Der 28-jährige Matthias Heckenberger ist deutschlands Junglandwirt des Jahres 2015 und Landwirtschaftsmeister in Biberach-Mettenberg. Der Ort liegt etwa in der Mitte zwischen Friedrichshafen und Ulm im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb ist er für die Milchviehhaltung verantwortlich.
Mit Sanierungs- und Pflegemassnahmen des Dauergrünlandes konnte die durchschnittliche Milchleistung der 68 Milchkühe auf 11 500 Kilogramm gesteigert werden. Das Futter wird als Silage konserviert und ganzjährig in einer Mischration verfüttert. Verbesserungen in der Fütterung, beim Kuh-Komfort und vor allem bei der Qualität des Dauergrünlandes führten zu einer massiven Leistungssteigerung innerhalb weniger Jahre.
Die Herde besteht je zur Hälfte aus Braunvieh und Holstein. Der Familienbetrieb bewirtschaftet nebst Ackerbaukulturen 26 Hektaren Dauergrünland auf 620 Meter über Meer bei einer jährlichen Niederschlagsmenge von 800 Millimeter.
Was hat die Sanierung der Dauergrünflächen gebracht?
Matthias Heckenberger: Die Sanierung brachte uns viel mehr und viel besseres Gras. Mit der Sanierung habe ich viele Lücken geschlossen, die mit Gemeinem Rispengras besetzt waren. Mit der Sanierung haben wir die Platzräuber bekämpft und in die Lücken wertvolles Futtergras gesät. Das hat den Trockenmasse-Ertrag mehr als verdoppelt und die Grundfuttereffizienz deutlich verbessert.
Wie haben sie festgestellt, dass die Flächen sanierungsbedürftig sind?
Das war nicht einfach. Von aussen betrachtet waren die Felder ganzflächig grün und der Boden war tragfähig. Nur bei Trockenheit erkannte man die Stellen mit Gemeinem Rispengras, weil der Flachwurzler schneller vertrocknet, nach Regen jedoch wieder ergrünt.
Auf meinem Ausbildungsbetrieb lernte ich jedoch viel über die Grünlandpflege. Wir begannen dann zu Hause die Flächen abzuschleppen und zu walzen. Ohne Übersaat brachte das jedoch noch nicht so viel. Erst im Rahmen meiner Meisterprüfung im Jahr 2013 bonitierte ich die Flächen. Mit bis zu 70 Prozent Anteil an Gemeinem Wiesenrispengras begannen wir die Parzellen konsequent zu sanieren.
Wie gingen Sie vor?
Für meine Abschlussarbeit habe ich verschiedene Erneuerungsverfahren verglichen. Gut bewährt hat sich das System mit dem Ausstriegeln der flachwurzelnden Platzräuber bei trockenem Wetter.
Wir haben die Flächen vier bis fünf Mal in verschiedene Fahrtrichtungen mit aggressiver Zinkenstellung ausgestriegelt. Das Gemeine Wiesenrispengras ist dabei vertrocknet. Es wurde ans Schwad gerecht und mit Ladewagen abgefahren. Die offene und gelockerte Bodenoberfläche haben wir dann neu angesät und gewalzt. Ein geeigneter Zeitpunkt für eine Sanierung ist Ende August/September. Also zum gleichen Zeitpunkt wie Neuansaaten.
War die Massnahme erfolgreich?
Der Grünlandbestand hat sich sehr gut entwickelt. Bereits im Folgejahr haben wir sechs Schnitte geerntet, zuvor waren es vier. Die Schnittzeitpunkte richten wir nach dem Gehalt und der Verdaulichkeit des Bestandes, wir schneiden das Gras ziemlich jung.
Wir konnten ohne zusätzlichen Aufwand viel mehr Trockensubstanz ernten. Das macht sich richtig bezahlt, denn Mähen, Kreiseln und Schwaden muss man sowieso, ob man viel oder wenig einführt. Klar, man muss dann einige zusätzliche Fuder heimführen, aber das macht dann richtig Spass.
Was tun sie, damit das Grünland das Niveau halten kann?
Wir striegeln und walzen die sanierten Flächen zwei- bis dreimal pro Jahr und säen dabei meistens zweimal nach. Dabei werden die Striegel-Zinken weniger aggressiv eingestellt als beim Ausstriegeln vor der Sanierung.
Nach dem Winter ebnen wir Mausehaufen ein und walzen den Bestand. Mit der Prismenwalze werden dabei die Gräser zum Bestocken angeregt. Die zweite Überfahrt folgt nach dem ersten Schnitt und die dritte Überfahrt folgt im September. Die Übersaat verteilen wir auf zwei Gaben. Meistens bei der zweiten und dritten Behandlung.
Bei der ersten Überfahrt säen wir nur bei starken Mäuseschäden nach. Die Verteilung der Saatmenge auf zwei Durchgänge, sinkt das Risiko, wenn der Erfolg ausbleibt, weil es beispielsweise zu trocken ist.
Letztlich geht es darum, dass die Saat einen guten Bodenschluss und Feuchtigkeit für das Keimen hat. Hier muss man die natürlichen Umstände berücksichtigen und je nach Witterung flexibel reagieren.
Wie im Ackerbau gilt es auch beim Grünland, die Nährstoffe optimal einzusetzen und anhand von Bodenproben die Versorgung zu kontrollieren.
Wiesen erfolgreich sanieren
Für die erfolgreiche Wiesensanierung oder Übersaat müssen folgende Faktoren erfüllt sein:
- Platz
- Licht
- Loses Erdmaterial
- Bodenschluss
- Feuchtigkeit
Wiesen können auf verschiedene Weise erneuert oder saniert werden. Beispielsweise durch Umbruch mit dem Pflug oder Grubber und einer anschliessenden Neuansaat.
Matthias Heckenberger hat als erfolgreiche Variante das Ausstriegeln der unerwünschten Gräser gewählt. Dabei fuhr er bei Trockenheit drei bis fünfmal mit dem Striegel über das Feld. Die Walze hat er zu diesem Zweck abgekoppelt.
Die Gemeine Rispe löste sich im Boden und vertrocknete. Die wert-vollen Futtergräser blieben zurück. Sie wurden zwar auch verletzt. Da sie tiefer wurzeln, trieben sie jedoch problemlos wieder aus.
Mit einem tief eingestellten Schwader wurde das Material ans Schwad gelegt und mit dem Ladewagen abgeführt. Dabei entstand eine Masse von bis zu 60 Kubikmeter pro Hektare.