Kurz & bündig
- Intensiv genutztes Grünland erneuert sich nicht durch die Versamung der Gräser.
- Abgestorbene Gräser, Spurschäden und Mäuseschäden hinterlassen Bestandeslücken.
- Platzräuber wie Gemeines Rispengras füllen die Lücken und mindern Ertrag und Qualität.
- Übersaaten verbessern den Ertrag und die Qualität des Grünlands.
- Dichte Grasnarben sind trag-fähiger und bringen sauberes Futter.
Ist eine Wiese grün, heisst das nicht, dass tatsächlich alles im grünen Bereich ist. Intensiv genutztes Grasland wird meistens geschnitten, bevor die Gräser versamen. Dadurch findet keine natürliche Erneuerung statt, wenn mit der Zeit Pflanzen absterben oder durch Fahrspuren Lücken entstehen. In den Lücken machen sich rasch flachwurzelnde Gräser wie Gemeines Rispengras fest. Sie gelten als Platzräuber. Dieses sorgt zwar für den grünen Anblick, mindert jedoch den Ertrag und den Futterwert.
Weil der Futterertrag nicht so leicht messbar ist wie der Getreideertrag, bleibt oft unerkannt, dass das mögliche Ertragspotenzial nicht erreicht wird.
Messungen bringen die Wahrheit an den Tag
In der Schweiz gilt ein Grasertrag von jährlich 140 dt TS/ha als Spitzenresultat. Dazu braucht es dichte Gras-bestände ohne Lückenfüller wie Gemeines Rispengras oder gar Blacken. Ansonsten sind weniger Futtermasse und weniger Inhaltsstoffe die Folgen, was eine tiefere Milch- oder Fleischleistung bewirkt.
Der deutsche Landwirt Matthias Heckenberger traute dem Grün seiner Dauergrünflächen nicht mehr. In seiner Abschlussarbeit zum Meisterlandwirt im Jahr 2013, mass er den Ertrag und die Qualität dieser Futterflächen und bonitierte deren Zusammensetzung.
Seine Erfahrungen präsentierte Heckenberger an einer Schulung zur Grünlanderneuerung im Rahmen der «Leiser Academy».
Grün bedeutet nicht immer gutes Futtergras
Die Abschlussarbeit von Matthias Heckenberger hat bestätigt, dass Grün tatsächlich nicht immer gutes Futtergras bedeutet. «Einige unserer Dauergrünlandflächen hatten einen Anteil von bis zu 70 Prozent Gemeinem Rispengras.» Gemeine Rispe kann sich in den obersten Bodenkrümeln rasch entwickeln und hat einen Vorteil gegenüber wertvollen Futtergräsern, welche Feuchtigkeit und Wärme in tieferer Bodenschicht benötigen. Als Flachwurzler trocknet sie jedoch rasch aus.
Matthias Heckenberger begann im Jahr 2013 mit der Sanierung seiner Grünflächen. In den Folgejahren begann er alle Flächen zu sanieren, er hat rasch eine Verbesserung erzielt. Wegen seinem Vorgehen zur Grünlandverbesserung wurde Matthias Heckenberger sogar zu «Deutschlands bestem Junglandwirt des Jahres 2015» gekürt.
Mit besserem Grünland zu einer höheren Milchleistung
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Die Familie Heckenberger konnte die Milchleistung seit dem Jahr 2007 von 6970 kg auf 11550 kg steigern. Der Einsatz eines Mischwagens, Verbesserungen beim Kuhkomfort und vor allem Verbesserungen des Grünland trugen dazu bei.
Die Qualität des Grundfutters hat einen grossen Einfluss auf die Milchleistung. Dichte Grasbestände liefern mehr Ertrag und sie tragen die Maschinengewichte besser, womit der Erdbesatz im Futter geringer ist. Die Kühe erhalten somit nicht nur mehr, sondern auch gesünderes Futter. Durch Verschmutzung im Futter, können sich Giftstoffe bilden, welche die Tiere krank machen. Dies zeigt sich beispielsweise an der Remontierungsrate, welche Matthias Heckenberger von über 50 Prozent auf 20 Prozent senken konnte. Es hat sich auch gezeigt, dass die Kühe bei einem hohen Futterwert mehr Gras fressen. Bessere und gut verdauliche Inhaltsstoffe erhöhen die Grundfutterleistung noch zusätzlich.
Die Übersaat braucht viel Licht und guten Bodenschluss
Die Bemühungen bei der Grünlandverbesserung lohnen sich nur, wenn das Saatgut gute Saatbedingungen vorfindet. Dazu werden spezielle Geräte angeboten, welche der Saat viel Licht und einen guten Bodenschluss bieten.
Die Leiser AG in Reiden LU organisierte im Januar 2020 eine Fachtagung zur Grünlandverbesserung. Die Firma importiert die Grünlandpflege-Maschinen des deutschen Herstellers Güttler. Firmeninhaber Hans Güttler hat sich Futterbau spezialisiert und unzählige Versuche in Zusammenhang mit der Wiesenerneuerung und mit Übersaaten begleitet. Das Wichtigste bei allen Massnahmen sei es, dass der Samen am Boden ankommt, erklärte Hans Güttler den Landwirten. Dazu muss der alte Filz am Boden gelöst und abgestorbene Pflanzen ausgerissen, sowie Spurschäden und Mäuseschäden eingeebnet werden.
Zu diesem Zweck hat Güttler seine Geräte mit massiven Zinken ausgestattet, welche in ihrer Intensität den Bedingungen angepasst werden können. Dabei entstehen offene Lücken, die als Saatbett dienen, in welche das Sägerät den Samen streut. Es sei wichtig, dass der Samen nicht auf Pflanzenrückständen liegen bleibt. Um den Bodenschluss zu sichern, folgt eine Prismenwalze, welche mit ihren Spitzen die Saat am Boden andrückt.
Güttler baut die Maschinen in verschiedenen Arbeitsbreiten und modularem Aufbau. So können der Striegel und die Walze für andere Einsatzzwecke auch getrennt genutzt werden. «Zum Beispiel zum Ausbringen von Untersaaten, Gründüngungen oder als Frontpacker oder zur Maiszünsler-Bekämpfung.»
Der Herbst ist ein guter Zeitpunkt für Übersaaten
Intensiv genutzte Dauergrünflächen erneuern sich nicht natürlich. Der optimale Schnittzeitpunkt für gehaltvolles Futter ist vor dem Versamen der Gräser. Wenn im Verlauf der Zeit Pflanzen absterben, Mäuseschäden oder Narbenschäden durch Maschinen entstehen, bilden sich Bestandeslücken. Unerwünschte Gräser wie beispielsweise das Gemeine Rispengras stopfen als Platzräuber die Lücken, weil sie als Flachwurzler in der obersten Bodenschicht rasch keimen. Im ungünstigsten Fall besiedeln sogar Blacken die Lücken.
Der Herbst scheint sich in den vergangenen Jahren als der ideale Zeitpunkt für eine Übersaat zu etablieren. Zum Zeitpunkt wo auch Neuansaaten gemacht werden und der Boden nach dem Sommer wieder etwas mehr Feuchte hat, sind die Keimbedingungen geeignet.
Am Fachvortrag zur Grünlanderneuerung bei der Firma Leiser waren sich die Fachleute einig, dass der ideale Zeitpunkt nicht immer derselbe ist und die Witterung einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg hat.
Der grösste Erfolg ist dann gegeben, wenn Lücken im Bestand aufgerissen werden, also abgestorbene Pflanzenreste, Verfilzungen und flachwurzelnde Gräser ausgerissen werden. Der Samen braucht danach einen guten Bodenkontakt und der Boden sollte warm sein und etwas Feuchte haben.
Die Zusammensetzung der Sanierungs- oder Übersaat-Mischung ist standortabhängig und wird durch die spätere Nutzung beeinflusst. Um hier die richtige Wahl zu treffen, kann man sich vom Saatgut-Lieferanten beraten lassen.