Kurz & bündig

- Übersaaten werden häufig nach Problemen mit Mäusen gemacht.
- Wird der Samen eingedrillt, steigen die Erfolgschancen.
- Die erste Nährstoffgabe sollte nicht zu hoch sein.
- Die erste Nutzung nach der Übersaat sollte früh erfolgen.
- Ein gut abgetrockneter Boden bei der Übersaat ist wichtig.

«Übersaaten sind vor allem nach einem Winter mit vielen Mäuseschäden ein grosses Thema bei uns», erzählt Marcel Villiger aus Alikon bei Sins AG. Das Lohnunternehmen Villiger bietet bereits seit über 20 Jahren Übersaaten für ihre Kunden an. Worauf kommt es an, damit diese Massnahme fruchtet?

Punkto Technik setzt Marcel Villiger seit langem auf eine Sämaschine von Väderstad. Die Rapid 30 hat den Vorteil, dass viel Druck auf die Scheibenscharen kommt und die Samen so flach in den Boden abgelegt werden. Als Nachläufer hat die Sämaschine Andruckrollen und eine Glattwalze, welche für Bodenschluss sorgt.

«Es ist wichtig, dass der Samen in den Boden gelangt und nicht bloss obenauf liegt. Gerade bei anschliessend nicht ganz perfekten Wachstumsbedingungen ist so die Sicherheit grösser, dass das Gras keimen und gut anwachsen kann», sagt Betriebsleiter Marcel Villiger. Denn: «Der Samen ist mit über 100 Franken pro Hektare zu teuer, um ihn einfach obenauf zu streuen.»

An der Front des in der Regel mit Doppelrädern oder Luftregulieranlage ausgerüsteten Traktors hat Villiger zudem einen Striegel angebaut. «Der hilft dabei, Mäusehaufen zu verteilen und Unebenheiten auszugleichen, und zwar bevor man mit dem Traktor darübergefahren ist und die Erde bereits angedrückt hat», erklärt Villiger. Zudem entstehe dabei noch etwas krümelige Erde, was für die Ablage des Saatgutes auch ein Vorteil sei.

Die Fläche schwankt je nach Jahr stark

Weil Übersaaten von den Landwirtinnen und Landwirten vor allem dann ins Auge gefasst werden, wenn optisch gut sichtbare Schäden – in der Regel hervorgerufen von Mäusen – vorhanden sind, schwankt die jährliche Fläche ziemlich stark. «Wir übersäen jährlich zwischen 10 und 30 Parzellen für unsere Kunden», sagt Villiger.

Der Preis für die Arbeit pro Hektare beträgt zwischen 150 und 180 Franken, je nach Grösse und Lage der Felder. Hinzu kommen die Kosten für das Saatgut. «Am häufigsten setzen wir die Übersaat-Mischung der Ufa mit Englisch Raigras ein», sagt Villiger. Je nach Parzelle gäbe es aber auch andere Mischungen, welche besser geeignet sein können.

Nebst der Übersaat infolge akuter Schäden gibt es auch Landwirte, welche in konsequenter Regelmässigkeit eine Übersaat ihrer Naturwiesen in Auftrag geben – besonders auf Weideflächen, auf denen das Gras kaum je Gelegenheit hat, auf natürlichem Wege zu versamen. Hier empfiehlt Villiger, die Übersaat noch möglichst zeitig im Frühherbst zu erledigen, damit die Gräser bereits keimen und gut anwachsen können. So sind sie im Frühling bei der ersten Nutzung bereits im Bestand etabliert.

Ein gut abgetrockneter Boden ist ideal für die Übersaat

Wird die Übersaat im Frühling gemacht, ist es wichtig, dass gute Bedingungen herrschen.

AboMit Übersaaten wird das Ertragspotenzial von Grünland besser ausgeschöpft. Die Übersaat ist vor allem im Frühling und Herbst, wie auch zu jedem anderen Zeitpunkt möglich, wenn die Saat Bodenkontakt, Licht, Luft und Feuchte zum Keimen findet. Bild: Beat SchmidLandtechnikDank Wiesen-Übersaaten zu mehr GrasFreitag, 6. März 2020 Das heisst: «Im Frühling kann es eigentlich kaum zu trocken sein für die Übersaat, zu nass hingegen schon. Mit dem Eindrillen erreichen wir auch bei trockenen Verhältnissen ein gutes Auflaufen der Übersaat. Ideal ist, wenn der Boden gut abgetrocknet und noch etwas krümelige Erde in den Bestandeslücken vorhanden ist», erklärt Marcel Villiger.

Damit sich auch die im Frühling erfolgten Übersaaten im Bestand halten können, sollte auch nach der Übersaat einiges beachtet werden. «Gedüngt und gegüllt werden sollten frisch übersäte Wiesen eher zurückhaltend», mahnt Villiger.

Mist und Gülle idealerweise erst nach der Übersaat ausbringen

«Bei zu hohen Düngergaben kann es sein, dass die noch vorhandenen Gräser stark wachsen und die frisch gekeimten Gräser darunter ersticken. Zudem ist es wichtig, dass die erste Nutzung früh erfolgt. Das kann ein Überweiden oder ein früher erster Schnitt sein. So kann man sicherstellen, dass die frisch gewachsenen Gräser wieder Licht bekommen und nicht eingehen», so Lohnunternehmer Marcel Villiger. Mist und Gülle wird idealerweise erst nach der Übersaat ausgebracht. Marcel Villiger gibt hier zu bedenken, dass idealerweise nur eine mässige Gabe dünne Gülle gegeben wird. Eine mässige Gabe, um die etablierten Gräser nicht übermässig zu pushen, denn die jungen Gräser brauchen am Anfang im Gegensatz zu den etablierten kaum Nährstoffe. Dünne Gülle, weil die jungen Gräser unter dicker Gülle mit hohem Strohanteil ersticken könnten.

Gemeine Rispe vor der Übersaat entfernen hilft

Gibt es etwas, was die Landwirte tun können, um ideale Voraussetzungen für den Erfolg der Übersaat zu schaffen? «Bei sehr vielen Mäusehaufen kann es Sinn machen, wenn der Landwirt vorgängig mit der Wiesenegge über das Feld fährt, um die Unebenheiten auszugleichen. Zudem kann die Erde so bis zur Übersaat etwas abtrocknen», sagt Marcel Villiger.

Bei extrem verfilzten Beständen mit viel Gemeiner Rispe könne es zudem Sinn machen, diese Lückenfüller-Pflanze vorgängig aus dem Bestand zu striegeln. Villiger erinnert sich an einen extremen Fall: «Ein Landwirt hatte so grosse Probleme mit dem Gemeinen Rispengras, dass er es zusammenschwaden und mit dem Ladewagen abführen musste.» Es sei auf jeden Fall gut, wenn die gemeine Rispe entfernt werde, da der Samen der Übersaat so besser auf den nackten Boden gelangen kann und so ideale Bedingungen zum Wachstum vorfindet.

Übersaat im Herbst nach Neuansaaten

Im Herbst erfolgt eine Übersaat häufiger auf misslungene Neuansaaten als auf etablierte Naturwiesen. Ist es nach dem «Äugstlen» zu trocken, kann es sein, dass die Kunstwiese schlecht aufläuft oder das frisch gekeimte Gras wegen zu wenig Feuchtigkeit wieder eingeht.

Ansonsten komme die Übersaat vorwiegend auf Natur- und nicht auf Kunstwiesen zum Einsatz. «Wenn eine Kunstwiese nicht mehr die gewünschte Zusammensetzung hat, wird in der Regel der Pflug angehängt und Mais gesät. Übersaaten sind hier eher selten», sagt Marcel Villiger.

Besonders auf Naturweiden, auf denen das Gras selten bis nie auf natürlichem Weg versamen kann, hilft eine Übersaat, die gewünschten Gräser im Bestand zu halten.

Lohnunternehmer bietet Güllesaat an
Andreas Bobst ist Lohnunternehmer aus Aedermannsdorf SO. Er bietet seinen Kunden ein besonderes Verfahren für die Übersaat an: Die Güllesaat. Das funktioniert so, dass Bobst auf seinem selbstfahrenden Vredo-Güllefass ein Krummenacher-Sägerät aufgebaut hat. «Die Dosiereinheit kann die genau gewünschte Saatmenge exakt zudosieren, unabhängig von der Menge Gülle, die pro Hektare ausgebracht wird», sagt Andreas Bobst. Der Samen wird so gleichzeitig mit der Gülle in die Erde eingeschlitzt, was besonders bei trockenen Bedingungen ein Vorteil sein kann.

Bobst empfiehlt, zur Übersaat – besonders, wenn sie im Frühling statt im Herbst erfolgt – nur eine Güllegabe von maximal 25 m3 pro Hektare zu geben, idealerweise in Form von gut verdünnter Gülle. Ebenfalls sei es wichtig, bereits vier bis fünf Wochen nach der Übersaat den ersten Schnitt zu mähen, damit sich das frisch gekeimte Gras gut entwickeln kann.

Der Lohnunternehmer bietet dieses innovative Verfahren seit dem Jahr 2009 an. Sogar Neuansaaten von Kunstwiesen oder Getreide lassen sich damit durchführen. Die Nachfrage nach Übersaaten hängt bei den Kunden von Bobst primär davon ab, wie stark die Mäuse im Winter wüteten. Durchschnittlich wird die Gülle-Übersaat jährlich auf rund 100 Hektaren gemacht. «Es gibt auch Kunden, die sehr regelmässig eine Übersaat machen, um die Qualität der Wiesen langfristig zu sichern – unabhängig davon, ob Mäuse grosse Schäden verursach haben oder nicht», sagt Bobst. Der Aufwand dafür sei gering, weil die Flächen ohnehin gegüllt werden. Zudem sei es bei regelmässigen Übersaaten auch sinnvoll, kleinere Mengen Saatgut von rund 100 g pro Are auszubringen.

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