Wer bei einem Abferkelring mitarbeitet, hat sich spezialisiert: Entweder als Deck-/Warte-Betrieb oder als Abferkel-/Aufzuchtbetrieb. Korrekt heisst das System deshalb auch «Arbeitsteilige Ferkelproduktion», abgekürzt AFP. Beat Stucki von der UFA in Lyssach BE ist als Spezialist AFP seit den Anfängen im Jahr 1998 dabei. «Dank gemeinsamer Produktion haben die Betriebe mehr Schlagkraft», sagt er.

Auf dem Deck-/Wartebetrieb werden die Zuchtsauen belegt und während der Trächtigkeit gehalten. In der 16. Trächtigkeitswoche verlassen die Sauen den Deckbetrieb und werden im Abferkelbetrieb auf die Geburt vorbereitet. Nach der Säugezeit werden die Sauen wieder zurück auf den Deckbetrieb transportiert. Die abgesetzten Ferkel verbleiben auf dem Abferkelbetrieb. Mit einem Gewicht von 23 bis 27 kg werden sie dann an die Mastbetriebe verkauft.

In der Schweiz gibt es rund 70 Abferkelringe, 24 davon betreuen die UFA und die Anicom. Bei der UFA organisieren regionale Spezialisten wie Beat Stucki die Ringe. Sie koordinieren (zum Beispiel Transport und Vermarktung) und machen die Abrechnungen. 70 Ringe klinge nach wenig, sei aber ein beträchtlicher Anteil, sagt Adrian Schütz, stellvertretender Geschäftsführer von Suisseporcs, dem Schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband: «Rund ein Viertel der Mastferkelproduktion wird in Ringbetrieben betrieben.» [IMG 3]

«Schweinehaltende brauchen Fleiss und Hingabe für die tägliche Arbeit.»

Adrian Schütz, Suisseporcs

Auch Schütz sieht als Vorteil, dass sich die Betriebe spezialisieren können und die Arbeiten zyklisch sind. Er erwähnt auch die grösseren Abferkel- und Mastferkelgruppen. Als kritische Punkte sieht er den zusätzlichen Transportaufwand, die Abhängigkeit von anderen Betrieben und das höhere sanitarische Risiko. Zudem würden oft andere mitverdienen und der Transport hochträchtiger Tiere könne ein Image-Risiko darstellen. Diesen Punkt sieht Stucki, weist aber darauf hin, dass in der Schweiz die Transporte der hochträchtigen Tiere kaum je länger als eine Stunde seien. Im Ausland würden die Sauen teilweise mehrere Stunden lang transportiert.

Abferkelringe bewähren sich seit knapp 30 Jahren

Entstanden sind die Abferkelringe 1998, weil die Mastbetriebe immer grösser wurden, es aber zu wenig Ferkel gab. Die Möglichkeit, sich als Deck-/Warte- oder als Abferkelbetrieb zu spezialisieren, sei gerade für kleinere Betriebe attraktiv gewesen. Unterstützt wurden die Gründungen durch Vermarkter. «Zudem fiel die Gründung der ersten Ringe in die Zeit, als mit Milchkontingenten gehandelt werden durfte. Wer also aus der Milchproduktion ausstieg, konnte in einen anderen Betriebszweig investieren.» Die Spezialisierung lohne sich. «Wer gut arbeitet, verdient Geld damit», sagt Stucki.

Zu Beginn seien die Arbeiten noch spezialisierter gewesen: Die Ferkel seien nach sechs Wochen auf einen Aufzuchtbetrieb transportiert worden und dann mit 25 Kilo auf den Mastbetrieb. «Das hat zu Mischinfektionen geführt», sagt Stucki. Mittlerweile bleiben die Ferkel auf dem Geburtsbetrieb, bis sie 25 Kilo schwer sind. «Das hat sich bis heute bewährt.» [IMG 2]

«Wer gut arbeitet, verdient dank Spezialisierung Geld.»

Beat Stucki, UFA

Beat Stucki ist überzeugt, dass ohne Abferkelringe die Zahl der Betriebe noch stärker sinken würde. Auch Adrian Schütz weist darauf hin, dass die Schweinehaltung in der Schweiz kleinstrukturiert sei: «Oft fehlt Landfläche und damit die Möglichkeiten zum Stallbau, um die Produktion auf dem Betrieb geschlossen zu führen.» Es gebe auch Mäster, welche den Schritt in die eigene Ferkelproduktion nicht vollständig wagen und in einen Abferkelstall investieren würden. «Auf der anderen Seite sind Deck-/Wartebetriebe entstanden, die den Abferkel- und Aufzuchtbereich nicht betreiben wollen.»

Schweineprofis, kostendeckende Erlöse und Wertschätzung

Was braucht es denn, um in der Schweiz nachhaltig (und somit wirtschaftlich erfolgreich) Schweine zu produzieren? Adrian Schütz sieht mehrere Faktoren: Zum einen brauche es Schweineprofis, das bedingt eine gute Aus- und Weiterbildung. «Schweinehaltende müssen gute Tierbeobachter sein und Fleiss sowie Hingabe für die tägliche Arbeit haben», sagt Schütz. Zum anderen seien klare Rahmenbedingungen für Investitionen und Verbesserung in Haltung und Hoftechnik nötig. Und nicht zuletzt müssten die Erlöse kostendeckend sein. Das bedingt Kunden, welche Schweizer Schweinefleisch wertschätzen und gerne kaufen.

Beat Stucki weist ebenfalls darauf hin, dass Aus- und Weiterbildung entscheidend seien, um erfolgreich Schweine zu produzieren. «Manchmal fehlt bei Betrieben, die noch andere Zweige haben, etwas die Zeit», beobachtet er. Die Palette an Weiterbildungsmöglichkeiten sei gross: Der Ring organisiere Höcks, etwa in Zusammenarbeit mit der Suisag zu Biosicherheit. Auch Suisseporcs und die landwirtschaftlichen Schulen würden viel Wissen anbieten.

Wer das Gelernte umsetzen wolle, brauche vermutlich Geld. In keiner Branche sei das Verdienstgefälle so gross wie bei den Schweinen, sagt Stucki. «Der Markt spielt», stellt er klar. Deshalb sei das AFP-System auch nicht ganz mit dem Integratoren-System beim Geflügel vergleichbar. Dort bestimme der Abnehmer zum Beispiel den Ein- und Ausstallungstermin. Bei den Schweinen gebe es zum einen mehr Spielraum, zum anderen sei es so, dass der Landwirt die Tiere nach Marktpreis kaufe und Unternehmer bleibe.

Der Handlungsspielraum der einzelnen Halter sei recht gross. Als Berater ist er die erste Ansprechperson der Tierhalter und die Drehscheibe. Klare Vorgaben gebe es bei der Biosicherheit und der Hygiene: «Jeder trägt auch Verantwortung für die anderen Halter im Ring», so Stucki. Denn nur so funktioniere das System und gebe den Betriebsleitenden neben einem relativ sicheren Einkommen auch eine Planbarkeit der Arbeit und damit mehr Lebensqualität.

Schweine in der Schweiz

Die Anzahl der Betriebe mit Schweinehaltung nimmt stetig ab, die Anzahl der Tiere ebenfalls. Doch nicht in gleichem Mass. Das zeigt, dass die Betriebe grösser werden: 1985 gab es knapp 36 000 Betriebe mit knapp 2 Mio Schweinen. 2024 waren es noch 4726 Betriebe, die (gerundet) 1,275 Mio Schweine hielten. Während also die Anzahl der Betriebe um 86 Prozent abnahm, sank die Anzahl der Tiere «nur» um 36 Prozent. Der Anteil an Schweinen, die in «Besonders tierfreundlichen Stallhaltungssystemen» leben, liegt bei 70 Prozent. Vom System «Regelmässiger Auslauf ins Freie» profitieren gut die Hälfte aller Schweizer Schweine, bei den Mastschweinen sind es 60 Prozent.

Verschwindend klein ist die Anzahl von Bioschweinen: Sie liegt bei 1,7 Prozent. Weitere Haltungsformen wie Freilandhaltung, Wiesenschweine oder Gruppensäugen gehören zu den Nischen. Eine Nische sind ebenso die fünf Ställe im Kanton Luzern, die mit Unterstützung der Albert-Koechlin-Stiftung und in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) umgebaut wurden. In diesen Ställen gibt es im Auslaufbereich ein Wühlareal und einen Pool.