Warum ist es wichtig, BVD/MD auszurotten?
Lukas Perler: Die BVD ist eine wirtschaftlich bedeutende Tierseuche. Sie verursachte der schweizerischen Landwirtschaft jährlich direkte wirtschaftliche Verluste von zirka 9 Mio Franken.
Ist eine hundertprozentige BVD/MD-Freiheit in der Schweiz realistisch? Wann?
Eine Ausrottung der BVD in der Schweiz ist realistisch. Andere Länder, so z. B. Norwegen und Schweden, haben dieses Ziel bereits erreicht. Die Schweiz steht kurz davor. Über 99,3 % der Schweizer Rinderhaltungen sind heute BVD-frei. Die Zahl der BVD-Fälle nimmt kontinuierlich ab.
Wie viel hat die Ausrottung von BVD/MD bisher gekostet? Wie viele PI-Tiere (oder Betriebe mit BVD-Sperrungen) gibt es noch?
Die Kosten des BVD-Ausrottungsprogramms (Bekämpfung und Überwachung) belaufen sich heute auf insgesamt rund 80 Mio Franken. Aktuell sind 32 Betriebe wegen eines BVD-Verdachts oder eines BVD-Seuchenfalles gesperrt. Weitere 216 Betriebe haben noch einzelne gesperrte trächtige Tiere im Bestand. Die BVD-Seuchenmeldungen können auf der Datenbank InfoSM abgefragt werden. (www.dgrn.ch/infosm, Anm. der Redaktion)
Hätte man sich 2008 dazu entschieden, BVD/MD durchseuchen zu lassen: Wie sähe die Situation heute aus?
Die Situation wäre heute gleich wie vor Beginn des BVD-Ausrottungsprogramms. Die BVD würde der schweizerischen Landwirtschaft weiterhin jährlich hohe wirtschaftliche Verluste verursachen.
Warum gibt es immer wieder neue Fälle von BVD/MD? Warum findet man zum Teil die Ursache nicht?
In einem Ausrottungsprogramm ist die letzte Phase erfahrungsgemäss die schwierigste. Um die letzten, noch vorhandenen Infektionsketten in der Schweiz unterbrechen zu können, müssen die BVD-Massnahmen rasch und konsequent umgesetzt werden. Ansonsten kann sich das Virus, insbesondere in Gebieten mit intensiver Rinderzucht und viel Tierverkehr sehr schnell wieder ausbreiten.
Im Seuchenfall werden umfangreiche Abklärungen zum Auffinden der Infektionsquelle gemacht. Der Infektionszeitpunkt des PI-Muttertieres kann jedoch bereits Monate zurückliegen und die Infektionsquelle befindet sich zum Zeitpunkt der Abklärungen eventuell nicht mehr im Betrieb (z. B. ein nicht untersuchter BVD-positiver Abort oder ein unerkanntes PI-Tier, das zwischenzeitlich geschlachtet wurde).
Es ist daher wichtig, beim Vorkommen von Aborten/Totgeburten oder Kümmerern im Bestand an BVD zu denken und den Tierarzt für weitere Abklärungen hinzuziehen.
Bovine Virus-Diarrhoe BVD/Mucosal Disease (MD)
- Die BVD/MD ist weltweit eine der wirtschaftlich bedeutendsten Infektionskrankheiten des Rindes, selten bei Kleinwiederkäuern, Neuweltkameliden, Wildwiederkäuern und Schweinen.
- Bei trächtigen Tieren können Fruchtbarkeitsstörungen oder ein Umrindern auftreten. Eine Infektion während den ersten fünf Trächtigkeitsmonaten kann zu einem Frühabort oder zu einer persistenten Infektion (PI) beim Kalb führen.
- Ein persistent infiziertes (PI)-Tier ist oftmals ein Kümmerer. Es streut das Virus lebenslänglich.
- PI-Tiere können an der Mucosal Disease (MD) erkranken, der Schleimhautform von BVD, welche tödlich endet.
- Betriebe mit viel Tierverkehr sind besonders BVD-gefährdet. Ebenso Orte, wo Tiere vorübergehend
aus verschiedenen Beständen zusammentreffen (Sömmerungen, Ausstellungen).