Die erste von zwei SRG-Trendumfragen vom 7. Mai 2021 bestätigt das Bild, welches die erste «Tagesanzeiger»-Abstimmungsumfrage schon am 30. April 2021 zeigte: Eine knappe Mehrheit unterstützt die Trinkwasser-Initiative und die Pestizid-Initiative.

Erfahrungsgemäss starten Volks-Initiativen mit einem Vorsprung in den Abstimmungskampf, der aber kleiner wird, je näher der Abstimmungstermin kommt. Deshalb sind Zustimmungswerte von 54 respektive 55 Prozent fünf Wochen vor der Abstimmung eher tief.

Das glaubt auch Lukas Golder von gfs.bern: «Es ist bereits eine intensive Debatte um die zukünftige Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik im Gange, um Produktpreise und Umweltschutz. Das sind hochemotionale Themen, die polarisieren. Und die Gegnerschaft hat sich bereits gut sichtbar formiert.»

Die SRG-Trendumfrage wurde per Festnetz und Handy vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der SRG SSR durchgeführt. Vom 19. April bis 3. Mai 2021 wurden 22'732 Personen aus der ganzen Schweiz befragt. Der Fehlerbereich liegt bei +/– 2,8 Prozentpunkten.

«die grüne» fasst die vier wichtigsten Abstimmungsumfragen und Prognose-Tools in jeweils einer Infografik zusammen.

1. SRG-Trendumfrage zeigt 54 Prozent für die Trinkwasser-Initiative

Die eidgenössische Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz», kurz auch Trinkwasser-Initiative genannt, würde fünf Wochen vor dem 13. Juni 2021 knapp angenommen:

  • 54 Prozent würden die Trinkwasser-Initiative annehmen
  • 40 Prozent würden die Trinkwasser-Initiative ablehnen
  • 6 Prozent sind unentschlossen

Damit startet die Trinkwasser-Initiative mit einem klassischen Verlauf in den Abstimmungskampf. Bei den Erwartungen waren die Befragten gemäss gfs.bern nämlich kritischer:

  • 40 Prozent glauben, die Trinkwasser-Initiative wird abgelehnt
  • 38 Prozent glauben, die Trinkwasser-Initiative wird angenommen
  • Im Mittel wird der Ja-Anteil auf 48 Prozent geschätzt

Im Tessin ist die Zustimmung zur Trinkwasser-Initiative mit 70 Prozent besonders hoch. In der Romandie (56 Prozent) und in der Deutschschweiz (53 Prozent) sind die Befragten kritischer.

Untypisch ist, dass RentnerInnen mit 65 Prozent am stärksten für die Trinkwasser-Initiative stimmen würden. «Dabei spielt die Bewahrung der Natur durch den Verzicht auf Pestizide eine Rolle. Diese Idee ist bei älteren Menschen breit akzeptiert», erklärt Lukas Golder von gfs.bern.

Die Trinkwasser-Initiative will Schweizer Landwirten die Direktzahlungen streichen, wenn sie Pestizide einsetzen.

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1. SRG-Trendumfrage zeigt 55 Prozent für die Pestizid-Initiative

Bei der eidgenössischen Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide», kurz auch Pestizid-Initiative genannt, zeigt sich im Vergleich zur Trinkwasser-Initiative ein kleiner Vorsprung: Fünf Wochen vor dem 13. Juni 2021 würde die Vorlage aber auch nur knapp angenommen:

  • 55 Prozent würden die Pestizid-Initiative annehmen
  • 42 Prozent würden die Pestizid-Initiative ablehnen
  • 3 Prozent sind unentschlossen

Damit startet auch die Pestizid-Initiative mit einem klassischen Verlauf in den Abstimmungskampf. Bei den Erwartungen waren die Befragten gemäss gfs.bern nämlich kritischer:

  • 57 Prozent glauben, die Pestizid-Initiative wird abgelehnt
  • 38 Prozent glauben, die Pestizid-Initiative wird angenommen
  • Im Mittel wird der Ja-Anteil auf 48 Prozent geschätzt

Im Tessin ist die Zustimmung zur Trinkwasser-Initiative mit 65 Prozent besonders hoch. In der Romandie (56 Prozent) und in der Deutschschweiz (54 Prozent) sind die Befragten kritischer.

Untypisch ist wie bei der Trinkwasser-Initiative, dass RentnerInnen mit 62 Prozent am stärksten für die Pestizid-Initiative stimmen würden.

Die Pestizid-Initiative will Schweizer Landwirten den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln verbieten und den Import von Lebensmitteln verbieten, die mit synthetischen Pflanzenschutzmitteln produziert wurden.

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Die Wettbörse 50plus 1 und das Stellus-Modell als Sonderfall

Bei der Wettbörse 50plus1 wird die Wahrscheinlichkeit (!) der Annahme einer Initiative ermittelt, nicht die Ja-Stimmen. Auf einem solchen Prognosemarkt schliessen die TeilnehmerInnen Wetten ab über den Ausgang der Abstimmung. Im Fall der beiden Agrar-Initiativen liegt die Wahrscheinlich bei 40 bis 49 Prozent, was wir in der Infografik mit dem Mittelwert 45 darstellen.

Wahlen in den USA und Deutschland zeigten, dass solche Prognosemärkte genauere Vorhersagen liefern können als Meinungsumfragen. Das US-Verteidigungsministerium setzt Prognosemärkte zur Vorhersage von Terroranschlägen und zur Vorhersage von Grippeausbrüchen ein.

Stellus wiederum analysiert die Abstimmungsbüchlein rückwirkend seit 1979 und prognostiziert aufgrund Ausgangslage, Argumenten von Befürwortern und Gegnern sowie des Gesetzestextes das Abstimmungsresultat.

Seit 2017 hat das Stellus-Modell damit 25 von 29 Abstimmungen richtig prognostiziert. Wichtig: Stellus gibt keine Prozentzahl der Ja-Stimmen an, sondern die Wahrscheinlichkeit (!) für ein Ja, die wir mit 35 Prozent (Trinkwasser-Initiative) respektive 40 Prozent (Pestizid-Initiative) einsetzen.