1. Die Weide nicht rasieren …
Horstgräser speichern ihre Nährstoffe in den Halmen. Sie werden geschwächt, wenn man sie zu tief einwintert. Ausserdem fördert ein tiefer Schnitt Tiefwurzler wie Blacken, Kriechender Hahnenfuss und das Gemeine Rispengras. Bei einer zu tiefen Nutzung des Bestandes ist die Gefahr hoch, dass das Futter verschmutzt.
Der Grasbestand sollte nach der letzten Nutzung noch leicht nachwachsen können. Oftmalssind die Tage im Oktober genug warm und das Futter wächst noch leicht nach. (2)
Beim Einwintern sollte die Grashöhe 8 bis 10 cm betragen (Messung mit dem Doppelmeter). Werden Wiesen und Weiden unter den empfohlenen 8 bis 10 cm ein-gewintert, sind im Frühling grössere Ertragseinbussen wahrscheinlich. (1,2)
Sobald die Temperatur, vor allem in der Nacht, die Frostgrenze unterschreitet, bereiten sich die Pflanzen für den kommenden Winter vor. (2)
Damit die Gräser den Winter gut überstehen, müssen sie ein ausreichendes Reservestoff-Depot aufbauen: für die Kälteresistenz, für den Erhaltungsbedarf und für den Wiederaustrieb. (3)
2. … aber auch nicht zu hoch einwintern
Es ist nicht immer einfach, den optimalem Zeitpunkt für die letzte Beweidung oder des letzten Schnittes festzulegen. So besteht die Gefahr, dass hohe Futterbestände oder Weidereste (> 10 cm) im Winter zu erheblichen Schäden an der Grasnarbe führen. Abgefrorene und abgestorbene Pflanzen ersticken die Narbe und können von Pilzen befallen werden.
Gerade beim Italienischen Raygras sind dann Schäden durch Auswinterung möglich. Und insbesondere dann, wenn der Bestand länger unter einer Schneedecke liegt.
In hohen Beständen richten Wühlmäuse grössere Schäden an, weil sie dort eine gute Rückzugsmöglichkeit finden. (2)
Pflanzenreste haben ausserdem den Nachteil, dass dort Wiesenschnaken bevorzugt ihre Eier legen. Aus den Eiern schlüpfen Tipula-Larven. Sie schädigen im kommenden Frühling die Gräser, indem sie deren Wurzeln kurz unterhalb der Bodenoberfläche abbeissen. (3)
3. Weideputzen mit hochgestelltem Mähwerk
Bleiben überständige Bereiche, Geilstellen oder Unkräuter übrig, sollten diese mit einem hochgestellten Mähwerk gemäht werden. Fallen grössere Mengen an, sollte man das Schnittgut abführen.
Für das Weideputzen im Herbst eignet sich das Mulchgerät nicht. Durch das Mulchen fransen die Pflanzenteile aus. Dies kann im Frühling zu einem stark verzögerten Wiederaustrieb des Bestands führen. (2)
4. Mähen oder Weiden?
Soll man im Herbst nochmals mähen oder überweiden? Die Weidenutzung im Herbst hat Vorteile gegenüber der Schnittnutzung. Man ist flexibler und man kann ohne grossen Aufwand das nachgewachsene Futter nochmals nutzen. (2)
Aber Vorsicht: Ein zu tiefer Verbiss führt dazu, dass die Reservestoffe für eine ausreichende Regenerierung nicht mehr reichen. Das geht auf Kosten der Winterhärte. (3)
Aus diesem Grund ist eine Überweidung, insbesondere eine zu lange Nachweide im Herbst, zu unterlassen. (2)
Trittschäden können ein weiterer Nachteil der Weidenutzung im Herbst sein. Deshalb nur bei trockenen Verhältnissen weiden. Zudem verursachen die Kühe am wenigsten Schäden, wenn sie hungrig auf die Weide gehen.
5. Güllen ja, aber …
Nach der letzten Schnitt- oder Weidenutzung kann eine Gülle-Gabe verabreicht werden. Mit einer Gabe von 20 bis 25 m3 Gülle je Hektare wird die Winterfestigkeit verbessert. Die Bildung von Reserven und die Bestockung der Gräser werden so gefördert.
Allerdings regen höhere Gülle-Gaben das Wachstum an und die Pflanzen werden empfindlicher auf Kälte. Deshalb ist darauf zu achten, dass Grasbestände nur mässig gedüngt und, wie im ersten Punkt beschrieben, fausthoch (8 bis 10 cm) in den Winter gehen. So können die Gräser genügend Reserven für den Wiederaustrieb im Frühjahr bilden.
Gedüngte Wiesen starten im Frühjahr schneller. Aber mit einem zu hohen und dichten Bestand sollte man nicht in den Winter gehen. (Siehe Punkt 2).
Weiter wurde in verschiedenen Versuchen festgestellt, dass die Stickstoff-Effizienz einer Gülledüngung im Herbst schlechter ist als im frühen Frühjahr. (2)
6. Kalken im intensiven Futterbau
Kalk ist auf dem Grünland nicht nur ein Pflanzen-, sondern vor allem ein Bodennährstoff. Mit einer Kalk-Gabe lässt sich der pH-Wert steuern. (4)
In Naturwiesen liegt der angestrebte pH-Wert zwischen 5.8 und 7.0. Die Ansprüche der Futtergräser sind geringer, da die Bodenstruktur weniger beansprucht wird, der Humusgehalt höher und die biologische Aktivität grösser ist. Tiefere pH-Werte schränken besonders den intensiven Futterbau ein. Kalken geht grundsätzlich zu fast jeder Jahreszeit. Wegen der geringeren Arbeitsspitzen eignet sich der Spätherbst sehr gut. Der Boden muss aber tragfähig und bei flüssiger Kalkdüngung saugfähig sein. (3,4)
Merkblatt Kalkdüngung: www.dgrn.ch/kalk
7. Auf die Mischung kommt es an
Die Grasmischung hat einen Einfluss darauf, wie gut der Bestand überwintert. Die verschiedenen Arten und Sorten reagieren unterschiedlich auf tiefe Temperaturen. Sehr kälteverträglich sind beispielsweise die Wiesenrispe, der Wiesenschwingel und das Wiesenlieschgras.
Die Wiesenrispe etwa stellt das Wachstum im Winter ein und nimmt keine Nährstoffe mehr auf. Das Englisch Raygras hingegen wächst auch im Winter weiter, nur viel langsamer. Bei wechselnden Temperaturen kann es auswintern.
Die Sorten-Unterschiede beim Englisch Raygras sind gross. Einige Sorten sind sehr widerstandsfähig gegen Schneeschimmel. Andere Sorten kann man auch an sehr kalten Standorten in höheren Lagen einsetzen.
Es lohnt sich Mischungen einzusetzen, die in ihrer Zusammensetzung und Sortenwahl zum Standort passen. (3)
8. Walzen gegen Wühlmäuse
Bei einer reinen Schnittnutzung kann der Boden sehr locker sein. Der Einsatz einer Walze kann in diesem Boden sinnvoll sein. Auch wenn ein grosser Befall durch Wühlmäuse vorliegt, kann man zur Walze greifen. Dies drängt die Wühlmäuse zurück. Eine andere Möglichkeit wäre, die betreffende Parzelle bei trockenen Bedingungen zu überweiden.
Wiesen und Weiden sollte nur bei trockenem oder leicht feuchtem Boden gewalzt werden. Gerade Böden reagieren empfindlich auf eine Bodenverdichtung. Die Glattwalze sollte pro Laufmeter ein Gewicht von 1000 bis 2000 kg erreichen. Die Fahrgeschwindigkeit von 4 km/h sollte nicht überschritten werden. Sonst nimmt die Wirkung der Walze ab. (2)
9. Achtung vor Fruktanen
Fruktane haben nichts mit der Weidepflege zu tun. Aber es ist gerade im Herbst ein wichtiges Thema für Pferdehalter.
Kaltes, frostiges Wetter mit gleichzeitigem Sonnenschein regt die Pflanzen dazu an, Energie-reserven in Form von Fruktanen zu speichern. Besonders nach einem herbstlichen Nachtfrost können deshalb die Fruktanwerte auf der Weide sehr hoch sein. Fruktane dienen in Grashalmen, Kräutern, Wurzeln als kurzfristige Energie-zwischenspeicher. Im Übermass verzehrt, erhöht Fruktan die Gefahr von Hufrehe.
Aber nicht alle Pferde sind gleich gefährdet. Übergewichtige Pferde und solche mit einer Stoffwechselstörung sind stärker betroffen. Auch leichtfuttrige Pferde, Ponys und Esel, also gute Futterverwerter, sind stark gefährdet. (5)
Fruktan ist aber nicht alleine für Hufrehe verantwortlich. Es gibt noch weitere Risikofaktoren. Daher ist eine artgerechte Ernährung und vor allem auch viel Bewegung die wichtigste Grundlage für gesunde Pferde. (6)