Kurz & bündig
- Bis Mitte Mai 2023 sind die Böden eher feucht bis nass und liegen in der Norm.
- Der Sommer 2022 hat aber bei vielen Alp-Betreibern dazu geführt, über den Umgang mit Wasser nachzudenken.
- In den meisten Bergkantonen steht die Sömmerung kurz bevor oder hat bereits begonnen.
«Fliessende Brunnen sind keine Selbstverständlichkeit!» Töni Gujan, Alpberater am Bündner Plantahof, sagt, dass dies vielen Landwirten im Sommer 2022 bewusst wurde. Die Überlegungen gehen in verschiedene Richtungen: Lässt sich Wasser bei der Käseproduktion einsparen? Wie kann man mehr Wasserspeichervolumen schaffen? Wo soll man nach neuen Wasserquellen suchen?
Ebenso gewann man da und dort die Erkenntnis, dass man aufgrund von Wasserknappheit bei der Weideeinteilung und Weidenutzung flexibel bleiben muss. Richtig dramatisch wurde es zwar auf keiner Bündner Alp, doch die Situation hat sich vielerorts bedrohlich zugespitzt, bevor Niederschlag im letzten Moment die Lage entschärft hat.
Die Lehre daraus: Verschiedene Alpen haben Projekte in Angriff genommen, um die Wasserversorgung auf der Alp zu verbessern (Erschliessung, Speicherung und effizientere Nutzung). Das Thema «Wasserknappheit» blieb aufgrund des äusserst trockenen Winters während der gesamten Zwischenalpzeit aktuell und präsent.
Aus dem Kanton Bern klingt es ähnlich. Die Fachstelle Alpwirtschaft sagt, dass die Lage regional zwar unterschiedlich war. Doch für Alpen, die keine oder eine ungenügende Erschliessung haben, kann die Lage dramatisch werden, wenn das Wasser ausgeht.
Von Seiten Beratung her werde nun sensibilisiert, dass vorgängig in grössere oder zusätzliche Reservoirs investiert werden soll.
Wassermanagement auf den Sömmerungsbetrieben anpacken
Michael Feller, Koordinator der Kooperation Alpwirtschaft zwischen der HAFL und dem Inforama, weist darauf hin, dass in diesem Sommer ein Projekt zum Wassermanagement auf Sömmerungsbetrieben startet. Basis dafür ist die Masterarbeit von Linda Schüpfer .
Welche Wasser-Nutzung hat welche Priorität?
Im Kanton Wallis mussten im Sommer 2023 einige Alpen vorzeitig die Tiere zurück ins Tal bringen, weil Futter fehlte, sagt Matthäus Schinner von der Dienstelle Landwirtschaft. In der Wirtschaftsregion Oberwallis wird aktuell über ein Pilotprojekt zum Wassermanagement thematisiert. Gemäss Schinner braucht es konkrete Strategien, nach welchen Prioritäten bestehende Speicherkapazitäten genutzt werden sollen (Trinkwasser, Wässerwasser, Turbinierwasser, Wasser für Beschneiung). Sicher sei auch der Bau von neuen Kapazitäten zu prüfen.
Urner Älpler waren mit dem Sommer 2022 zufrieden
Glück hatte offenbar der Kanton Uri. Amtsleiter Damian Gisler sagt, dass die Situation im Sommer 2022 nicht dramatisch gewesen sei: «Im Gegensatz zu anderen Regionen haben wir rechtzeitig und vor allem regelmässige Niederschläge erhalten.»
«Die meisten Älpler würden wahrscheinlich sofort wieder einen Sommer wie letztes Jahr nehmen», so Gisler. Darum drängen sich für den Kanton Uri auch keine speziellen Lehren aus dem Sommer 2022 auf. Dennoch sind Verbesserungsmassnahmen bei den Wasserversorgungen schon seit geraumer Zeit ein Thema und diese werden laufend realisiert.
Sömmerung 2023: Soweit überall auf Kurs
Aktuell – Mitte Mai 2023 – ist die Wasserlage dank der Niederschläge seit April recht entspannt. Pierluigi Calanca von Agroscope sagt, dass die Böden sogar eher feucht bis nass und im Bereich der langjährigen Norm seien.
Matthäus Schinner vom Kanton Wallis schätzt die aktuelle Lage als relativ entspannt ein: Der Start der Vegetation sei gut angelaufen und für den ersten Schnitt ist Schinner optimistisch.
Dem stimmt auch Töni Gujan vom Plantahof zu: Der aktuelle Stand sei vielversprechend, der Vegetationsstart sei wüchsig gewesen und die Böden schön feucht.
Im Kanton Bern werden die Alpen verglichen mit dem langjährigen Mittel auch 2023 relativ früh bestossen. Dies, obwohl das kühle und nasse Wetter der letzten Wochen die Vegetation etwas gebremst habe.
Im Kanton Uri rechnet Damian Gisler ebenfalls mit einer Alpauffahrt im normalen Rahmen – tendenziell aber später als 2022.
Ob alles im grünen Bereich ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Denn Matthäus Schinner weist darauf hin, dass in den Bergen nur bescheidene Schneemengen vorhanden sind. Das Niederschlagsdefizit des vergangenen Jahrs sei nicht kompensiert. Falls ein trockener Sommer kommt, befürchtet er, dass sich die Lage relativ rasch negativ entwickelt.