Kurz & bündig
-Je nach Einsatzbedingungen halten Verschleissteile mehr oder weniger lang.
-Stark verschlissene Teile ermöglichen keine gute Arbeitsqualität.
-Werden Teile zu spät gewechselt, verschleissen tragende Maschinenteile.
Steine und Sand sind Eisenfresser. Das weiss Sven Schönmann aus dem bernischen Niederbipp aus eigener Erfahrung. Die Böden in der Region sind sandig und steinreich. Kommt dann noch starke Trockenheit dazu, schmirgelt es an Pflug-spitzen und Grubberscharen noch stärker, und sie sind nach wenigen Hektaren am Ende.
Zur Abnutzung der Verschleissteile kommt es wegen der Reibung im Boden. Wenn dieser hart und sehr trocken ist, ist der Verschleiss besonders hoch. Durch die ständige Belastung im Boden ist der Verschleiss bei jeder Bodenart mehr oder weniger intensiv. Ein Schar schafft also nicht überall gleich viel Fläche, bis er ersetzt werden muss. Bei schweren Böden mit weniger Sandanteil ist der Materialabtrag geringer.
Den Zeitpunkt zum Wechseln nicht verpassen
Weil der Materialabtrag bei Verschleissteilen je nach Bedingungen unterschiedlich ist, muss der Landwirt deren Zustand gut im Auge behalten und individuell entscheiden, wann ein Wechsel notwendig ist. Die geleisteten Hektaren reichen als alleiniges Indiz nicht.
Bei einer Eigenmechanisierung und mit weniger Flächeneinsatz pro Jahr ist die Auslastung einer Maschine geringer und der zeitliche Wechselintervall ist viel länger als dies beispielsweise bei Sven Schönmann der Fall ist. Vielleicht fehlt es dann auch an der Erfahrung, wann der richtige Zeitpunkt zum Wechseln gegeben ist, wenn man nicht jedes Jahr damit betraut ist.
Hier helfen die Erfahrungen, die Sven Schönmann macht. Er wechselt manchmal mehrmals während der Saison Verschleissteile.
Günstigere Nachbauteile bei den Flügelscharen
Besonders belastet sind die Flügelschare am Grubber: Diese sind ratzfatz am Ende und müssen zum Teil zwei bis dreimal pro Jahr ersetzt werden. «Bei den Flügelscharen achte ich allerdings nicht mehr auf einen besonders robusten Stahl. Nachdem wir es einmal mit teureren Teilen versuchten und dies nichts gebracht hat, nehme ich hier auch Nachbauteile, die günstiger als die Herstellerteile sind. Bei den Spitzen am Grubber setze ich jedoch robuste Herstellerteile ein. Hier habe ich gesehen, dass sich der höhere Preis lohnt und sie normalerweise eine ganze Saison durchhalten.»
Ob bei Grubberscharen Original- oder Nachbauteile eingesetzt werden, ist keine grosse Gefahr für die Sicherheit und ausprobieren ist möglich. Je sicherheitsrelevanter ein Bauteil jedoch ist, desto wichtiger ist die Herkunft und die Qualität des Ersatzteils: Zum Beispiel bei schnell drehenden Werkzeugen oder Fahrzeugteilen.
Qualität von Verschleissteilen
Verschleissteile sind von verschiedenen Anbietern erhältlich und werden als Originalteile oder Nachbau-komponenten angeboten. Aus Kostengründen sind die meist günstigeren Nachbauteile attraktiver gegenüber Originalteilen. Bei Originalteilen handelt es sich um Teile, die vom Maschinenhersteller selbst produziert werden oder in dessen Auftrag nach seinen Angaben von Dritten gefertigt werden.
Nachbauteile sind den Originalteilen nachgebaut und werden als billiger Ersatz für die Nachbauteile am Markt angeboten. Kopiert werden oft Verschleissteile, die in grösseren Mengen nachgefragt und ohne grossen Entwicklungsaufwand produziert werden können. Dabei ist ein Qualitätsproblem gegenüber Originalteilen möglich.Die Verwendung eines kopierten und qualitativ schlechten Grubberschars mit hohem Verschleiss birgt für den Käufer, ausser dem Ärger über die Fehlinvestition, kein Risiko.
Bei der Verwendung von Nachbauteilen bei sicherheitsrelevanen Bauteilen, wie beispielsweise bei der Lenkung, ist das Sicherheitsrisiko hoch, wenn Teile ohne Zustimmung des Herstellers verbaut werden. Je höher die Sicherheitsrelevanz ist, desto wichtiger ist die Eigenverantwortung beim Einsatz von Nachbauteilen.Quelle: DLG
Wechseln, bevor es am Rahmen weh tut
Die Verschleissteile müssen frühzeitig gewechselt werden, damit sich der Verschleiss nicht am Rahmen der Geräte fortsetzt und Konstruktionsteile wegschmirgelt. Da geht es dann in der Tat an die Substanz. Bevor es jedoch soweit kommen könnte, müsste man lange vorher feststellen, dass die Verschleissteile nicht mehr gut arbeiten. Denn der gute Zustand der Verschleissteile dient auch der Erhaltung der Arbeitsqualität und der Leistung.
Wechseln bevor die Arbeitsqualität eingeschränkt wird
Beim Flügelschargrubber ist irgendwann nicht mehr sichergestellt, dass die Arbeitsbreite der Flügel noch ausreicht, um den Boden ganzflächig zu durchschneiden. Genau das wird von solchen Grubberscharen aber verlangt. Hier hängt es vom Zustand des Verschleissteils ab, ob der Erfolg einer mechanischen Unkrautbekämpfung überhaupt möglich ist. [IMG 3]
Je nach Anbaustrategie ist die Arbeitsqualität der Geräte sehr entscheidend für den Erfolg des Vorhabens. Vor allem dann, wenn bei einer mechanischen Bearbeitung die Arbeitswerkzeuge besonders exakt eingestellt werden müssen, zum Beispiel beim mechanischen Hacken. Auch beim Pflug hat der Zustand der Verschleissteile einen grossen Einfluss, wie die Kultur danach heranwächst. Sven Schönmann hat als Lohnunternehmer einmal die Erfahrung gemacht, dass bei einem Kunden eine Reihenkultur nicht regelmässig aufgelaufen ist. Sie war streifenweise im Wachstum gehemmt.
Den Fehler suchte er zunächst an seiner Saatkombination. Schönmann kontrollierte alle Arbeitswerkzeuge und Säschare, ohne jedoch einen Defekt zu finden. Das Schadbild ergab auch keinen Zusammenhang mit der Arbeitsbreite seiner Säkombination, welches sich in regelmässigem Abstand wiederholt hätte.
Letztlich hat es sich gezeigt, dass der zur Grundbodenbearbeitung eingesetzte Pflug mit unregelmässig verschlissenen Vorschälern ausgestattet war. In genau diesem Bereich konnte sich die Kulturpflanze schlecht entwickeln, da organisches Material genau im Wurzelbereich abgelegt wurde anstatt in der Pflugsohle. Die Wurzeln konnte keinen guten Bodenschluss finden.
«Das Beispiel hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, Bodenbearbeitungsgeräte exakt einzustellen, um Folgeschäden zu verhindern. An diese denkt jemand vielleicht nicht unbedingt, wenn er nicht selbst diese Erfahrung gemacht hat.»
Weniger Verschleiss mit langsamerer Fahrt
Allerdings ist man dem Verschleiss bei Bodenbearbeitungsgeräten nicht hilflos ausgeliefert. «Ich achte darauf, dass ich die Arbeitsgeschwindigkeit zurücknehme und nicht am Leistungslimit fahre. Ich habe den Eindruck, dass dadurch der Verschleiss deutlich geringer ist. Mit dem Grubber könnte man bis 20 km/h fahren und er würde noch gut arbeiten. Ich fahre meistens knapp 10 km/h. Da arbeitet er auch gut und ich verbrauche zudem weniger Diesel.» Auch bei der Kreiselegge muss die Drehzahl nicht immer am Limit laufen. Zudem nutzt Sven Schönmann RTK-GPS für eine exakte Spurführung mit einer Genauigkeit von plus/minus zwei Zentimetern. So werden unnötige Überlappungen mit zusätzlichem Verschleiss vermieden.
In den Fahrpuren verschleissen Schare und Zinken schneller
Eine weitere Erfahrung von Sven Schönmann sind die Schare und Zinken, welche in der Fahrspur hinter dem Rad laufen. Diese verschleissen deutlich schneller als die übrigen. Den Grund sieht er im höheren Widerstand des in der Fahrspur festeren Boden gegenüber dem Arbeitswerkzeugen.
Das ist nicht nur beim Flügelschargrubber sichtbar, auch bei der Kreiselegge zeigt sich ein höherer Verschleiss in den Fahrspuren. «Hier gibt es rasch Unterschiede mit bis zu fünf Zentimetern kürzeren Zinken. Und das wirkt sich beim Arbeitsergebnis aus, weil sich der Boden ungleich setzt. Das Problem zeigt sich vor allem dann, wenn man auf einer solchen Fläche eine Kultur mechanisch hacken will oder beim Futterbau den Kreisler oder Schwader exakt einstellen möchte. Das ist dann nicht mehr möglich.»
Hier geht es darum, die Folgekultur vor solchen Effekten zu verschonen. Es lohnt sich also,bei jeder Maschine Verschleissteile zum richtigen Zeitpunkt zu wechseln. Egal, ob dies jährlich oder nur alle fünf Jahre notwendig ist. Sven Schönmann achtet darauf, dass die Maschinen mit einem Schnellwechselsystem ausgerüstet sind. «Wenn sich ein Schnellwechselsystem lohnt, dann sicher bei uns», stellt er lachend fest.
Ansonsten empfiehlt es sich, einen Schlagschrauber zu verwenden, um die Schrauben zu lösen und anzuziehen. Das spart enorm viel Zeit und erleichtert die Arbeit deutlich.
Betriebsspiegel der Familie Schönmann
Sven Schönmann, Niederbipp BE
Lohnunternehmen geführt durch Sven SchönmannLandwirtschaftsbetrieb geführt durch die Eltern Jürg und Sandra Schönmann
Dienstleistungen: Bodenbearbeitung, Saat, Pflanzenschutz, Düngung, Grünfutterernte usw.
Arbeitskräfte: Sven Schönmann, Vater Jürg Schönmann, zwei Aushilfen
Scharfe Messer
Verschleiss gibt es nicht nur bei Bodenbearbeitungsgeräten. Sven Schönmann produziert auch Siloballen. Da wird mit Messern das Futter geschnitten. Auch bei Messern ist der Verschleiss ein wichtiger Faktor bei der Arbeits-qualität. Stumpfe Messer ermöglichen keinen sauberen Schnitt und es wird zusätzlicher Diesel «verbraten», um das Futter durch die Messereinheit zu würgen.
Um dies zu verhindern, müssen die Messer regelmässig geschärft werden. Dies ist mit einem Winkelschleifer möglich. Bei Silierladewagen sind integrierte Messerschleifeinrichtungen verfügbar.