Der Schweizer Verhaltensforscher Alex Stolba setzte 1978 domestizierte Schweine in einem Wald aus und es passierte – nichts. Die Schweine haben ihre ursprünglichen Lebensweisen behalten, sie fügen sich einfach wieder in die Kreisläufe und Herausforderungen des Waldes ein.

Dort prasseln auf die Tiere täglich viele Reize und Herausforderungen ein. Die Umwelt genau zu erfassen und kluge Entscheidungen zu treffen, das hat das Schwein gelernt. An Wetter und Jahreszeiten hat es sich optimal angepasst. Klimareize stimulieren sein Immunsystem und fördern seine Gesundheit.

In der modernen Tierhaltung hingegen entfallen sehr viele Reize für die Tiere. Es gibt keine schaffbaren Herausforderungen mehr. Viele Fähigkeiten, die das Schwein vor seiner Domestikation entwickelt hat, verkümmern. Das hat negative Folgen für intensiv gehaltene Schweine.

Die Haltung der Schweine in einem Aussenklimastall oder einem Halbwarmstall wie dem Pigport signalisiert für mich die Bereitschaft dazu, das Haltungssystem mehr an die Bedürfnisse des Tieres anzupassen, nicht umgekehrt. Sie verschafft den Tieren Zugang zu Sonnenlicht, Wind, zu verschiedenen jahreszeitlich wechselnden Gerüchen und Temperaturen. Das stärkt die immunologische Abwehr der Tiere.

Auch die eigene Entscheidungsfreiheit, ob Aussen- oder Innenbereich, trägt enorm zu erhöhtem Tierwohl bei und bringt die Schweine ein Stück weit ihrem natürlichen Lebensraum näher.

Dr. agr. Lisa McKenna ist Redaktorin der «BauernZeitung» mit dem Spezialgebiet ethologische und physiologische Indikatoren für positive Emotionen bei juvenilen Schweinen.