Kurz & bündig
- Die Generationengemeinschaft Schär in Mülchi BE produziert silofreie Käsereimilch
- Dazu wird ausschliesslich Dürrfutter konserviert
- Die Kunstwiesen werden im gleichen Rhytmus eingegrast wie auch das Heu gewonnen
- Bei einer Schlechtwetter-Periode hilft ein Entfeuchter beim Nachtrocknen

Hans Schär führt mit seinem Sohn Martin eine Generationengemeinschaft im bernischen Mülchi. In einer typischen Ackerbauregion setzen die beiden auf die Käsereimilch-Produktion und halten momentan 64 Milchkühe.

Derzeit wird der Stall auf 87 Liegeboxen erweitert. Im neuen Stallteil wird ein Dürrfutterlager mit 1350 Kubikmeter Fassungsvermögen erstellt. Das wird in diesem Jahr erstmals befüllt und ergänzt das bisherige Dürrfutter-Lager mit 850 Kubikmeter Fassungsvermögen.

«Wir benötigten bis jetzt schon die doppelte Futtermenge als bisher eingelagert werden konnte. Deshalb haben wir jeweils Ballen vom Stock gepresst, um weitere Futterschnitte auf die Heubelüftung zu bringen. Ab diesem Jahr können wir auf das Ballenpressen verzichten», so Hans Schär.

Die baulichen Voraussetzungen auf dem Betrieb nutzen

Martin Zbinden, Futterbau-Berater am Inforama, sieht in der mehrfachen Befüllung des Belüftungs-Heustocks weiterhin eine gute Lösung für wachsende Betriebe. Teure Erweiterungsbauten können damit hinausgeschoben und trotzdem eine gleichbleibend hohe Futterqualität gewährleistet werden.

«Es handelt sich jedoch um einen Zusatzaufwand und ist meistens auch mit Fremdkosten für das Ballenpressen verbunden. Und einen Lagerraum braucht es dann trotzdem», gibt Martin Zbinden zu bedenken.

Die Milchproduktion und Tierhaltung sind die einzigen Betriebszweige der Generationengemeinschaft Schär. Der Betrieb bewirtschaftet dadurch vor allem Kunstwiesenfläche und baut Mais für die Grünfütterung an.

Wie sich andere Betriebe beispielsweise für den Kartoffelanbau spezialisiert haben, haben sich Schärs auf den Futterbau spezialisiert und tauschen für die Fruchtfolge mit zwei Nachbarn Flächen ab.

Eingrasen und Heuen ergänzen sich perfekt

Für die Kühe wird während der Vegetationszeit eingegrast. Das braucht eine gute Schnittstaffelung, damit stets Grasbestände mit dem passenden Entwicklungsstadium vorhanden sind.

Auf dem Betrieb Schär hat es sich etabliert, die Heugewinnung im gleichen Rhythmus wie das Eingrasen zu organisieren. Weil ausschliesslich Kunstwiesen bewirtschaftet werden, schadet der regelmässige Schnitt in Stadium 2 nicht. «Durch das tägliche Eingrasen können wir die Parzellen für die Heuproduktion vorbereiten, indem wir ringsherum Eingrasen. Es ist ein grosser Vorteil, wenn man sich beim Heuen nicht mit Grenzsteinen, Randstreuen und Ähnlichem beschäftigen muss und voll loslegen kann.»

Das Grasen wird mit einem Frontmähwerk und einem grossen Ladewagen mit Seitenabladeband für die direkte Futtervorlage effizient erledigt. Die Maschinerie kommt auch für die Dürrfutterproduktion zum Einsatz. Die Mechanisierung ist auf den Futterbau ausgelegt und erreicht dort eine hohe Auslastung, was die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweigs stärkt. Dazu trägt jedoch vor allem die erfolgreiche und silofreie Milchproduktion bei.

Hier wurde bereits vor 22 Jahren auf silofreie Produktion mit intensiver Dürrfutter-Herstellung geachtet, als der erste Teil des Stalls gebaut wurde. Heute wird die Milch an die ZMP geliefert. «Dank des Mehrwertes der Milch, der in der Vergangenheit durch den Siloverzicht erreicht werden konnte, kann die Stallerweiterung wirtschaftlich zuversichtlich angegangen werden.»

Eigenmechanisierung bei der Dürrfutterprodukktion

Hans Schär hat den Verzicht auf Silage nie bereut und sich stattdessen auf die Dürrfutter-Produktion spezialisiert. Zusammen mit seinem Sohn hat er diese Produktionsweise immer weiter optimiert.

Ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor bei der Dürrfutter-Produktion ist die Arbeitserledigung, welche mit eigener Mechanisierung möglich ist. «Beim Dürrfutter hat man den Vorteil, dass das Futter weniger Wasser enthält und weniger Gewicht vom Feld auf den Hof transportiert werden muss. Auch kann das Futter mit weniger Leistungsbedarf und leichterer Mechanisierung befördert werden, da es nicht wie Silage kurz geschnitten werden muss. Das Ein- und Auslagern mit dem Kran ist auch leichter als bei schwerer Silage.»

Hier bedeutet die Eigenmechanisierung jedoch nicht, dass es an Effizienz mangeln würde. Mit einem Ladewagenfuder wird bei mittlerer Pressung immerhin 55 Kubikmeter Futter transportiert.

Qualität der Trocknung beginnt bei der Planung

AboGaudenz Flury (42) auf dem Meteo-Dach: Seine einfach verständlichen Wetterprognosen basieren auf komplexen Computermodellen.KlimawandelInterview mit Meteorologe Gaudenz Flury über Klima, Wetter und das HeuenMittwoch, 26. April 2023 Wer jedoch ausschliesslich Heu produziert und bei herausforderndem Wetter nicht auf Silage ausweichen kann oder das Futter auch nicht in die Trocknungsanlage bringen will, muss die Nachtrocknung des Dürrfutters im Griff haben. Das beginnt bei der Vorbereitung zum Schneiden. Schär braucht dazu 48 Stunden trockenes Wetter. Dabei orientiert er sich bei SF Meteo.

Abends gemäht ist das Futter sauberer

«Wir mähen meistens am Abend. Dann hat es keinen Tau und das Futter wird weniger verschmutzt. Am nächsten Tag kreiseln wir je nach Luftfeuchtigkeit um 10 oder 11 Uhr.» Gegen Abend macht er oft nochmals einen Durchgang mit dem Kreisler und macht Nachtschwaden.

Am nächsten Tag wird nur noch geschwadet und eingeführt. Dieses Vorgehen kann natürlich nicht immer eingehalten werden. Beim ersten Schnitt dauert die Trocknung oft etwas länger und die späteren Schnitte im Sommer trocknen schneller.

Wichtig ist eine Grundstrategie, an der man sich orientieren kann. Zu dieser gehört beispielsweise auch der Bürstenaufbereiter, welcher in Kombination mit dem Frontmähwerk eingesetzt wird. Hans Schär meint, dass allein diese Technik bei guter Einstellung einen Zeitgewinn von 24 Stunden bringen kann. Die Bürstenwalze wirkt sehr intensiv auf die Pflanze und arbeitet trotzdem futterschonend.[IMG 3]

Die Futterschonung steht bei der Futterkonservierung sowieso im Vordergrund, damit die Gehalte im Futter erhalten bleiben und die feinen Pflanzenteile nicht als Bröckelverluste auf dem Feld zurückbleiben. Dazu trägt grundsätzlich die Einstellungen der Maschinen bei, um eine Futterverschmutzung zu vermeiden.

Aber auch die Effizienz spielt eine Rolle. Wenn man um 11 Uhr kreiseln will, dann sollte möglichst viel Fläche in diesem Zeitbereich behandelt werden. Dafür setzt Hans Schär eine Maschine mit 13 Meter Arbeitsbreite ein, die von einem leichten 50 PS Traktor gezogen wird. Mehr Bodenschonung geht nicht und die Wirtschaftlichkeit ist auch kaum zu toppen.

«Die Arbeitsbreite der Maschinen muss jedoch zu den Parzellenformen und deren Grössen passen. «Wenn die Maschinen sehr breit arbeiten und es darum oft zu Überlappungen kommt, werden Bröckelverluste gefördert. Je nach Situation ist hier eine geringere Arbeitsbreite sogar vorteilhaft», so Martin Zbinden vom Inforama.

Einen Einfluss auf die Qualität der Nachtrocknung am Heustock hat auch die Art und Weise, wie das Futter auf diesen gelangt. Beim Ablad wird das Heu mit drei Dosierwalzen luftig abgelegt. Hier kann zwar wieder Bröckelverlust entstehen, aber man muss bei der Drehzahl der Walzen nicht übertreiben. Das ist eine gute Ausgangslage, damit das Futter auch am Stock locker liegt.

«Wir entleeren die Zange, während der Kran fährt, so ergibt sich eine bessere Schichtung.» Das Futter führen Schärs mit einem TS-Gehalt von rund 60 Prozent ein. Dieser TS-Wert ist eher am unteren Limit. Allerdings kann sich das der Betrieb erlauben, da eher kleine Flächen von vier Hektaren aufs Mal eingebracht werden. Der leistungsstarke Lüfter muss dann nicht gleich eine 6 Meter hohe schwere Schicht durchdringen. Die kleineren Chargen sind auch Voraussetzung dafür, dass kürzere Schönwetterperioden genutzt werden können.

Bei wenig TS-Gehalt braucht es einen Plan B

Normalerweise sollte Dürrfutter mit einem TS-Gehalt von mindestens 65 bis 70 Prozent eingeführt werden um den Stock mit einer Kaltbelüftung genügend Nachtrocknen zu können. Wenn dies nicht erreicht werden kann, macht man aus dem Futter besser Siloballen.

«Für reine Heubetriebe wird für solche Fälle ein Plan B notwendig. Hier braucht es die Möglichkeit, mit einem Entfeuchter oder mit Warmluft die Trocknung so zu unterstützen, dass die Anlage rund um die Uhr und auch bei Regenwetter trockene Luft in den Stock bringen kann» so Martin Zbinden.

«Für einen silofreien Betrieb kann der Plan B auch so aussehen, dass nur eine kleinere Trocknungsbox mit einer Entfeuchtungsanlage oder Warmluft ausgestattet wird. Dadurch kann auch bei kürzeren Schönwetterperioden geheut werden und der Stock kann auch bei Regenwetter nachtrocknen.»

«Wenn man einen Drittel des gesamten Lagervolumen so ausstattet, spart man bei den Investitionen und das Volumen reicht dennoch für die Schlechtwetterabsicherung.»

[IMG 2]Wenn Hans Schär den Lüfter startet, kontrolliert er den Heustock vom Kran aus mit der Wärmebild-App auf seinem Handy. Bei wärmeren Stellen auf dem Bild liegt meistens das Futter nicht locker und die Luft umströmt die Stelle. Hier wird dann nochmals mit dem Kran oder von Hand aufgelockert und weiter kontrolliert.

Wichtige Kontrollinstrumente zum Zustand des Heustocks sind die Temperaturmessungen der Ansaugluft vor dem Gebläse und der oben am Heustock austretenden Luft. Wenn sie im Stock Feuchtigkeit aufnimmt, tritt sie kühler aus dem Stock, als sie eingeblasen wurde.

Zusätzlich misst Hans Schär auch die Luftfeuchtigkeit an den gleichen Stellen. Wenn trockene Luft eingeblasen wird und im Stock keine Feuchtigkeit mehr aufnimmt, ist das Futter fertig getrocknet.

Der Entfeuchter hilft bei einer Schlechtwetterphase

Bei Bedarf kann die Trocknung mit einem dem Lüfter vorgeschalteten Entfeuchtungsgerät intensiviert werden. Hier wird die Ansaugluft zusätzlich getrocknet und kann dadurch mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Ein Feuchtemesser vor und nach dem Gerät zeigen den Erfolg der Massnahme. Die Daten werden an einem kleinen Anzeigegerät dargestellt.

Geregelt werden die Trocknungseinrichtungen von Hand. Hier gäbe es auch automatisch Steuersysteme. Hans Schär sagt jedoch, dass er das Heu nebst der Technik auch gerne mit den eigenen Sinnen kontrolliert.

Über eine Dachabsaugung verfügt die Belüftungsanlage weder im alten noch im neuen Stallbereich. Die Heu-lager befinden sich unter der nördlichen Dachseite und der bauliche Aufwand, um die Luft vom Sonnendach heranzuführen, wäre zu hoch.

Der neue Heustock, den die Generationengemeinschaft ab diesem Jahr nutzen wird, ist ohne Luftentfeuchter vor dem Lüfter geplant. Dort sollen vor allem die Schnitte im Sommer eingelagert werden, wenn die Bedingungen für die Feld- und die Nachtrocknung am Stock sowieso meistens gut sind. Bei Bedarf liesse sich mit dem Kran auch Heu von einem Lager ins andere umplatzieren. Diese Lösung entspricht dem Plan B von Martin Zbinden, wonach ein Teil der Lagerkapazität schlechtwettertauglich ausgerüstet ist.

Es scheint aus der Zeit gefallen zu sein, wer heute noch täglich eingrast wie die Generationengemeinschaft Schär. Man denkt eher an TMR während des ganzen Jahrs, als täglich auf das Feld zu fahren. Wer die Staffelung der Futterflächen jedoch im Griff hat und immer Gras mit dem optimalen Stadium ernten kann, liegt wirtschaftlich gut. Sämtliches Futter, ob Gras oder Heu, wird mit der eigenen Mechanisierung bewegt. Diese muss im Vergleich zum Silierverfahren auch nicht überaus gross und schwer sein. Mit Dürrfutter wird also tatsächlich alles leichter.

 

Betriebsspiegel der Generationengemeinschaft Schär
GenerationengemeinschaftHans und Martin Schär, Mülchi BE
LN: 25 ha
Kulturen: Kunstwiesen, Mais, Futterrüben
Tierbestand: Boxenlaufstall mit 64 Milchviehplätzen, ab 2023 87 Milchviehplätze, Kälbermast
Weitere Betriebszweige: Silofreie Milchproduktion
Arbeitskräfte: Hans und Martin Schär

Die Funktion der Heubelüftungsanlage prüfen
- Ist die Futterqualität an jeder Stelle des Stockes gleich?
- Wird die Luft an einem warmen, geruchfreien Ort angesaugt?
- Je höher die Schicht pro Charge und je feuchter das Futter, desto höher der erforderliche Druck des Lüfters
- Ist die Gebläseleistung an die Heustockgrösse angepasst?Zu gross verbraucht zuviel Strom, zu klein führt zu langer Trocknungsdauer bis zu Erwärmung und Schimmelbildung.
- Sind Luftkanäle und Rost ausreichend dimensioniert?
- Sind die Lüfter auf der Südseite platziert und saugen die Warmluft unter dem Dach an?
- Habe ich eine Beratung durch Beratungsstellen zum Beispiel der Landwirtschaftsschulen gesucht und gefunden?
Quelle: Inforama