehreren verschiedenen Arten, welche über unterschiedliche Wuchsformen verfügen. Darunter gibt es schnell und langsam wachsende Arten.

Um die Artenvielfalt in der Hecke erhalten zu können, ist eine selektive Pflege sinnvoll. Das bedeutet, dass man den Schnitt der jeweiligen Art anpasst. Wenn man zum Beispiel einen ganzen Heckenabschnitt auf den Stock setzt (20 cm über Boden abschneiden), dann werden die schnell wachsenden Arten Überhand nehmen und die langsam wachsenden Arten verdrängen.

Zu den schnell wachsenden Arten gehören beispielsweise:

  • Haselnuss
  • Weide
  • Hartriegel
  • Brombeeren

Langsam wachsende Arten sind:

  • Schneeball
  • Kreuzdorn
  • Weissdorn
  • Pfaffenhütchen

«Gerade bei Hecken, in welchen schnell wachsende Pflanzen dominieren, können mit gezielter Pflege die langsam wachsenden Arten gefördert und damit die Vielfalt der Gehölze in der Hecke erhöht werden», erklärt Wenger. Dominiert an einer Stelle beispielsweise der Haselstrauch, so wäre es sinnvoll, diesen auf den Stock zu setzen, um rundherum den anderen Arten Platz zu geben. «Wenn man das Artengleichgewicht in einer Hecke erhalten will, so muss man eher die schnell wachsenden Pflanzen schneiden», verdeutlicht Wenger.

Mehr zu einzelnen Arten finden Sie im Merkblatt «Unsere heimischen Heckenpflanzen» am Ende des Artikels.

Pflanzen im belaubten Zustand ansprayen
Hecken sollten während der Vegetationsruhe geschnitten werden. Das Problem in dieser Zeit ist aber, dass die Pflanzen keine Blätter mehr haben und daher die Arten schwieriger zu erkennen sind. Simone Wenger hat dazu einen Tipp: Am Ende der Vegetationszeit, wenn die Pflanzenarten in der Hecke einfacher erkennbar sind, mit einem Forst-Markierungsspray diejenigen Pflanzen markieren, die später im Winter geschnitten werden sollen. So kann man sich das Nachschlagen der Arten während der Pflegearbeiten ersparen und trotzdem eine selektive Heckenpflege vornehmen.

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Kein gutes Zeichen, wenn man unter der Hecke durchsieht

Durch die selektive Heckenpflege und unterschiedliche Schnitthöhen wird ein stufiger Gehölzaufbau erzielt und eine Art 3D-Charakter geschaffen. So ist nie ein ganzer Heckenabschnitt komplett kahl.

Durch einzelne auf den Stock gesetzte Arten wird die Hecke ausgelichtet. Das bietet Platz und Licht für Jungwuchs wie zum Beispiel junge Weissdorne und Wildrosen. Auch Vögel wie der Neuntöter, welcher seinen Insektenvorrat auf die Dornen von Schwarz- und Weissdorn aufspiesst, profitieren vom Auslichten und Fördern von dornentragenden Sträuchern. Zudem wachsen die auf den Stock gesetzten Arten von unten her straussförmig und dicht wieder nach, was gute Versteckmöglichkeiten für kleine Säugetiere bietet.

«Wenn man sich bückt und an vielen Stellen von der einen Seite unter der belaubten Hecke durch auf die andere Seite sieht, ist das kein gutes Zeichen», mahnt Simone Wenger. Dann ist die Hecke unten ausgekahlt. Dies geschieht, wenn die Hecke lange nicht gepflegt wurde oder wenn der Rückschnitt auf einheitlicher Höhe und nicht in Bodennähe erfolgte. Die Gehölze treiben unterhalb der Schnittstelle wieder aus, wodurch sie immer weiter oben nachwachsen und sich unten die Stammbasis verdickt. Dann können sich Kleinsäuger wie Wiesel nicht mehr gut genug verstecken.

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Kommen Brombeeren in der Hecke vor, muss darauf geachtet werden, dass diese nach der Pflege nicht Überhand nehmen. Sobald sie ausreichend Licht erhalten, breiten sie sich schnell aus, indem Triebe, die an den Boden gelangen, Wurzeln bilden, anwachsen und von dort aus weiterwachsen. Besonders die nicht einheimische Armenische Brombeere ist problematisch. In diesem Fall ist eine selektive und stufige Pflege von Vorteil, kombiniert mit einer regelmässigen Nachpflege der Brombeeren.

Arten wie Weiss- und Schwarzdorn können auch höher über dem Boden abgeschnitten werden. Dann wachsen sie weiter oben quirliger nach.

Erfüllt eine Hecke die Qualitätsstufe II, so müssen die vorgegebenen Arten erhalten bleiben. Sonst kann die Hecke den Qualitätsstatus verlieren. Für den Erhalt der Artenvielfalt lohnt es sich, die Hecke alle paar Jahre etwas sanfter mit Fokus auf die schnell wachsenden Arten zu schneiden, anstatt sie abschnittsweise ein Drittel aufs Mal radikal runterzuschneiden.

Mehr Informationen zur artspezifischen Pflege finden Sie im Merkblatt «Hecken richtig pflanzen und pflegen» am Ende des Artikels.

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«Um das Artengleichgewicht zu erhalten sollten eher die schnellwachsenden Pflanzen geschnitten werden.»

Simone Wenger, Ebenrain

 

Welche Werkzeuge und Maschinen sind geeignet?

Die Heckenpflege ist aufwendig und anspruchsvoll. Wenn die Hecke nicht selbst mit der Motorsäge gepflegt werden kann, kann der Lohnunternehmer beigezogen werden. Es gibt praktische Maschinerien wie den Fällgreifer und den Mulcher.

Simone Wenger bevorzugt den Fällgreifer. «Der Fällgreifer bietet eine maschinelle Möglichkeit zur selektiven Heckenpflege.» Mit dem Fällgreifer können gezielt einzelne Arten auf beliebiger Höhe gepackt und abgeschnitten werden. Im Gegensatz zum Mulcher werden die Pflanzen abgeklemmt und nicht abgeschlegelt.

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«Ausserdem ist ein Pflegeeingriff mit dem Fällgreifer weniger auffällig und wird von der Bevölkerung besser akzeptiert. Hecken sehen nach einem Mulchdurchgang stark zerzaust aus», meint Simone Wenger. Zudem kann mit dem Mulcher nicht die 3D-Stufigkeit erreicht werden, da nicht selektiv geschnitten wird. Beim Einsatz des Mulchers empfiehlt Simone Wenger daher eher das «Zahnlücken-Prinzip», sodass man Abschnitte mit schnell wachsenden Arten zwischendrin runtermulcht und daneben wieder einen Abschnitt stehenlässt, anstatt einfach einen Drittel der Fläche am Stück zu mulchen.

Im Gegensatz zur manuellen Pflege mit der Motorsäge können mit dem Fällgreifer die Äste kinderleicht aus der Hecke herausgezogen werden. Das Astmaterial wird abgeführt. Ein Teil davon kann als Asthaufen in der Hecke deponiert werden. Das bietet einerseits Nahrung für faserzersetzende Würmer und Käfer, was wiederum Nahrung für Vögel bietet. Andererseits werden so weitere Versteckmöglichkeiten für kleine Säugetiere und Nistmaterial für Vögel angeboten.

Der Heckensaum muss regelmässig gepflegt werden

Der an die Hecke angrenzende Krautsaum sollte regelmässig gepflegt werden, unter Einhaltung der Vorgaben der jeweiligen Qualitätsstufe. Wird der Krautsaum zu selten gemäht, so können sich Sträucher wie der Schwarzdorn unterirdisch bis in den Saum hinaus vermehren. «Die Dornen vom Schwarzdorn können schon mal einen Platten beim Motormäher verursachen», fügt Simone Wenger an.

Anforderungen Heckenpflege

In der Direktzahlungsordnung werden folgende Anforderungen unter Heckenpflege aufgeführt:
- Das Gehölz muss mindestens alle acht Jahre sachgerecht gepflegt werden.
- Die Pflege muss während der Vegetationsruhe (November bis März) erfolgen.
- Die Pflege muss abschnittsweise auf maximal einem Drittel der Fläche erfolgen.

Qualitätsstufe I
Beitrag: 2160 Fr./ha

Qualitätsstufe II
Beitrag: 2840 Fr./ha

Vernetzungsbeitrag für beide Qualitätsstufen: 1000 Fr./ha

Quelle: Direktzahlungsverordnung 2025

Weiterführende Links:
Merkblatt «Hecken richtig pflanzen und pflegen»
www.diegruene.ch/heckenpflege

Merkblatt «Unsere einheimischen Heckenpflanzen»
www.diegruene.ch/heckenpflanzen