Kurz & bündig
- Das Krieger-Kälberkonzept setzt neuste wissenschaftliche Erkenntnisse in praxistaugliche Lösungen um.
- Die Positivitäts-Spirale besagt: Je mehr Positives anfänglich geboten wird, desto grösser später der Gewinn.
- Vier Phasen von der Abkalbung bis zum Abtränken entscheiden massgeblich über zukünftige Leistungsfähigkeit der Tiere.
Stellen Sie sich vor, Sie bauen ein neues Haus. Welche Kriterien sind für Sie wichtig? Helle Räume mit genügend Platz, eine praktisch eingerichtete Küche sowie gut isolierte Wände könnten mögliche Auswahlpunkte sein. Nun stellen Sie sich vor, Sie wären ein Kalb und brauchen ein Zuhause. Wonach würden Sie dann suchen?
Diese Frage hat sich das Team von der Stallbaufirma Krieger AG gestellt, als es begann, ein neues, zeitgemässes Konzept für die erfolgreiche Kälberaufzucht auf die Beine zu stellen. Das Kalb als «die Kuh von Morgen», metabolische Programmierung, ad libitum-Tränke und viele weitere Ausdrücke tauchen nun seit einigen Jahren in den Fachmedien auf. Doch was bedeutet das eigentlich in der Praxis, auf dem Hof?
Basis fürs Krieger-Kälberkonzept: Viel Positives am Anfang
Ausgangspunkt für das Krieger-Kälberkonzept war die Überlegung der sogenannten «Positivitäts-Spirale». Diese besagt: Je mehr Positives man am Anfang bietet, desto besser verläuft die weitere Entwicklung und desto mehr Gewinn ist später möglich.
Auf das Kalb übertragen heisst das vereinfacht, dass ein Kalb mit optimalem Angebot an Platz, Luft, Licht, Wärme, Einstreu und Milch gesünder ist, weniger Tierarztkosten verursacht und im späteren Leben eine bessere Leistung erzielt. Somit wird das Tier dem Landwirt mehr Freude bereiten und schliesslich mehr Ertrag und somit mehr Investitionskapital für den Betrieb generieren.
In dieser Positivitäts-Spirale sind zwei Akteure beteiligt, nämlich das Kalb und der Landwirt. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass nur der Landwirt diese überhaupt in Gang bringen kann. Das erste Anstossen, die erste Investition muss vom Landwirt kommen.
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Jetzt in die Haltung investieren, damit die Tiere später rentieren
Und genau hier liegt wohl die grösste Herausforderung der modernen Kälberhaltung. Vor 20 Jahren ging es noch oft darum, möglichst viele Tiere Tierschutz-konform unterzubringen.
Heute sind moderne Landwirte und Stallbauer hingegen vor allem bemüht, die Bedürfnisse der Tiere möglichst optimal zu befriedigen. Dies immer mit dem Wissen vor Augen, dass nur ein heute gesundes und kräftiges Kalb morgen zu einer leistungsstarken Kuh oder einem Masttier mit hohen Tageszunahmen wird – bei gleichzeitig niedrigen Tierarztkosten.
Es geht also darum zu verstehen, dass man als Tierhalter heute in etwas investieren muss, was sich jedoch erst nach Jahren auszahlen wird. Dies erfordert nicht nur Mut, sondern auch das tiefgehende Verständnis dafür, dass eine heute optimierte Kälberhaltung morgen zu rentableren Kühen führen wird.
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Das Konzept muss für alle Schweizer Betriebe funktionieren
Um diese Ziele zu erreichen, hat die Firma Krieger AG in Zusammenarbeit mit Prof. Martin Kaske vom Schweizer Kälbergesundheitsdienst (KGD) wichtige Erfolgsfaktoren und entscheidende Phasen im Leben eines Kalbes definiert und kritische Punkte im Konzept verfeinert.
Oberste Priorität war dabei, dass das Konzept möglichst für alle Schweizer Betriebe funktioniert. Es galt zu berücksichtigen, dass sich die Betriebe hier (anders als zum Beispiel in Neuseeland oder Irland) sehr stark unterscheiden hinsichtlich Grösse, geografischer Lage, Leistungsintensität, Rasse und Fütterung.
Das neue Konzept sollte zudem der Tatsache gerecht werden, dass der Erfolg in der Kälberaufzucht von sehr vielen Faktoren abhängt. Vor diesem Hintergrund wurden vier allgemeine Erfolgsfaktoren definiert:
- Hygiene ist der wichtigste Faktor zur Reduzierung des Infektionsdruckes (weniger krankmachende Keime pro Fläche). Reserveplätze, häufiges Entmisten, genügend Einstreu, effektive Reinigung der Tränkebehältnisse sowie eine klare Zuteilung (jedem Kalb seinen Kessel) spielen dabei eine massgebliche Rolle;
- Diagnostik ist entscheidend, um Erkrankungen zu erkennen, wirksam zu behandeln und schliesslich vermeiden zu können;
- Ad libitum-Tränke führt über hohe Tageszunahmen zu einer guten, belastbaren Verfassung der Kälber und zu einer idealen metabolischen Programmierung;
- Wiegen bei Geburt, nach 40 Tagen und beim Absetzen liefert Daten, welche eine Erfolgskontrolle erst möglich machen.
Nach der Definition der wichtigsten Erfolgsfaktoren erfolgte die zeitliche Einteilung der ersten Lebensmonaten eines jeden Kalbes in vier verschiedene Phasen.
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Phase 1: Abkalbung in einer hygienischen, komfortablen Box
Genau wie im Gebärsaal eines Spitals, muss auch an Abkalbeboxen hohe Ansprüche an Hygiene und Komfort gestellt werden. Werden diese nur sporadisch entmistet, so entsteht durch Kot, Harn, Fruchtwasser und Nachgeburts-Reste ein idealer Nährboden für Krankheitserreger. Daher sollte der Abkalbebereich eigentlich nach jeder Geburt gesäubert werden.
Andererseits kann eine Kuh nur dann entspannt abkalben, wenn sie sich trittsicher bewegen und bequem liegen kann. Trittsicherheit, Hygiene und Kuhkomfort sind also entscheidend in dieser Phase.
Daher hat Krieger AG die Gummimatte VITA ins Sortiment aufgenommen, die weich und hygienisch, aber auch stabil und gut befahrbar ist. Zudem wird eine Fixierungsmöglichkeit für die Kuh im Abkalbebereich empfohlen. Diese ist bei Schwergeburten hilfreich. Sie ermöglicht aber auch nach unkomplizierten Kalbungen der Kuh, das neugeborene Kalb abzuschlecken, während das lebenswichtige Kolostrum für das Kalb gemolken wird.
Ziel ist es, auf jedem Betrieb einen klaren Ablauf zu definieren, welcher bei jeder Geburt eingehalten wird und für alle Beteiligten (Kalb, Kuh und Landwirt) einen Gewinn darstellt.
Phase 2: Die ersten 48 Stunden mit Kolostrum und Wärme
In dieser Phase ist es immens wichtig, das Kalb bereits in den ersten sechs Lebensstunden mit vier Litern Kolostrum zu versorgen. Entsprechend wurde die Idee der sog. «Kolostbar» in das Kälberkonzept aufgenommen. Hier ist sämtliches Material sauber und ordentlich untergebracht, das für die Erstversorgung eines neugeborenen Kalbes nötig ist bzw. sein könnte (Kolostrum-Reserven, Kälberdecke, Desinfektionsspray usw.).
Zusätzlich gilt es, das ausgeprägte Wärmebedürfnis neugeborener Kälber zu befriedigen. Studien und Praxisberichte belegen klar, dass ein Kalb, welches sofort nach der Geburt vollständig getrocknet (und im Winter sogar gewärmt) wird, deutlich vitaler ist sowie früher und besser trinkt.
Zu diesem Zweck wurde eine Wärmebox mit Heizlüfter entwickelt, welche neu auf dem Markt erhältlich ist. Die Box ist aus stabilem Kunststoff gefertigt und der Deckel kann für einfaches Handling des Kalbes nach hinten verschoben werden.
Um das Gewicht des Kalbes möglichst genau zu verfolgen, empfiehlt das Kälberkonzept den Transport des Kalbes jeweils in einer fahrbaren Waage. Gewogen werden die Tiere idealerweise nach der Geburt, mit 40 Tagen und beim Abtränken. Denn nur wer Daten erheben kann, hat auch später die Möglichkeit, die Erfolge seiner Massnahmen zu überprüfen.
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Phase 3: Vom 3. bis zum 40. Tag gesund bleiben und zunehmen
Oberstes Ziel in den ersten 40 Tagen ist es, dass die Kälber nicht krank werden und maximale Tageszunahmen erreichen. Diverse Studien belegen, dass die ersten Lebenswochen über das zukünftige Leistungspotenzial der Tiere entscheiden. In dieser Phase werden nämlich in verschiedenen Organen (z. B. Eutergewebe, Lunge, Leber, Darm) noch Zellen aufgebaut.
Später werden Körperzellen nur noch umgebaut oder ersetzt, jedoch nicht mehr neu gebildet. Dies macht deutlich, wie wichtig die Haltung in den ersten Lebenswochen ist, um die zukünftige Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere positiv zu beeinflussen.
Die Haltung der Kälber in sogenannten Kleinstgruppen (also zwei Tiere mit Kontaktmöglichkeit) in den eigens entwickelten Comfort-Doppelboxen ermöglicht eine optimale Entwicklung der Tiere: Einfache ad libitum-Tränke, hygienische Bedingungen sowie ideale klimatische Bedingungen durch Ermöglichung eines Mikroklimas.
Das Mikroklima (genug Frischluft ohne kalte Fall- oder Zugluft) entsteht dabei durch das verstellbare Klimanetz über den Boxen.
Dank des integrierten Fahrwerks kann die Box leicht von einer Person verschoben werden, ohne dass die Kälber herausgenommen werden müssen. So lässt sich der Mist mit wenig Aufwand entfernen und der Erregerdruck massiv senken.
Idealerweise stehen diese Boxen unter einem Vordach oder in einer Halle, welche die Kälber vor Witterung (wie direkter Sonneneinstrahlung und Regen oder Schnee) schützen.
Sind Stellfläche, befestigter Platz und Überdachung vorhanden, bietet die Doppelboxe für die Kälber ideale Bedingungen und ermöglicht dem Landwirt einfache Arbeitsabläufe.
Phase 4: Die ersten 4 Monate mit viel Platz und optimalem Futter
Sind die ersten 40 Tage im Leben eines Kalbes optimal verlaufen, gilt es, dem wachsenden Tränkekalb weiterhin grosszügige Platzverhältnisse sowie ein optimales Futter- und Wasserangebot zu bieten.
Mit genügend Struktur in der Ration kann dabei eine ideale Pansen- und Darmentwicklung gewährleistet und eine subakute Pansenazidose verhindert werden.
Zusammenarbeit für gesunde, leistungsfähige Tiere
Für alle vier Phasen bietet das Team von Firma Krieger AG individuelle Lösungen für Landwirte an. Die Produkte und Konzeptlösungen für die Kälberhaltung können im Baukastensystem erworben und der Tierzahl angepasst werden. Das Angebot des sogenannten «Kälberstall-Checks» ermöglicht den Landwirten eine unverbindliche Beratung in Sachen Stallbau und Einrichtung für ihren jeweiligen Kälberstall.
Bringen bauliche Massnahmen allein nicht den gewünschten Erfolg oder handelt es sich um eine mehr bestandesmedizinische Fragestellung, arbeitet Firma Krieger AG mit dem KGD zusammen und empfiehlt eine umfassende tierärztliche Beratung. Die besten Ergebnisse werden dann erzielt, wenn Landwirte, Stallbauer und Tierärzte am gleichen Strick ziehen, um sowohl Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere als auch Leistungsfähigkeit und Ertrag in der Nutztierhaltung in den Mittelpunkt zu stellen.