Melkroboter sind dazu gemacht, rund um die Uhr Kühe zu melken. Produzenten, deren Milch zu Emmentaler AOP verkäst wird, dürfen seit 2015 mit Roboter melken, müssen heute aber den Roboter für einige Stunden am Tag abschalten. Der Grund: Im Pflichtenheft steht, dass die Verarbeitung spätestens 24 Stunden nach dem ersten Gemelk erfolgen muss.

Das soll sich ändern. An der Delegiertenversammlung beschloss die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland, beim Bundesamt für Landwirtschaft BLW einen Antrag zu stellen: Die Verarbeitungsfrist soll neu 29 statt 24 Stunden betragen – damit automatische Melksysteme AMS besser ausgelastet werden können.

Für Käser Thomas Hofer überwiegen Vorteile beim Roboter

Er sehe keine Nachteile für die Qualität des Endprodukts, sagte Thomas Hofer, Käsermeister in Aarwangen BE. «Es überwiegen die Vorteile: Viertel können einzeln abgeleitet werden, die Zellzahlen werden genauer gemessen und deren Erhöhung wird früher bemerkt.»

Am Informationsanlass auf dem Betrieb der Familie Reinhard in Madiswil BE betonte Hofer, dass es wichtig sei, den LandwirtInnen das Leben zu erleichtern: «Die Milchproduktion für Emmentaler AOP muss mit der heutigen AMS-Technik möglich und erlaubt sein, andernfalls verlieren wir irgendwann Milchproduzenten.»

Zwischenmelkzeit bleibt bei 8 Stunden

Die hohe Qualität von Emmentaler AOP stehe über allem und bleibe mit der Anpassung des Pflichenhefts unverändert, versprach Alfred Rufer, Vizedirektor von Emmentaler Switzerland: «Alle anderen Parameter bleiben gleich. So auch die Zwischenmelkzeit von 8 Stunden.»

Diese Zeit zwischen zwei Melkungen einer Kuh beeinflusst die Stabilität des Milchfetts: Ist die Zeit zu kurz, können die Membranen der Fettkügelchen beim Melken Schaden nehmen. Es kann zu erhöhten Gehalten von freien Fettsäuren kommen, die zu Geschmacksfehlern oder sogar Ranzigkeit führen kann. Mit einer Zwischenmelkzeit von 8 Stunden habe man aber gute Erfahrungen gemacht, so Thomas Hofer.

Roboter bringt Entlastung und Flexibilität

Regula und Peter Reinhard melken ihre Kühe seit 2021 mit einem Roboter. Ihre Milch liefern sie an Thomas Hofer, der diese unter anderem zu Emmentaler AOP verarbeitet. «Wir bereuen die Umstellung vom Melkstand auf den Roboter gar nicht», sind sich alle einig – sowohl Regula und Peter Reinhard als auch Regulas Eltern Vreni und Ernst Bärtschi. 

Betriebsspiegel Familie Reinhard
Regula und Peter Reinhard mit Kindern, Madiswil BE

LN: 43 ha
Kulturen: 10 ha Getreide, 2,5 ha Mais, 0,6 ha Futterrüben, 10,5 ha Kunstwiese, Naturwiesen und -Weiden, 7 ha Wald
Tiere: 40 Kühe, 18 Rinder und Aufzuchttiere auf dem Betrieb, zusätzliche Tiere auf Aufzuchtbetrieben
Arbeitskräfte: Regula und Peter Reinhard. Regulas Eltern Vreni und Ernst Bärtschi sind angestellt. Eltern von Peter sind pensioniert und helfen ebenfalls mit.

«Wir sind flexibler in der Arbeitsteilung. Im Hinblick auf die Pensionierung meiner Eltern entlastet uns der Roboter auch», sagt Regula Reinhard. Ihr Mann Peter ergänzt: «Uns gefällt die ruhige Atmosphäre im Stall. Die Tiere gehen gerne in den Roboter – auch, weil es da Kraftfutter zu fressen gibt.»

[IMG 2] Grosse Bedeutung kommt der Melkhygiene zu. Denn wie in jedem Melksystem, ist auch beim Roboter Sauberkeit bei der Produktion Voraussetzung für qualitativ guten Käse. Zwischen jeder Kuh werden die Zitzenbecher kurz gespült und desinfiziert. Wurde ein Kuh gemolken, die krank ist und behandelt wird, wird der Roboter automatisch für mehrere Minuten gewaschen – bevor dann die nächste Kuh an der Reihe ist.

Roboter macht Pause, wenn die Kühe auf der Weide sind

Die Kühe gehen jeden Morgen um 7 Uhr auf die Weide. Das geht zeitlich auf mit den aktuellen Vorschriften: Von der Weide her haben die Kühe keinen Zugang zum Roboter. Für einige Stunden wird daher nicht gemolken. In dieser Zeit wird die Milch vom Tanklastwagen abgeholt und nach Aarwangen in die Dorfkäserei transportiert, wo sie um 9 Uhr im Kessi bereit ist für das Tagwerk.

Die 24 Stunden Verarbeitungsfrist können problemlos eingehalten werden und passen sogar ganz gut zum Betriebsmanagement der Familie Reinhard. 

Bei verlängerter Frist würden Reinhards trotzdem an Freiheit und Flexibilität gewinnen. Im Winter, wenn die Kühe nicht auf der Weide sind, müsste der Roboter nicht gesperrt werden. Wer weiss, vielleicht wird die Sperrung schon nächsten Winter überflüssig. Das entsprechende Gesuch liegt beim BLW.