Kurz & bündig

- Die «Agrarpiloten» nutzen Drohnen vor allem, um Trichogramma auszubringen und im Weinbau Pflanzenschutzmittel auszubringen.
- Agroscope-Experte Thomas Anken sagt, dass Drohnen in Steillagen den Helikopter oder die Handarbeit ersetzen können.
- Jede Drohne, die mehr als 250 g wiegt, muss beim BAZL registriert sein, PilotInnen brauchen eine Ausbildung.

David Aebi, Meisterlandwirt und Agrotechniker, führt einen Betrieb im bernischen Bätterkinden. Und: Er ist Geschäftsführer der Agrarpiloten. Seit 2016 führt er das Unternehmen und hat sich mit den Drohnen-Dienstleistungen einen Namen gemacht.

Im Namen Agrarpiloten steckt, was Aebi wichtig ist: Zum einen konzentriert sich die Firma auf Dienstleistungen für die Landwirtschaft. Vermessungen machen die Agrarpiloten keine und Drohnenflüge, um Rehkitze aufzuspüren, auch nicht. Dies jedoch, weil sie dazu in der Hochsaison schlicht keine Zeit haben. Zum anderen ist «Pilot» für Aebi mehr als nur Fliegen, er sieht seine Firma auch als innovativen Versuch, mit dem er etwas ausprobiert und etwas riskiert.

Begonnen hat er mit Drohnen, nachdem er im Mais Schlupfwespen (Trichogramma) ausgebracht hat: «Das war eine mühsame Angelegenheit wegen den scharfen, schneidenden Maisblättern.» Aebi hat den Blick über den Tellerrand gewagt und als Quereinsteiger begonnen, Drohnen für die Trichogramma-Verteilung einzusetzen.

«Drohnendienstleistungen müssen einfach buchbar sein.»

David Aebi, Geschäftsführer «Agrarpiloten»

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Schon im ersten Jahr ergab sich eine Zusammenarbeit mit Agroline, der Fenaco-Abteilung für Pflanzenschutz. In den ersten drei Jahren hätten sich die Aufträge jedes Jahr verdoppelt, sagt David Aebi. Das sei eine ziemliche Herausforderung gewesen: Es brauchte nicht nur Kapital, sondern auch Technik und vor allem Leute.

Heute kann Aebi auf einen Pool von 26 Piloten zugreifen, die Firma hat selber zwölf Drohnen. Die Nachfrage schwankt je nach Saison: Zwischen April und August surren die Drohnen über Weinberge und Felder.

Drohnen kommen häufig in Weinbergen zum Einsatz

Neben der Trichogramma-Ausbringung ist es der Pflanzenschutz im Weinbau, der gefragt ist. Deshalb haben die Agrarpiloten einen eigenen Standort in der Region Orbe VD. Dort kümmern sich zwei Piloten die ganze Saison lang um den Pflanzenschutz. Für eine gleichmässige Ausbringung fliegen die Drohnen mit GPS. Ein Bodenradar misst die Distanz zum Boden und gibt die Flughöhe vor.

«Mehrwert» ist der Begriff, den Aebi im Gespräch immer wieder erwähnt: Ziel ist, die Landwirte in Spitzenzeiten zu entlasten und die Technik dort einzusetzen, wo sie sinnvoll ist. Auch wirtschaftlich: David Aebi sagt klar, dass es für die allermeisten Landwirte günstiger ist, Pflanzenschutz-Behandlungen mit der eigene Spritze zu machen. Der Einsatz bei erschwerten Bedingungen kann interessant sein, ist aber auch mit Auflagen durchs Bundesamt für Zivilluftfahrt und durch das Bundesamt für Umwelt verbunden.

Die Agrarpiloten sind auch im Berggebiet tätig und säen zum Beispiel Alpweiden ein. Das sei aber eher eine Nische. Tränkekontrollen mit Drohnen macht Aebi nicht: «Das ist schlicht zu teuer.» Denn wenn seine Piloten nur schon für die Anfahrt eine Stunde brauchen, «dann ist es schneller und billiger, wenn der Hirte die Tränke kontrolliert».

Die Drohnen müssen alle drei Jahre in den «Spritzentest»

Thomas Anken, Gruppenleiter «Digitale Produktion» bei Agroscope befasst sich seit Jahren mit Drohnenanwendungen in der Landwirtschaft. Er sagt, dass zur Zeit rund 70 Drohnen für Sprühflüge eingesetzt werden. In Steillagen ersetzen sie den Helikopter oder die Handarbeit. Ob sich eine Drohne lohnt, hänge aber stark von den jeweiligen Bedingungen ab.

Und selbst bei Sprüharbeiten gibt es Hindernisse: «Die grösste aktuell zugelassene Drohne besitzt einen Brühetank von rund 30 Litern.» Bei einer Aufwandmenge von rund 100 l/ha verursache das Nachtanken einen beträchtlichen Zeitaufwand mit entsprechenden Kosten.

Dazu kommt, dass eine Drohne permanent überwacht werden muss: Es haftet also der Drohnenpilot, wenn Hilfsstoffe falsch platziert werden. Zudem müssen Drohnen alle drei Jahren in den «Spritzentest». Dort werden die Verteilgenauigkeit und die Funktion der Geräte geprüft.

«In Steillagen ersetzen Drohnen den Helikopter.»

Thomas Anken, Agroscope

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Anken sieht aber durchaus weitere Anwendungsmöglichkeiten für Drohnen: Etwa die Erkennung von Blacken oder Neophyten. Die häufigsten Anwendung in der Schweiz sind aktuell – wie bei David Aebis Agrarpiloten – die Behandlung von Reben mit biologischen und synthetischen Fungiziden und die Ausbringung von Trichogramma.

David Aebi will seine Firma weiterentwickeln. Er selber sieht sich nicht unbedingt als Tüftler, sondern als Unternehmer, der den Landwirten eine sinnvolle Dienstleistung bringen will. Dazu hält er Vorträge und arbeitet vor allem eng mit der Landi zusammen. Auf der Agroline-Website lässt sich die Trichogramma-Ausbringung einfach buchen.

Bei den Trichogramma-Einsätzen gibt es einen Rundum-Service für Landwirte

Für knapp 150 Franken/ha hat der Landwirt einen Rundum-Service: Er kann sein Feld online anmelden, einzeichnen und bekommt vor jedem der zwei Einsätze ein SMS. «Das ist ein Schlüssel zum Erfolg», sagt David Aebi: «Es muss einfach sein, niemand will Hindernisse, wenn er eine Dienstleistung bestellt.»

Beim Ackerbau berechnet er die Preise je nach Bedarf, deshalb lässt sich keine Pauschale angeben. Im Ackerbau schwankt auch die Zahl der Einsätze je nach Witterung stark: Im nassen Sommer 2021 waren Drohnen für den Fungizid-Einsatz bei Kartoffeln stark gefragt, weil die Felder kaum befahrbar waren. Im extrem trockenen Folgejahr gab es nur vereinzelte Aufträge.

Als Unternehmer sieht Aebi jeden Auftrag als Chance. Die Zusammenarbeit mit den Landwirten sei ganz unterschiedlich: Es gebe Fans der Technik und solche, die ihn und seine Piloten einfach machen lassen – und auch Kritiker. In den nächsten Jahren will er die Dienstleistungen ausweiten, aber klar im Agrarsektor bleiben. Dazu gehören auch Waldmonitoring und das Beschatten von Gewächshäusern. Der Bedarf an Kartierungen hingegen ist klein: «Das passiert einfacher direkt mit dem Traktor und nicht mit der Drohne.» Für die breite Masse sei die Kartierungs-Technik schlicht noch nicht soweit.

Dafür geht nun, sobald die Vegetation startet, die Drohnenflugsaison im Rebbau los. Nicht zu unterschätzen ist für Aebi der Nachhaltigkeits-Aspekt: «Drohnen verursachen viel weniger Abdrift als Helikopter und machen weniger Lärm. Deshalb sind sie besser akzeptiert.»

Den Mais mit Schlupfwesen schützen
[IMG 2]Schlupfwespen bekämpfen den Maiszünsler sehr effizient. Ins Feld kommen die Nützlinge entweder auf Kartonrähmchen geklebt oder in Kugeln, die von Drohnen abgeworfen werden.

Mit der Methode von Agroline Bioprotect geht das Ausbringen einfach: Die Eier der Schlupfwespe sind in eine biologisch abbaubare Kugel aus Maisstärke eingeklebt werden. Diese Optikugeln können entweder per Hand geworfen oder mit der Drohne ausgebracht werden. Die Drohne wirft in drei Minuten 100 Kugeln pro Hektare ab.

Heute werden 15 Prozent des Schweizer Mais mit den Schlupfwespen geschützt. 40 Prozent davon werden mit den Drohnen ausgebracht. Kartonrähmchen und Kugeln sind im Bio- und ÖLN-Anbau zugelassen.

Drohnen brauchen Bewilligungen
Für alle DrohnenpilotInnen gibt es Regeln (Drohnen-Guide). Grundsätzlich gilt: Wer eine Drohne fliegen will, muss diese registrieren und eine Ausbildung vorweisen. Bis Ende August 2023 gilt eine Übergangsfrist.

Als Ausnahme gilt: Die Drohne wiegt unter 250g und ist weder mit einer Kamera, noch mit einem Sensor oder einem anderen Gerät zur Aufnahme personenbezogener Daten ausgestattet.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt regelt die Drohneneinsätze. Bewilligungen braucht es etwa, wenn jemand eine Drohne nicht auf Sicht fliegen oder eine Menschenansammlung überfliegen will oder die Drohne schwerer als 25 kg ist. Auch wer Gebiete mit Einschränkungen überfliegen will, braucht eine Bewilligung. Diese Gebiete sind auf der Schweizer Drohnenkarte eingezeichnet.

Für jede der Drohnenkategorien braucht es eine Ausbildung. Die meisten Drohnenpiloten können die Schulung und den anschliessenden Test online absolvieren. Die Online-Schulung dauert zwei bis vier Stunden, in Abhängigkeit der Kategorie.

Weitere Anwendungen
Hauptsächlich werden Drohnen für die Behandlung von Reben und das Ausbringen von Trichogramma eingesetzt. Weit verbreitet sind Drohneneinsätze auch bei der Rehkitz-Rettung.

Möglich (aber noch nicht weit verbreitet) sind beispielsweise auch:
- Düngen mit Applikationskarte
Pflanzenschutz im Gemüsebau
- Saatgut oder Schneckenkörner ausbringen
- Auf Alpen: u.a. Tiere überwachen, Zäune und Wassertröge kontrollieren
- Blacken kartieren und mit heissem Wasser behandeln
- Felder kartieren
- Wachstum der Weiden kontrollieren