Kurz & bündig
- Das Lohnunternehmen Fiechter schafften 2019 die erste Pelletpresse in der Schweiz an. Heute, sieben Jahre später, ist sie immer noch die Einzige in der Schweiz.
- Die Pellets können sowohl direkt ab Feld wie auch stationär mit Strohballen hergestellt werden.
- Die Pelletherstellung ist gar nicht so einfach. Es braucht viel Erfahrung und gute Strohqualität.
Es stäubt und brummt auf dem goldgelben Gerstenfeld bei Kappelen BE. Pascal Hess, Mitinhaber der Fiechter Lohnunternehmung, kommt mit dem Fendt 1050 angefahren, dahinter läuft die Krone-Premos-5000-Pelletpresse. Sie kann Pellets direkt ab Schwad herstellen. Dabei handelt es sich um Strukturpellets, die direkt aus Langstroh hergestellt werden.
Ein Fendt 1050 mit 517 PS mag gross klingen, ist aber nicht etwa übertrieben. Denn die Pellets werden mit 2000 bar Druck gepresst und das braucht Kraft. «Sogar den Fendt kann es mal abwürgen», erzählt Pascal Hess mit einem Augenzwinkern.
Res Fiechter, Landwirt und Gründer der Lohnunternehmung, hat im Jahr 2019 die erste Serienmaschine in der Schweiz gekauft. Die Premos läuft nun bereits in der siebten Saison und ist immer noch die Einzige in der ganzen Schweiz. Das hat seine Gründe, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.
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Vom Einstreuversuch zur eigenen Pelletpresse
Nebst dem Lohnunternehmen betreibt Res Fiechter einen Ackerbaubetrieb mit 12 900 Legehennen. Die Qualität der Eier ist sehr wichtig. Deshalb hat Fiechter in seinem Legehennenstall einen Einstreuversuch durchgeführt.
An der Agritechnica im Jahr 2015 wurde die Premos von Krone erstmals präsentiert, Fiechter wurde dort auf die Strukturpellets aufmerksam. Danach hat er verschiedene Einstreumaterialien wie Häckselstroh, Hobelspäne, Industriepellets (aus gemahlenem Stroh) und Strukturpellets getestet. In jedem der vier Stallabteile setzte Fiechter ein anderes Material ein. Um bauliche Unterschiede als Faktor auszuschliessen, wechselte der Landwirt die Versuchsanordnung regelmässig durch.
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«Mit den Strukturpellets hatten wir bis zu fünf Prozent weniger schmutzige und kaputte Eier», erklärt Fiechter. Weil die Saugfähigkeit auch besser gewesen sei, waren die Hennen sauberer. Ausserdem würden die Pellets auch als Beschäftigung dienen, womit das Zehenpicken kein Thema mehr war.
«Uns überzeugte das Produkt als Tierhalter und wir glauben an die Zukunft der Strukturpellets in der Tierhaltung. Deshalb haben wir die Premos gekauft», erinnert sich Fiechter. «Aber wir haben viel Lehrgeld bezahlt.»
Gersten- und Weizenstroh gelingt am besten
«Manchmal funktioniert das Pelletieren gut und manchmal gehts nicht», erklärt Pascal Hess. Nicht funktionieren heisst, dass entweder keine schönen Pellets geformt werden oder das Stroh gar nicht richtig durch die Presse geht. Der Pelletierprozess ist sehr stark abhängig von der Luftfeuchtigkeit und Tagestemperatur, aber auch von der Qualität und Art des Strohs. Gersten- und Weizenstroh gelingt am besten. Dinkelstroh beispielsweise kann schlecht pelletiert werden, da der Halm zu zäh ist.
«Das Stroh muss reif und klingeldürr sein», erklärt Hess. Doch auch für die Trockenheit des Strohs gibt es keinen exakten Richtwert. «Die besten Voraussetzungen sind, wenn das Stroh weniger als 16 Prozent Feuchte hat», sagt Hess. Ist das Stroh zu trocken, kann er noch Wasser hinzufügen, welches er auf der Presse mitführt. «Es gibt kein Rezept zum erfolgreichen Pelletieren. Wir mussten viele Erfahrungen sammeln», erklärt Hess.
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Aufgrund dieser Ungewissheit bietet das Lohnunternehmen das Pelletieren ab Feld nur den Kunden aus der Region an. Rund ein Viertel des Strohs wird ab Feld pelletiert, der Rest stationär.
Die beiden sind auch rege im Austausch mit den Premos-Entwicklern von Krone. Nach jedem Pelletier-Tag wird ein Tagesjournal erstellt: ein Worddokument, auf welchem die tagesaktuelle Temperaturkurve des Wetters sowie die Funktionalität und Produktivität der Presse dokumentiert wird. Dabei wird haargenau aufgelistet, wie viele Traktorstunden, Arbeitsstunden, Diesel und Frittieröl für wie viele Tonnen Pellets aufgewendet werden mussten. Diese Zahlen helfen Krone bei der Weiterentwicklung der Premos.
Fiechter leistete vielerorts Pionierarbeit
Aus den Gesprächen und Tagesjournalen wird klar, wie viel Schweiss, Nerven und Stahl in die Pelletpresse investiert wurde. An der Presse musste auch immer wieder mal etwas umgebaut und angepasst werden.
Woher kommt die Motivation, trotz diverser Rückschläge und täglichen Herausforderungen immer weiterzuarbeiten mit der Premos? «Ich mag es, Neues zu entwickeln und zu erleben. Ausserdem bekommen wir immer wieder positive Rückmeldungen zum Produkt, das ist mein Ansporn», betont Pascal Hess.
Res Fiechters Ansporn sind ebenfalls Neuheiten: «Die Landwirtschaftsbetriebe und Aufstallungssysteme entwickeln sich stetig weiter, deshalb müssen wir uns als Lohnunternehmen auch weiterentwickeln.» Rund- und Quaderballen würde es bereits genügend geben, deshalb wollten Res Fiechter und Pascal Hess mit der Pelletpresse eine neue Technik anschaffen, welche das Angebot zur Stroh- und Futterbergung ergänzt.
Res Fiechter leistete nicht nur bei der Pelletpresse Pionierarbeit. 1989 kaufte er seine erste Rundballenpresse und einen Wickler. Ein Jahr später schaffte er einen sechsreihigen Rübenvollernter an. Nach der Hofübernahme verkaufte er die Milchkühe und setzte auf Legehennen.
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Enge Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Der Betrieb ist insgesamt in vier eigenständige Betriebszweige aufgeteilt: Landwirtschaftsbetrieb, Legehennen, Direktvermarktung der Eier (GmbH) und Lohnunternehmen (GmbH). «Ende Jahr machen wir jeweils vier Buchhaltungen», erklärt Fiechter.
Pascal Hess, der seit 2014 beim Lohnunternehmen arbeitet, ist 2021 in die Geschäftsführung eingestiegen. Das Tagesgeschäft haben die beiden aufgeteilt. So nimmt Res Fiechter in erster Linie Kundenaufträge entgegen und führt Verhandlungen mit Geschäftspartnern. Pascal Hess ist vor allem für die Landmaschinen, Werkstatt und Ersatzteile zuständig. Die Personalführung der Angestellten übernehmen beide. Jeden Morgen wird gemeinsam besprochen, was ansteht. Mitarbeiter und Maschinen werden dann mithilfe von Agrarmonitor koordiniert.
Im Gespräch wird spürbar, dass die beiden eng zusammenarbeiten und auf Augenhöhe diskutieren. «Wir sind aber durchaus nicht immer gleicher Meinung», betont Fiechter. Besteht kein gemeinsamer Nenner, wird diskutiert und gemeinsam entschieden.
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Hohe Ansprüche an die Qualität des Strohs
Nebst dem respektvollen Umgang hat die Qualität oberstes Gebot im Lohnunternehmen Fiechter. «Aus Scheissdreck kann man keine Schokolade machen», ist die Devise von Res Fiechter und Pascal Hess. Deshalb wird beim Kauf von importierten Stroh-Quaderballen zum stationären Pelletieren bei jedem Ballen die Qualität kontrolliert. Ist sie unzureichend, werden die Ballen zurückgegeben. Stimmt die Qualität des Strohs nicht, weil es zum Beispiel zu viel Erde und Unkraut drin hat oder draussen gelagert wurde, werden die Pellets dunkelbraun. Solche Pellets sind hart und können nicht zerfallen. Deshalb sind sie weniger saugfähig.
Auch wenn der Weg zum optimalen Pellet nicht ganz einfach ist – für Fiechter und Hess steht fest: Wer Neues versuchen will, muss bereit sein, zu lernen, zu tüfteln, dranzubleiben, und das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Betriebsspiegel
Res Fiechter und Pascal Hess, Kappelen BE
LN: 20 ha
Kulturen: Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Silomais, Kunstwiese
Tierbestand: 12 900 Legehennen, 5 Pferde
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung der Hühnereier
Lohnunternehmen: Mähen, Gras, Stroh und Mais pressen, Gras und Stroh pelletieren, Zuckerrüben roden, Winterdienst, Flurwegunterhalt
Arbeitskräfte: 7 Vollzeitstellen, 14 Teilzeitangestellte